laut.de-Kritik
Helene kennt auch mit Leonard Cohen kein Erbarmen.
Review von Toni HennigSeit 2016 strahlen ZDF, ORF und SRF "Die Helene Fischer Show" am ersten Weihnachtsfeiertag aus, die 2011 erstmalig im Ersten lief. Die bietet neben Performance-Einlagen auch eine Menge nationaler und internationaler Gaststars, die sich mit der Schlager-Sängerin zu einem Duett treffen. Nun fasst "Die Helene Fischer Show – Meine Schönsten Momente Vol. 1" eine Vielzahl dieser Duette auf zwei CDs zusammen. Ein paar Songs, die sie alleine singt, finden sich darüber hinaus auch noch auf den beiden Tonträgern. Zudem wartet die limitierte Auflage dieses Werkes noch mit einem von ihr selbst gestalteten 60-seitigen Fotobuch sowie einer zusätzlichen Blu-ray und DVD auf.
Ein Blick auf die Tracklist verrät, dass man der Schlager-Hölle nur beiläufig begegnet. Stattdessen schöpft Helene aus einem vielseitigen Repertoire aus Pop, Rock, Folk, Blues und Soul mit wenigen kurzen Schlenkern in Richtung Schlager. Das mutet auf den ersten Blick recht sympathisch an.
Der erste gute Eindruck verfliegt allerdings schon zu Beginn, wenn sich die Schlagersängerin und Adam Lambert zu weitläufigen Keyboards und großspurigen Riffs durch "Who Wants To Live Forever" röhren. Letzten Endes verkommt die Nummer zur reinen Show, wie auch ein Großteil der nachfolgenden Songs, die Helene mit ihrer musicalhaften Stimmgewalt geradezu zersingt. Vom Glanz der Originale bleibt dadurch nicht mehr viel.
Nach dem Eröffnungstrack geht es mit James Blunt und Bryan Adams in harmlose Pop-Rock-Sphären. Spätestens wenn in "So Wie Du Warst" das pathetische Organ des Unheilig-Grafen erklingt, kommt man endgültig im Schlager an. Da dürfen Santiano im Anschluss nicht fehlen, die in "Weit Übers Meer" sehnsuchtsvolles Seemannsfeeling heraufbeschwören. Gegen Ende bekommt man von der schroffen Stimme Björn Boths allerdings nicht mehr viel mit, wenn sich Helene zu gesanglichen Ausbrüchen hinreißen lässt.
Der Tiefpunkt ist schließlich erreicht, wenn sich die Schlagersängerin zusammen mit Kerstin Ott im darauf folgenden "Regenbogenfarben" die Welt so bunt wie nur möglich malt. Man möchte am liebsten in allen Regenbogenfarben kotzen, wenn man ein Einhorn wäre. Wenigstens wartet im Anschluss sogar ein Highlight, wenn die Kelly Family im "Mit Dem Wind / Nanana - Mash Up" ab der Mitte mit treibenden Riffs und mitreißenden Gesängen das Publikum zum Kochen bringt. Helene verzichtet hier darauf, die Truppe stimmlich zu übertönen, sondern lässt sich von den rockigen Klängen mittreiben. In solchen Momenten merkt man, dass die Kellys mehr Leidenschaft und Musikalität besitzen als ein Großteil der weiteren Stargäste auf dieser Zusammenstellung.
Leidenschaft hat normalerweise auch Tom Jones. Aber wenn in "Sex Bomb" Helenes Stimmgewalt dafür sorgt, dass sein nonchalant lässiges Organ und die schmissigen Bläser zur Nebensache verkommen, war es das mit dem Sex-Appeal. Zuvor kommt man, wenn sich Fischer mit Luis Fonsi und Eros Ramazzotti zusammentut, um die sommerliche Latino- und die italienische Pathos-Hölle nicht drumrum. Im Anschluss belohnt das zusammen mit Leona Lewis gesungene "Run" das Durchhalten. Die beiden gehen nämlich ein emotional kraftvolles Duett auf Augenhöhe ein, das überaus authentisch rüberkommt.
In "Merci Chérie", einem Udo Jürgens-Chanson und zugleich das Gewinnerlied beim Eurovision Song Contest 1966, hört man ebenfalls aufrichtige Emotionen heraus, wenn die Schlagersängerin das Stück so darbietet, als wenn es ihr eigenes wäre. Auch wenn die Streicher und die süßlichen Piano-Klänge etwas zu dick aufgetragen klingen. Da hat man sich aber schon durch "Atemlos Durch Die Nacht" durchkämpfen müssen. Ebenso gelungen fällt das "Backstreet Boys Medley" aus, das Helene zusammen mit Nick Carter zum Besten gibt. Denn anstatt sich auf eine professionelle Performance zu versteifen, steht mehr der gemeinsame Spaß im Vordergrund.
