laut.de-Kritik
Moderner Minnesang vom Deine Lakaien-Soundtüftler.
Review von Daniel StraubHelium Vola Mastermind Ernst Horn ist ein wahrhaft faustischer Charakter. Nicht, dass Gut und Böse in seiner Brust wohnten und dort einen ewigen Kampf miteinander ausfichten. Derart existentielle Züge können dem Konflikt bei weiten nicht bescheinigt werden. Zwei Seelen, die auf den ersten Blick schwer miteinander zu versöhnen sind, beherbergt Ernst Horn seit Jahren in seiner Brust. Die Vorliebe für elektronische Musik kennen wir vom Deine Lakaien-Soundtüftler bereits.
Und auch seiner Faszination für das Mittelalter kann längst nicht mehr der Status eines Geheimnisses zugesprochen werden. Bereits zu Beginn der 90er Jahre rief der ehemalige Kapellmeister das Projekt Qntal ins Leben, das sich zur Aufgabe gemacht hatte, Brücken zu bauen zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Einen ähnlichen Pfad beschreitet Ernst Horn mit der Band Helium Vola, die er 2001 ins Leben rief, und deren zweites Album "Liod" zeigt, dass sich Mittelalter und Moderne einiges zu sagen haben.
Auf musikalischer Ebene dominiert der gut sortierte Gerätepark des Ernst Horn, auch wenn die elektronischen Arrangements immer wieder mit natürlichen Instrumenten wie Harfe, Drehleier oder Cello angereichert werden. Die historischen Texte der Lieder spannen den Bogen von den sakralen Merseburger Zaubersprüchen aus dem 8. Jahrhundert über die weltbekannte Textsammlung der Carmina Burana, die ins 12. Jahrhundert datiert wird, bis hin zu den spätmittelalterlichen Minnesangslyrikern Dietmar von Eist und Gottfrit von Nifen.
So thematisch stringent wie die textlichen Vorlagen zu den Songs präsentieren sich auch die Lieber selbst. Die meisten der zwanzig Interpretationen lassen einen mehr ("Zur Heilung") oder minder ("Mahnung") stark ausgeprägten Hang zu mittelalterlicher Schwermut erkennen. Zwar ist die Liebe zentrales Thema der auf "Liod" verwendeten Lyrik, doch wird die menschliche Zuneigung zumeist unter dem Gesichtspunkt der Vergänglichkeit behandelt. Das ist genau die Stimmungslage auf der sich Text und Musik von "Liod" treffen.
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