laut.de-Kritik
Die britischen Bilderbuch minus Selbstironie.
Review von David HutzelMit ihrem Debütalbum haben sie das Glastonbury-Festival gespielt. Coachella, Bonnaroo und Lollapalooza auch. Live läuft bei den Glass Animals also. Natürlich gibt das schnelle Erschließen eines größeren Publikums die weitere Marschroute für die Band vor: "Big drums, bass, high tempo", wie Sänger Dave Bayley offen analysiert. Diese Art von Opportunismus könnte man der Band jetzt vorhalten, erwiese sich das Verhalten der Briten nicht bislang als smoother Move.
Man hat die Regeln der Digitalität verstanden und platziert sich bislang sehr gut im Live- und Streaming-Markt, lautet das Resümee auf Marketing-Deutsch. Verschreibt sich die Band auf "How To Be A Human Being" nun weiter den Vorlieben instagramsüchtiger Millennials sowie Analog-Optik liebender digital Natives?
Diesen Hipster-Gestus, den die Briten fest in Musik und Text verankern, beherrschen sie jedenfalls blind. "Pork Soda" beispielsweise bemüht Ananas-Metaphorik, wobei unklar bleibt, ob diese Symbolik dabei nur Mittel zum Zweck oder Kritik an einfältigem Hipstertum sein soll. Träfe letzteres zu, dann müsste das Glass Animals-Konzept über etliche Meta-Ebenen gedacht sein – geben sich die vier Musiker doch optisch wie musikalisch minutiös darauf gestylt. Quasi die britischen Bilderbuch minus ausufernde Rockismen und Selbstironie.
Mehr noch als der Vorgänger drängt "How To Be A Human Being" von der Indietronica-Ecke in Richtung Alternative R'n'B. Oder das, was davon für Radio-Pop brauchbar ist. Das Downtempo-Songwriting beschwört bisweilen Blood Orange-Flair, was auf "Season 2 Episode 3" sogar angenehm gut funktioniert. Der Song nimmt sich exakt im Refrain zurück und verfällt in einen ruhigen Groove. Während an dieser Stelle Hoffnung auf mehr solcher Momente keimt, schickt einen so ziemlich jeder andere Kehrvers der Platte direkt in die EDM-Hölle. Und Chris Martins mephistophelischer Geist schwebt über allem.
Ersteres manifestiert sich in einzelnen Sounds (beispielsweise der kitschigen Flöten-Melodie in "Youth"), zweites vor allen Dingen darin, dass die Band nie um den schmierigen Coldplay-Moment verlegen scheint (siehe ebenda; oder bei "Agnes", das nur um seinen Mitsing-Part am Ende konstruiert ist). Natürlich hat diese Art des Songwritings seine Daseinsberechtigung: Im schwefelgelben Scheinwerferlicht, zwischen Martin und Major Lazer auf einer großen Festivalbühne.
6 Kommentare
Keine Erwähnung des Killer-Openers? Ich fürchte der Autor hat das Album gar nicht gehört.
Das soll ein Verriss sein? Sehe in der Rezension keine Grundlagen. Ich habe eher das Gefühl, dass sich der Autor mit seinem Pseudo-Wissen um "Marketing" oder das "Hipstertum" darstellen wollte.
Total daneben, Album ist an manchen Stellen sicherlich zu poppig aber in meinen Augen immer noch ganz locker 4/5. Hipsterkritik ist schon lange noch nerviger als Hipster selbst und gerade bei dem was diese Band bisher abgeliefert hat sehe ich gerne über das Aussehen und den Stil der Jungs hinweg. Schlussendlich wird das Ding bestimmt im Jahresrückblick erscheinen und alle Frage sich wo die 2 Punkte herkommen.
Anstatt sich übers Hipstertum zu echauffieren, könnte man ja den qualitativen Gehalt der Musik kritisieren.
Und da gibt es, so meine Meinung, wenig Ansatzpunkte zu einer vernichtenden Kritik.
Die wenigen Punkte die der Autor hier anführt, sind bestenfalls Alibi-Argumente, haben keinerlei Aussagekraft,
sind zum Teil einfach subjektive Geschmacksvorstellungen und sind dann nicht einmal stringent verpackt.
Schwach.
Sehr kurzer Kommentar zum Album noch,
empfinde ich als eine 4/5, vielleicht sogar 4,5/5.
Ist abwechslungsreich, weniger Pop-lastig als so mancher anderer Titel und hat es verdient ausprobiert zu werden!
Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.
Ich glaube nicht, dass der Autor das Album wirklich gehört hat, oder sich zumindest mit der Geschichte des Albums auseinandergesetzt hat. Jeder dieser Songs steht für einen Charakter (abgebildet auf dem Albumcover), die individuelle Lebensgeschichte bzw. Erfahrung eines Menschen mit den Herausforderungen "ein Mensch zu sein", wie der Albumtitel bereits verrät! Glass Animals zielt nicht unbedingt darauf Mainstream zu sein, will nicht der großen undifferenzierten Maße gefallen, was sie eventuell zu der "Hipster-Bewegung" zugehörig macht. Aber wegen der Ananas-Metaphorik kann man das zum Beispiel nicht behaupten, da diese einem Zitat aus eben einer dieser Charaktere entnommen ist. Man sollte sich schon schlau machen, bevor man urteilt. Musik ist nicht nur Musik, sondern auch die Geschichte, die mit ihr verbunden ist. Und anders als andere Musiker ist Dave Bayley, Sänger der Band, noch ein wahrer Singersongwriter, der keine offensichtlichen Zeilen in die Songs klatscht, sondern immer sehr viel Raum für Interpretation gibt.
Des Weiteren lohnt es sich Glass Animals live zu sehen, da die Jungs da oben eine heftige Show abliefern und die ganze Masse zum beben bringen können! Sich mal auf Youtube reinzuhören ist zu empfehlen; gerne auch bei Liedern des älteren Albums ZABA, anstatt solchen hin geklatschten Rezensionen, die sich keiner richtigen Recherche bedienen, fraglos Glauben zu schenken.
Für mich persönlich hat How to be a Human Being 5/5 Sternen.