Ansonsten reiht sich oftmals eine entbehrliche Sentimentalität an die nächste. So ertränkt man Peter Maffays "Nessaja" im Streicherschmalz, während sich Helene wieder einmal zu nach vorne gehenden Gitarrentönen als theatralische Rockröhre präsentiert. Später jault sie sich dann noch gemeinsam mit Gregor Meyle durch Glen Hansards und Markéta Irglovás "Falling Slowly" und auch mit Leonard Cohens "Hallelujah" kennt sie kein Erbarmen, wenn sie zusammen mit Rea Garvey ein paar bedächtige Töne anstimmt, die jedoch gegen Ende ins Weinerliche abgleiten. In solchen Momenten kommt einem das alles wie eine gefühlte Ewigkeit vor.
Und dann wäre noch der Prince-Klassiker "Purple Rain", für den die Schlagersängerin Gregory Porter gewinnen konnte, dessen Crooner-Qualitäten allerdings völlig untergehen, wenn ihre Stimme von einer Oktave zur nächsten jagt. Als wenn Helene der Nummer nicht schon genug Luft zum Atmen nehmen würde, erstickt das Stück auch noch in einem Meer aus schmalzigen Streichern und Chören. Der sexy Motherfucker dreht sich im Grabe um.
Wenn im abschließenden "Amazing Grace" ein letzter Paukenschlag und anschließender Publikumsapplaus ertönen, nachdem The Crossed Swords Pipes & Drums festliche Dudelsack- und Drumklänge für die Gesangskapriolen der Sängerin geliefert haben, ist man auf jeden Fall froh, die rund zweieinhalb Stunden unversehrt überstanden zu haben, ohne hoffentlich bleibende Folgeschäden davonzutragen. Dass es von "Die Helene Fischer Show - Meine Schönsten Momente Vol. 1" irgendwann wahrscheinlich eine Fortsetzung gibt, sollte man somit als Drohung verstehen.
12 Kommentare mit 55 Antworten
Es ist mir auf ewig unbegreiflich, wie ein Volk eine Hüpftusnelda ikonisiert, die - aus Russland stammend - mit billigsten Bumsbeats und Heimatfilmlyrik die fleischgewordene, harmlose deutsche Nachkriegsunterhaltung zum Besten gibt, inkl aller antiquierten Klischees und Rollenbilder. Das ist so offensichtlich Plastik und Weichspüler, wie zur Hölle kann man davon nicht kotzen müssen?
Wäre ich nicht zu 98% geläutert, könnte ich dazu einen schönen Monolog halten..
Inwiefern geläutert?
Kotzen möchte ich, wenn mir auf der Straße Halbwüchsige begegnen, aus deren Bluetooth-Boxen heraus frauenverachtender Deutschrap akustisch die Umwelt verpestet.
Dann doch lieber Helene Fischer. Es ist eh müßig darüber zu diskutieren. Das Gros der Bevölkerung lässt sich halt gern von solch anspruchslosem Müll beschallen. Ich versteh's auch nicht, aber man kann es sowieso nicht ändern.
Naja, man kann trefflich darüber streiten, was schlimmer ist. Offen zur Schau getragene Ignoranz im Deutschrap oder bigotte Realitätsverweigerung im Schlagergewand. Irgendwie gleich gefährlich...
"Inwiefern geläutert?"
Sagenn wir mal so, Helene und ich haben eine lange und intensive Vorgeschichte, die eindeutig sexuell geprägt ist.
Weiß sie davon, oder nur der Glasreiniger?
Naja was man bei Helene zu Gute halten muss, der Scheiß läuft nicht im Mainstreamradio. Da gibt es zig deutsche Künstler die mir da jeden Tag mehr auf den Sack gehen. Und nein das Radio kann ich nicht ausmachen, ist auf Arbeit.
Das kenn ich. Hab die Leute dann immer zu WDR4 erzogen, die sind vom Schlagersender eher auf Soulclassics etc umgestiegen. Dennoch natürlich viel Müll, aber deutlich erträglicher als 1live für Menschen Ü14 mit so etwas wie funktionierenden Ohren
Ihr MÜSST Radio hören? Mein Mitleid ist euch gewiss! Ich bin zwar seit Mitte März in Kurzarbeit Null, und wenn würden wir Internet Radio hören mit hauptsächlich Filmmusik.
