laut.de-Kritik
Gegen jede Regel.
Review von Dominik Lippe"Ich lass' es wieder voll eskalier'n und benehme mich, als hätte ich die Tollwut in mir." Die Verbindung von Hinterhof-Produktionen und animalischem Rap zieht sich als Konstante durch das Werk von Gzuz und seinen Kollegen von der 187 Strassenbande. Auf seinem dritten, der Einfachheit halber "Gzuz" betitelten Soloalbum pflegt das Hamburger Aushängeschild erneut seine Anti-Haltung. Davon dass er den derben Dickschädel durchaus auch mit ironischen Zügen vor sich herträgt, zeugt das Album-Cover, das den Rapper als missmutiges Geburtstagskind zeigt.
Sein trotzköpfiges Auftreten findet sich auch in "Gazozial" wieder. "Ich komm' rein ins Restaurant und bin lauter als der Rest", erklärt er um Aufmerksamkeit heischend und bedient selbst mit über 30 Jahren noch Motive aus Coming-of-Age-Geschichten: "Schmeiß mich aus dem Schwimmbad, doch ich kletter' über'n Zaun." Wie ein verhaltensauffälliger Lausbub, der nach einem ihm Grenzen setzenden Pädagogen verlangt, ruft er in der Hook aus: "Und ich kann mich wieder nicht benehm'!" Es lässt sich nicht leugnen, dass diese überzeichnete Outlaw-Inszenierung hervorragend unterhält.
Einen unangenehmeren Eindruck hinterlässt seine Abgrenzung immer dann, wenn sie sich wie in "Kopfnüsse" auf ein privates Umfeld bezieht: "Die Schlampe ist am nerven und ich sag' ihr Lebewohl." Dennoch überzeugt auch dieser Song als rundum stimmiges Stück Musik. Während die Hi-Hat wie eine beschleunigte Uhr tickt, wetzt Gzuz die Messer. Dazu schwirrt eine Art Elfengesang durch das Instrumental. Auch wenn die inhaltliche Substanz der Lieder nicht den Umfang einer Steuererklärung nach Friedrich Merz übersteigt, wertet die Gestaltung das Album deutlich auf.
Gesetzwidriges Verhalten legt Gzuz an der Seite von Sa4 an den Tag. Gemeinsam führen sie in "Kapseln" durch ihr reichhaltiges Drogenangebot. Weitaus schlimmer fällt die Menschenfeindlichkeit von Bonez MC in "Verkackt" aus, die sein Kompagnon mit folgenden Zeilen ergänzt: "Fuck, wenn sie mich verhaften, hab' ich wieder mal verkackt. Doch ich werde es verkraften, weil die schieben mich nicht ab." Da es sich bei dem Hamburger dem Vernehmen nach um einen Deutschen mit gesichertem Status handelt, erscheint es mindestens unredlich, derart die Reflexe der AfD-Klientel zu triggern.
Wenn der Rapper nicht fortwährend den Bürgerschreck geben würde, käme er mit Sicherheit auch in den Kreisen der Rechtspopulisten wunderbar an. So offenbart Gzuz im Umgang mit der Presse eine mit Pegida kompatible Meinung. Die ihn vermeintlich diffamierende vierte Gewalt lehnt er ebenso ab wie die restlichen drei. "Rede nicht mit Medien, doch täglich in den Schlagzeilen. Sind gegen mich und sehen in mir den Staatsfeind", bemängelt er in "Nie Erwartet" und darf sich insgeheim freuen, dass ihn der Spiegel mit seinem Böser-Buben-Cover in seiner Wahrnehmung bestätigt.
So zeigt Gzuz mit seinem dritten Soloalbum erneut sowohl die Stärken als auch die oft kritisierten Aspekte des 187-Universums. Anders als bei vielen Straßenrappern, die ihre Außenseiter-Attitüde so lange bedienen, bis sie ein Häuschen mit Garten in der Vorstadt ihr Eigen nennen, wirken die Attacken auf das Spießertum bei Gzuz relativ glaubwürdig. Mit überraschender Klarheit erkennt er, nicht um Anerkennung kämpfen zu müssen, weil ihn die Mehrheitsgesellschaft ohnehin niemals willkommen heißt: "Könnt' es drehen wie ihr wollt: Gehöre nicht zu dem System."
17 Kommentare mit 132 Antworten
"Schmeiß mich aus dem Schwimmbad, doch ich kletter' über'n Zaun." Richtiger Gangstashit
Nicht so gut wie Ebbe und Flut, aber besser als Wolke 7
Retardierter Rüpel-Rap dieser Sorte ist hoffentlich bald out!
Proll Mucke für Asis. Wer so was gut findet hat mit seinem Leben schon abgeschlossen.
Texte wie "Ich fuhr immer schwarz, hab' kein Ticket für die Bahn", "In der Fünf-Sterne-Suite besoffen auf den Boden schlafen" oder "Hier, wo keiner Schulausbildung hat" sind ja fast schon als "putzig" zu bezeichnen. Das schockt doch kein bisschen und kann daher nur Kinder in der Verwirrung einer anfangenden Pubertät ansprechen. Auch das langweilige Einerlei aus fetten Karren, Drogen und Frauenverachtung als Lebenshaltung kann doch niemanden mit auch nur marginaler Lebenserfahrung hinter dem Sofa vor holen. Alles war schon zig mal da, alles nur geklaut. Und dass heranwachsende Teenager damit gegen die ganze Welt und die dummen Eltern rebellieren wollen, die ihnen aber noch immer die vollgekackten Unterhosen waschen, ist einfach "the circle of life". Musikalischer Einheitsbrei im Sinne von "mein Handy ist stärker als Dein Faxgerät" und prinzipiell einfach nur belanglos.
furchtbar deepe und sozialkritische einsicht. ist vor dir noch keiner drauf gekommen
Ist GZUZ nicht gerade im Knast????? Da kann er ja gar nicht sein Album promoten, aber der Knast sorgt ja auch für street credibility ????
ja, alles tight, schwarte. jetzt leg dich mal wieder hin.
Gzuz bist dus? Wie wars im Knast?
lösch dich bitte sofort. hier gibts es schon genug pflegefälle.