laut.de-Kritik
In jedem Lied klingt die verzweifelte Lage der Band an.
Review von Oliver LambrechtGoldene Zeiten, goldene Namen, goldene Verlockungen. Der Goldrausch steht nicht nur für Aufbruchstimmung, sondern auch für unzählige gescheiterte Existenzen, die im Glanz des Edelmetalls leicht in Vergessenheit geraten. Auch Goldrush drohte ein solches Schicksal. Nach dem Scheitern von ersten Albumaufnahmen und internen Streitereien, mangelte es nur an einer offiziellen Bandauflösung. Die Mitglieder widmeten sich zwischenzeitlich wieder dem Berufsleben, mit mäßigem Erfolg. Also bleibt vorerst nur die Musik und die wieder auflebende Freundschaft. "The Heart Is The Place" bildet das Manifest, das über den weiteren Weg bestimmen soll.
In jedem Lied schwingt die verzweifelte Lage der Band mit. Es klingt wie ein vertonter Scheideweg, mit dem Zeug zu Großem, aber auch zu großer Enttäuschung. So überrascht auch nicht der holpernde Übergang vom Klangteppich "Aperture", vier vorgezogene Refrain-Takte in Dauerschleife, zu "The Story Of The City". Ob es sich dabei um die Nervosität der Musiker oder mangelnde Fähigkeiten der Produzenten handelt, sei dahingestellt.
Das dringliche "Every One Of Us" sprüht auch nicht gerade Funken. Der stets heiser daher singende Robin Bennett und die rockende Musik spielen noch unbeholfen nebeneinander wie Mann und Frau, die nicht sicher sind, ob sie miteinander gehen sollen. Während jedoch beide des Tempo etwas herunterfahren, kommen sie bei "Can't Give Up The Ghost" zusammen: "If you think this is the end, We're not even close". Wie wahr, und wer weiß wohl besser Bescheid als Goldrush?!
Das Countryeske "We Will Not Be Machines" darf gerne als Absage an das britische Arbeiterleben herhalten. Für jeden nachvollziehbar bevorzugen die Musiker treibende Gitarren anstelle von Fließbandakkorden. Und mit jedem weiteren Lied verfestigt sich das Bandgefüge. Auch wenn halbgare Tracks wie "Heaven's My Destination" und "Sun In The Eyes" eindrucksvoll vor Ohren führen, wieso der Durchbruch ausblieb. Das in beiden Stücken inflationär verwendete Glockenspiel konterkariert den an sich eher härteren ländlichen Klang. Statt Herausragendem bleibt unterm Strich eher Durchschnitt.
Doch der stetig wachsende Titeltrack "The Heart Is The Place" und das von Klavier und Streicher begleitete "Yours And Mine" deuten letztlich doch in Richtung Befreiungsschlag. "A Joyous Final Chapter" beschließt nicht nur das dritte Album, sondern auch den von "Aperture" gesetzten Rahmen. Eine dreiviertel Stunde stemmen sich Goldrush letztlich erfolgreich gegen die drohende Vergessenheit, auch wenn der Platte eine zündender Hit fehlt.