laut.de-Kritik
Bei diesen Texten hilft auch keine Big Band.
Review von Robin KirkerHier eine kleine Imagination: Deine Großmutter ruft dich, ihr seid schon viel zu spät zum Bergfest. Heute tritt eine Band auf, sogar mit Sänger. Als ihr ankommt, ist das Seniorentreffen schon im vollen Gange. Auf der Bühne: Einige Menschen mit Instrumenten und ganz vorne ein älterer Herr, der munter vor sich hin trällert. Alles ist am Schunkeln und Klatschen. Genau so fühlt sich "Lauschangriff" von Heinz Rudolf Kunze an. Auf der Platte präsentiert er seine Klassiker, neu aufgearbeitet mit der Big Band der Bundeswehr unter der Leitung von Timor Oliver Chadik.
"Dies Ist Klaus"- reimen will gelernt sein. Ob es reine Ignoranz ist oder wirklich Nicht-Können, darüber lässt sich nur spekulieren. Klaus, Haus, raus ist für jemanden, der schon so lang im Musikbusiness sein Unwesen treibt, keine große Leistung. Naja, eine Umdichtung wäre ja auch nicht authentisch gewesen. Das Original aus 1986 gliedert sich mit Herbert Grönemeyers "Männer" in das gleiche Genre ein, wobei "Männer" wenigstens noch mit dem Text überzeugt. Obwohl Kunze über sich selbst behauptet, deutsche Sprache sei sein kostbares Handwerkszeug, würde den Texten etwas frischer Wind gut tun.
Wie "Do They Know Its Christmas" von Band Aid wird auch "Aller Herren Länder" kaum all diejenigen retten, die eben nicht so ein Glück hatten wie alte weiße Männer. Der Track wirkt aufgesetzt und arrogant. Was soll man erwarten von jemandem der sich mit Größen wie Frank Sinatra oder Bryan Ferry vergleicht.
Während man bei manchen Aussagen nur kopfschütteln kann, findet sich auf "Lauschangriff" auch ein Lied wider, das dem ein oder anderen Mut machte in einer schweren Zeit. "Die Dunkelheit Hat Nicht Das Letzte Wort" wurde 2020 mitten in der Corona Pandemie veröffentlicht. "Wer Lösungen verkaufen will, die grob und einfach sind, verdient nur unsern Abscheu und Verachtung" - endlich eine vernünftige Meinung. Kann ja nicht alles schlecht sein. Doch fehlt es dem Track an einer wirklich mitreißenden Melodie. Er wird dominiert von Bläsern, die sich zum Ende hin auch aufbauen, trotzdem nicht die gewünschte Wirkung rüberbringen.
Leider hat Kunze zu Politik und Gendern eine so starke Meinung, dass er die auch in jedem Interview breittreten muss. Egal welches Lied gespielt wird, ich höre ihn nur sagen: "Ich lasse mir von niemandem vorschreiben, mit welchen Worten ich Menschen respektiere. Und wenn es Leute gibt, die mir nicht glauben, dass ich mit dem generischen Maskulinum alle Menschen gleichsam respektiere, dann ist das schade."
Die gewisse Ignoranz spiegelt sich in vielen seinen Songs wider und fällt etwa auch in "Die Ganz Normalen Menschen" auf. Gerade Textpassagen wie "Es sind die ganz normalen Menschen. Die etwas leisten, etwas taugen. Die hier das große Rad bewegen", sind es, die einen bitteren Beigeschmack haben. In 2024, einem Jahr des Umschwungs, suggeriert der Track das Motto "Sei normal und mach was alle machen". Ein Meinung, die einfach nicht mehr angebracht ist, denn wo hat uns dieses Denken hingebracht?
Im Grunde liegen mir hier Songs vor, die es alle schon mal mehr und mal weniger lang gab. Der einzige Unterschied ist, dass die Big Band sie begleitet. Rein instrumental ist hieran nichts auszusetzen. Es ist solide, aber gähnend unspektakulär - oder wie Personen Ü50 sagen würden: "Ist doch voll fetzig".
5 Kommentare mit 3 Antworten
Bei der Textkritik mit "Dies ist Klaus" einzusteigen ist eine schlechte Wahl. Ich empfehle dem Rezensenten die Einordnung in den politischen Kontext der damaligen Zeit.
Der Mann hat spätestens Mitte der 90er weit Schlimmeres verbrochen, aber bis "Macht Musik" war er durchweg auf mindestens ansprechendem Level.
Wow, was für eine schlechte Review. Wo soll man da anfangen? Sie sollten wenigstens zwei Sachen beachten, machen Sie mehr als Bob Geldorf oder wenigstens ein wenig mehr als dieser weinerliche Rotschopf aus GB und was noch viel wichtiger ist, Sie, ich und die meisten Experten hier werden auch mal alte weiße Männer sein. Die Vorwürfe oder Probleme werden dann wahrscheinlich nicht mehr die gleichen sein aber wir werden dann die alten weißen Männer sein. Mal schauen wie klug Sie dann sind.
Stefan Johannesberg psychotisch im Sabbatical, seine Aversion bzgl. der Urlaubsvertretung für die Besprechung von kernschrottigem Deutschdadrock äußernd, wäre ein mir sehr genehmer Story Arc.
Ich bin mir sehr sicher, dass der größte Teil der in Deutschland lebenden Menschen keine alten weißen Männer werden.
Review genauso überflüssig wie das Album imho. Kann weg
Ich weiss nicht, wie alt Kirker ist, aber der letzte Satz disqualifiziert ihn. Ich bin einer dieser Ü50er, höre HRK mal mehr mal weniger. Aber diese Kritik ist lächerlich. Alte Lieder im aktuellen Kontext zu beurteilen, das wirklich neue, nämlich die Bigband in zwei Teilsätzen abzuhandeln und die Meinung von ihm als Argument des "weissen alten Mannes" einzubauen, zeigt mir mal wieder, dass es dann nicht mehr um die Kritik geht sondern um das Bashing eines Menschen, dessen Meinung man nicht teilt.
stimme zu!
fernab vom Einheitsmeinungskanal lebt es sich in der Öffentlichkeit nicht gut.