Das Münsterland ist in dieser Hinsicht echt noch prähistorisch. Hier wird das lokale Formatradio Kiepenkerl im Büro gepumpt, das wie 1live funktioniert, nur in noch dümmlicher und hinterwäldlerischer. Niiiice
Kreis Coesfeld?
Yo
Mit Radiocomedy unter Bodo Bach Niveau, Call In Quizfragen für geistig Behinderte und allem Pipapoposex.
Mein Beileid wobei die Baumberge klar gehen.
Also die Landschaft, nicht die Menschen
Bin zugegogen wie die Gardinen der Eingeborenen, hab aber festgestellt, dass Dorfmenschen überall gleich dösig sind. Landschaftlich aber schöner und idyllischer als das Cityleben, wenn man Menschen eh nicht mag
Was hat das mit 'aus Russland stammend' zu tun? Ich stamme auch aus Russland. Wäre es noch schlimmer, sänge ich Schlager?
Oh Mann... Nein. Aber sie verkauft sich als die glatteste aller urdeutschen Hipfdohlen in ihrem ganzen Habitus, wenn auch ohne die Herkunft offiziell zu negieren, dennoch null authentisch. Sie wird als "unsere Helene" legendiert.
Für mich ist sie längst als "Meine Helene" in die ewigen Legendenbücher eingegangen.
Viele Russlanddeutsche sind näher an dem konservativen Bild der Urdeutschen, als man denken mag.
Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.
Ach, wenn ihre Abstammung überhaupt irgendeine Rolle spielt, dann nur die im Schlager übliche. Der Erfolg von Musikern wie Costa Cordalis, Roberto Blanco &Co. Ist sicherlich auf blöde bis rassistische Anbiederungen im Genre zurückführbar. Als Cartoonfiguren liebt der Hörer seine Ausländer, bloß nicht als Nachbarn.
Habe bei der Fischer aber auch nie gehört daß sie mit russischem Firlefanz hausieren ginge.
Mir ging es ja auch nur um die schlagertypische Anbiederung
Dieser Kommentar wurde wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung durch einen laut.de-Moderator entfernt.
no sexism, aber helene fischer ist nun wirklich nicht außerordentlich attraktiv. klein und stämmig, kaum vorhandene lippen und ein austauschbares gesicht. ist eher so großraumdisko-kategorie.
musikalisch natürlich eher subqualität, dennoch ist der hustle und die finesse der russisch stämmigen zu respektieren. #erfolgsfrau
Ich fand die eigentlich auch noch nie besonders scharf und stimme dir zu, wobei "stämmig" vielleicht doch ein wenig hart ist.
Erst kürzlich habe ich bei der Show vorbeigeschalten und als wir uns fragten, wer sich sowas eigentlich reinzieht, wollte mir meine Freundin auch unterstellen dass ich die bestimmt heiß finde. Aber nö, konnte es verneinen. Sie war da bei näherem Hinsehen aber ohnehin derart zugekleistert, dass die Frau dahinter sowieso nicht zu erkennen war.
Geht mir mit 90% der Promifrauen so. Find Natürlichkeit viel nicer. Und Intellekt. Ach und dicke Hupen natürlich.
Hoffe, jeder hat die Ironiefunktion eingeschaltet...
Kenne solche Situationen mit Freundinnen aber auch. Mittlerweile kann ich aber glaubhaft vermitteln, dass nicht jeder Kerl auf angemalte, willenlose Hupfdolen inkl oder exkl Chirurgie steht.
Ja, diese "die findest Du hot"-Vorwürfe kenne ich auch, fand ich manchmal angebracht, ganz oft aber einfach daneben gezielt.
Bin da absolut bei Bruder Chris, Natürlichkeit und Intellekt regieren.
Vorsicht
hm?
Ich mahne nur
Wat mahnst Du denn?
Ich bewahre dich davor, wieder auf die schiefe bahn zu geraten. Gerade das Helenenthema ist bei dir hochbrisant. Du bist doch geläutert
Ach so. Sehr fürsorglich von Dir. Aktuell glaube ich, dass ich stabil bleiben werde und es keine weiteren Rückfälle geben wird.
"... ganz oft aber einfach daneben gezielt. "
Alter, wie dreist kann man eigentlich lügen?
