laut.de-Kritik
Die Londoner metzeln ziemlich radikal durch die Gegend.
Review von Michael EdeleNa, die haben sich wohl verlaufen. Gehören die nicht eigentlich eher auf das Relapse-Label? So radikal wie die Engländer auf ihrer zweiten Scheibe durch die Gegend metzeln, würden sie dort sicher perfekt ins Programm passen, zumal ihr Debüt letztes Jahr auch über Relapse neu aufgelegt wurde.
Nun sind es aber Metal Blade, die den Gore-Metallern eine neue Heimat bieten und den kranken Phantasien der Engländer eine Veröffentlichungs-Plattform bieten. In bester Carcass-Manier pflügt sich das Londoner Sextett durch neun Songs, die zwar größtenteils vehement nach vorne weg brettern, aber auch immer wieder kurze Rock'n'Roll-Parts aufweisen wie im Titeltrack oder in "To Catch A Killer". Mit den Grindgöttern von Carcass verbindet sie vor allem der Humor, mit dem sie ihre Texte angehen. Der ist zwar nicht jedermanns Sache und auch ich bevorzuge normalerweise andere Gebiete des Sarkasmus, aber ein Grinsen kann ich mir bei einigen der Titel doch nicht verkneifen.
Für Abwechslung sorgt auch die Tatsache, dass bei den Londonern neben den hauptamtlichen Gurglern Goreskin und Mr. Gore auch noch Basser The Wilson ins Micro schreit. Ob Goreskin bei seinem tiefen Gerülpse tatsächlich immer auf Texte zurückgreift, oder in bester Obituary-Manier nur Geräusche ins Micro rumpelt, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aber "Masticated By The Spasticated" lässt mich an einem lyrischen Erguss doch stark zweifeln. Technisch und musikalisch ist die Sache absolut im grünen Bereich und vor allem die ins Solo von "To Catch A Killer" eingebaute Jahrmarktsmusik bringt den nötigen Humor auch instrumental rüber.
Wie üblich ist die Spielzeit mit 'ner knappen halben Stunde alles andere als üppig, aber das reicht auch vollkommen aus, um sich 'ne anständige Fönfrisur zu verpassen. Für mich die richtige Portion Gute-Laune-Gore.
Noch keine Kommentare