laut.de-Biographie
Harry Quintana
So wirklich viel weiß man über Harry Quintana (bis 2015: Prinz Harry, Harry K und davor Mariano) nicht. Aus seinen Songs lässt sich lediglich erschließen, dass er Südamerika, Fußball und Tennis mag und aus München kommt. Ansonsten scheut der Rapper das Licht der Öffentlichkeit. Er gibt (fast) keine Interviews, absolviert kaum Liveauftritte und zeigt lange Zeit keine Präsenz in den sozialen Medien, sieht man von einem ziemlich verwaisten Twitteraccount einmal ab.
Die damit einhergehende Mystifizierung der eigenen Person lässt sich allerdings weniger mit einer gezielten Werbekampagne erklären, als vielmehr damit, dass Quintana schlicht nie die Ambition hatte, dass Musik mehr als ein Hobby sein könnte. "Ich bin halt in der komfortablen Situation, dass ich damit nicht mein Geld verdienen muss, also kann ich auf das ganze Twitter-Ding scheißen." Seine Songs vertreibt der Musiker konsequent selbst, stellt sie zum kostenlosen Download bei Soundcloud oder Bandcamp bereit.
Trotzdem hat sich der Rapper über die Jahre eine kleine, aber treue Fangemeinde aufgebaut, zu der auch solch prominente Mitglieder wie Kollegah oder LGoony zählen. Obwohl die beiden musikalisch wenig Schnittmengen aufweisen, schätzen beide den einzigartigen punchlinelastigen Stil Quintanas.
Auch dessen musikalische Ursprünge liegen im Battlerap. Wie zahlreiche andere Rapper, ist auch Quintana Mitte der 2000er, damals noch unter dem Namen Prinz Harry, in der RBA aktiv. Bekanntheit darüber hinaus schafft 2010 ein Feature auf Kollegahs erstem Hoodtape. 2011 veröffentlicht er mit "Vom Wohlstand Verwahrlost" eine Sammlung der Songs der letzten Jahre.
Der musikalische Output bleibt in den nächsten Jahren sporadisch. Erst 2015 erscheint mit "El Camino" eine EP mit neuen Songs und unter neuem Namen. Diesen hat der Musiker nach eigenen Angaben nicht geändert, um im Internet besser auffindbar zu sein, sondern weil ihm keine neuen Reime auf den Namen des britischen Kronprinzen mehr einfielen.
Als sich die nicht gerade verwöhnte Anhängerschaft wieder einmal fragt, ob es Quintana noch gibt, überschlagen sich zum Jahreswechsel 2018/2019 die Ereignisse. Quintana veröffentlicht ein Best-of-Album, hat Featureparts auf "Lightcore" und "Hoodtape Volume 3" und veröffentlicht mit "Raro" sogar eine weitere EP.
2021 wird die treue Fanschar geradezu verwöhnt: Nicht nur legt Harry Quintana mit "Blue Sky Szenario" ein "richtiges" Album vor. Obendrein bricht er auch mit seiner üblichen Zurückhaltung und äußert sich in gleich zwei ausführlichen Interviews zu seinem Werdegang und seiner Arbeitsweise.
Harry Quintana bleibt ein Unikat im deutschen Rap, eine Untergrund-Legende, die es nie darauf angelegt hat, eine zu werden. Auch wenn Fans am mangelnden Ehrgeiz des Müncheners teilweise schier verzweifeln, macht Harry Quintana nur das, worauf er Lust hat. Dass das teils monate- bis jahrelange musikalische Dürreperioden bedeutet: Pech. Wenn Quintana doch einmal veröffentlicht, versprechen die Songs unterhaltsam, überheblich oder auch absurd-tragisch zu werden. Nur langweilig sind sie nie.
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