laut.de-Kritik

Elektropop, Futuresoul, Indie und zu viele Metaphern.

Review von

Girlwoman, die mit bürgerlichem Namen Axana heißt, brütete gemeinsam mit Ehemann und Produzent Rasmus Exner mehr als drei Jahre in ihrer Bielefelder Wohnung einen eigenen Sound irgendwo zwischen Elektro-Pop, Indie und Future-Soul aus. Nun erscheint mit "Das Große Ganze" das langersehnte Debütalbum.

Dabei schürten die vorab veröffentlichten Tracks die Vorfreude. Schon im Mai letzten Jahres gelang Girlwoman mit "Rote Riesen Schlafen Nicht" ein Achtungserfolg. Der düstere Elektro-Pop-Song, der von schlaflosen Nächten, Halluzinationen, weißen Pillen und roten "Riesen" handelt, avancierte zum Streaming-Hit und verhalf ihr zu Radioairplay.

Ebenso düster, aber deutlich trappiger geriet fünf Monate später "Tick Tack Trauma". In dem Song behandelt die Bielefelderin ihr kompliziertes Verhältnis zur Zeit. Im Frühjahr stellte sich in der dramatischen Ballade "Fata Morgana" die Liebe im digitalen Zeitalter mehr als Schein denn Sein heraus. Die tanzbare Elektro-Pop-Nummer "Die Nacht" lud schließlich im Sommer zu einem mysteriösen Streifzug durchs Nachtleben ein.

Auf den restlichen Tracks setzt sich Girlwoman neben der Zeit oftmals mit Oberflächen, Materialien, Farben und Formen auseinander, um ein "Zuhause in den Dingen selbst" zu finden. Im Gegensatz zu den Singles, die trotz aller Nachdenklichkeit immer etwas Direktes ausstrahlen, verliert sie sich dabei zu oft in Metaphern. Davon zeugt schon der Opener "Prisma", wenn sie ihre unruhige Gefühlswelt mit Worten wie "in meinen Wald aus Leuchtstoffröhren kann man sich so schön verirren" umschreibt.

Schade, schlägt doch die Nummer in dieselbe musikalische und atmosphärische Kerbe wie "Die Nacht". Balladeskere Töne stehen in "Strom Linie Form" und "Monochrom" auf dem Programm, wenn sich entschleunigte Beats, Gitarren, Synthie-Streicher und bedrückender Gesang zu einer dramatischen Einheit verbinden, was durchaus an die etwas schwermütigeren Tracks Haiytis erinnert. Nur hätte den Texten weniger zweiflerische Bedeutungsschwere gut getan. Zeilen wie "meine Hülle ist geschmeidig, hinter Glas leidig" grenzen schon beinahe an einem vertonten Poetry Slam.

Weniger verschachtelt, dafür souliger fallen Songs wie "Nur Mut" und "Plattenweg" aus. Leider wirkt das Ende des Albums etwas großspurig. "Ab Morgen Ist Alles Anders Pt.1" erweist sich als weinerlich langweilige Zeitlupen-Ballade über die Vergänglichkeit, die man noch um einen zweiten, rein instrumentalen Teil erweitert. Der bläst die Nummer zu etwas Größerem auf, als sie ist. In "Is Anybody Out There?!", das im tränenvollen Herzschmerz ertrinkt, bedient sich Girlwoman schamlos bei Pink Floyd. Letzten Endes hätte mehr Leichtigkeit an einigen Stellen gut getan.

Trackliste

  1. 1. Prisma
  2. 2. Die Nacht
  3. 3. Strom Linie Form
  4. 4. Fata Morgana
  5. 5. Nur Mut
  6. 6. Monochrom
  7. 7. Rote Riesen Schlafen Nicht
  8. 8. Plattenweg
  9. 9. Tick Tack Trauma
  10. 10. Ab Morgen Ist Alles Anders Pt.1
  11. 11. Ab Morgen Ist Alles Anders Pt.2
  12. 12. Is Anybody Out There?!
  13. 13. Outro

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