Chris als Fadengründer, diese famose Lügen-Anschuldiugung bitte löschen.
Ey... Jeder hat seine Leichen im Keller. Ich fand früher Mila Kunis geil und durfte mich jahrelang dafür rechtfertigen, dass meine Exfrau ein wenig diesem Schema entspricht... (Klein, zierlich, viel Schminke) War ja auch ein Tritt in den Haufen... Leben heißt lernen... Geht Männlein wie Weiblein so
Würde es nicht mal Leichen im Keller nennen, ich stehe ja ganz klar zu meiner Vergangenheit hier bzgl. Pools und Co.
Mir wurde vor allem eine Vorliebe zu Blondinen unterstellt, die es halt rt nie gab, sie wollte partout nicht einsehen, dass ich keine Vorliebe für bestimmte Haarfarben habe.
Naja, Jeder hier weiß, dass du quasi jeder Frau die den gängigen Schönheitsidealen halbwegs entspricht hinterhergeierst wie ein brünftiger Elch.
Das lasse ich jetzt mal so stehen. Sodi wird sich freuen, wenn er das liest.
Lauti wie Theo!
Ich glaube dem lautuser hier kein wort. Vonwegen geläutert...er ist und bleibt ein notorischer stelzbock, welcher die kleine Helene liebend gern mal durchs Unterholz begleiten würde
Geläutert in dem Sinne, dass ich mich bemühe nichts sexistisches mehr zu schreiben. Natürlich ist Helene für mich nach wie vor eine hochattraktive Dame, dies das.
ein giepriger Hammel
nuffsaid.
Ich brauch wohl nicht mehr drauf hoffen, dass die irgendwann so erfolglos für Playboyaufnahmen wird...
Die Mette des lautusers pulsiert am Firmament.
@Chris: Du siehst, die gemeinsame Vergangenheit ist hier reichlich bekannt.
Jeder von uns hat seine Wurstfachverkäuferinnenleichen im Keller Wobei ich sagen muss, dass Kackmusik und Gefälligkeitsfilter jede optisch noch so heiße Interpretin unsexy machen können
Ich kapier echt nicht, wieso eine Redaktion, die ganz klar mit dieser Musik nichts anfangen kann, immer wieder Schlager und volkstümliche Musik "rezensiert" und ihr dann schlechte Bewertungen gibt. Wo liegt da der Sinn? Reicht nicht einfach schon die Information "das ist volkstümliche Musik" um die Finger davon zu lassen, wenn man keine volkstümliche Musik mag?
Leute, die aus irgendeinem Grund volkstümliche Musik mögen, brauchen auch keine Rezension, die grundsätzlich volkstümliche Musik zerreißt, weil es volkstümliche Musik ist.
Diese Rezension ergibt nur Sinn, wenn der selbe Rezensent einem anderen volkstümlichen Schlagersänger eine gute Bewertung geben würde. Und ich bezweifle, dass er das tun wird. Denn die hier kritisierten Sachen treffen einfach auf *alle* diese Schlagersänger zu.
Eigentlich spricht es Bände, wenn die 1-Stern Reviews die unterhaltsamsten sind.
Inwiefern?
Ich werde nie verstehen warum der deutsche Kritiker so ein riesen Problem mit gelungenem Entertainment hat. Die füllt Stadien, singt Schlager und ist ausgebildete Musicalsängerin? Igitt, das darf nicht gut sein!
Wenn ich mir Fischers Konkurrenz, gerade im deutschen Entertainment, ansehe... da liegen Welten dazwischen, nicht nur was die Show betrifft, sondern vor allem den Gesang.
Na ja, Tom Jones und Udo Jürgens waren offensichtlich äußerst angetan von ihrer Performance. Die wissen halt was ne gute Show ist.
Nur die Ausflüge in Rockgefilde (zB mit Queen) sollte sie sein lassen, das passt einfach nicht.
Ansonsten: Gönnt doch mal Erfolg und wendet Euch nicht angewiedert ab, wenn sich die breite Masse einfach mal gut unterhalten lassen möchte
"und wendet Euch nicht angewidert ab"
Wieso nicht? Der breiten Masse ist's doch vollkommen schnurz, die können weiter auf ihre Konzerte gehen und ich kann um die Zukunft der Musik weinen. Live and let live, und so.
Gönn du doch mal Renzensenten ne Meinung, die von deiner abweicht.
Renzen...Reznen..Rezess...whatever. Gemeint ist der trainierte Affe in der laut-Redaktion.