Porträt

laut.de-Biographie

Gonjasufi

Bei Pitchfork begeistert man sich über "halluzinogene Kopfnickermusik", die "bei Stones Throw wie beim IDM-lastigen Hause Warp gleichermaßen blendend aufgehoben" wäre. Tatsächlich findet Gonjasufi bei letzterem Label Obdach.

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Ice T erklärt Rap. D'Angelo macht alles anders, Gonjasufi sowieso. Nur bei Chris Brown und Drake bleibts beim Alten: Man mag sich nicht.

Flying Lotus stellt den Kontakt her. Er schwärmt - neben der musikalischen Schrankenlosigkeit - besonders von der Stimme des dreadgelockten Kollegen: "timeless, incredible filth". Die zugleich getriebenen und ungeheuer zwingenden Vocals stehen im Zentrum von Gonjasufis irren Klangcollagen.

Seine Geschichte: eine vom Besitzen und Verlieren, vom Suchen und Finden. Geboren 1978 genießt Sumach Valentine - sein Vater, ein Botaniker, verpasst ihm den pflanzlichen Vornamen - eine behütete Kindheit. Nach dem College verschlingt sich sein Lebensweg jedoch.

Ein Leben am Strand führt auf die Straßen Kaliforniens. "Drogen, das ganze Programm", erklärt er im Interview. "Ich war unkontrolliert, außengelenkt und aggressiv." Ein wenig Seelenheil findet der Sohn koptischer Christen erst, als er Bekanntschaft mit dem Islam, insbesondere mit dessen mystischer Strömung, dem Sufismus, macht.

Sumach erkennt: "Jeder Moment ist Gebet. Der Körper ist heilig." Er nennt sich Gonjasufi, lässt sich zum Yogi ausbilden und erteilt Yoga-Unterricht. Mit Frau und Kindern findet er am Stadtrand von Las Vegas ein Zuhause.

Seiner Begeisterung für Miles Davis, Bob Marley oder John Lennon tut die neu entdeckte Spiritualität keinen Abbruch. Auch seine Vergangenheit in der kalifornischen Hip Hop-Szene hinterlässt Spuren in einem an Eigenständigkeit schwer zu überbietendem Sound.

Bereits Mitte der 90er rappt Gonjasufi - noch unter seinem bürgerlichen Namen Sumach - auf den Spuren von The Pharcyde und Konsorten. Er veröffentlicht in den Nullerjahren mehrere Platten in Eigenregie - meist handelt es sich lediglich um Sammlungen roher Song-Skizzen.

Offenbar genügt das schon, zumindest um DJ und Produzenten The Gaslamp Killer von Gonjasufis Talent zu überzeugen. Eine fruchtbare Zusammenarbeit entwickelt sich. Gonjasufi knüpft zudem Kontakte zu Mainframe und eben Flying Lotus, die beide ebenfalls an seinem eigentlichen Debüt beteiligt sind.

"A Sufi And A Killer" erscheint 2010 unter dem Dach von Warp. Der Titel spiegelt zum einen die Präsenz von The Gaslamp Killer, besitzt für Gonjasufi aber noch eine weitere Bedeutung: "Wenn ich die Menschheit repräsentiere, dann trage ich auch die niederste Form des Menschen, den Mörder, in mir."

Gonjasufi - Mandela Effect
Gonjasufi Mandela Effect
Spannendes, vielschichtiges Pendant zur letzten Platte.
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Mit nur einer Ebene gibt sich Gonjasufi weder inhaltlich noch musikalisch zufrieden. So vielschichtig wie seine geschredderten und geloopten Welten zwischen mystischen Klängen, angerissenen Hip Hop-Beats, Spuren von Soul, Funk, Rock und Easy Listening, so eindeutig seine Mission:

"Ich will Leuten, die das gleiche durchgemacht haben wie ich, ein Ventil bieten. Ich hoffe, ich gebe ihnen die Möglichkeit, ihre Energie zu kanalisieren, und sie erkennen, dass es Hoffnung gibt. Es gibt einen Weg, die ganzen sogenannten negativen Dinge, die einem im Leben widerfahren, zu nutzen und in etwas Positives zu verwandeln."

Diese Mission führt er 2012 mit dem nur 24-minütigen Zweitling "Mu.zz.le" (Maulkorb) weiter. Voller Inbrunst und im lange Jahre trainierten Bauchgesang liefert Gonjasufi seine Message gegen gesellschaftliche Zwänge und Geldwahn.

Deutlich zielstrebiger zeigt sich der allein produzierte Nachfolger, der von starken Trip Hop-Referenzen durchsetzt ist. Komplizierte Soundstrukturen weichen eingängigeren Mustern und geben dem starken Idealismus dieses Mannes genügend Raum. Dabei ist Gonjasufi dem Gewöhnlichen jedoch weiterhin einen Schritt voraus.

Nach einer Split-EP mit Ras G ("Untitled") ein Jahr später und einigen Gastbeiträgen als Sänger, etwa für Perera Elsewhere und The Bug, zieht sich der musikalische Querkopf aufgrund einer schweren manisch-depressiven Episode lange Zeit zurück. Abgeschieden arbeitet er unter anderem in der Mojave-Wüste an 19 düsteren Soundhybriden, die von seinen kosmischen Entwürfen eine radikale Abkehr darstellen. Das selbstproduzierte "Callus" erscheint schließlich 2016 und dringt in die dunkelsten Winkel der menschlichen Seele vor. Das Remix-Pendant "Mandela Effect" kommt 2017 auf dem Markt.

Vorhersehbarkeit kann man Gonjasufi, der nach den Aufnahmen zu "Callus" in einem Wohnwagen in Washington D.C. lebt, kaum vorwerfen. Authentizität und Unberechenbarkeit bilden die Eckpfeiler seiner spannenden und außergewöhnlichen Soundästhetik.

News

Alben

Gonjasufi - Callus: Album-Cover
  • Leserwertung: 3 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2016 Callus

Kritik von Toni Hennig

Ein Trip in die dunkelsten Winkel der menschlichen Seele. (0 Kommentare)

Gonjasufi - Mu.zz.le: Album-Cover
  • Leserwertung: 5 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2012 Mu.zz.le

Kritik von Hannes Wesselkämper

Kanalisierte Weirdness vom Yoga-Lehrer. (0 Kommentare)

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