laut.de-Kritik
Mit Swing durch die Weihnachtsfeiertage.
Review von Klaus HardtMit Swing durch die Weihnachtsfeiertage kann man sich von Holly Cole begleiten lassen. Entweder von einem Big Band-Orchester mit Streichern, einer Combo oder auch nur einem Instrument wird die kanadische Sängerin begleitet. Die mit großer Besetzung gespielten Stücke sind natürlich bombastischer, aber so richtig heftig wird es nicht. Der Weihnachtsbaum würde ja sonst umfallen. Einige nur sparsam begleiteten Lieder, fallen sehr ruhig aus und sind wohl für die besinnlichen Momente gedacht. Bei aller festlicher Empfindlichkeit, die die Platte transportiert, ist aber immer ein bisschen Humor und vielleicht auch Ironie enthalten. Dies liegt nur zum Teil am Arrangement. Einen wesentlichen Beitrag leisten die Interpretationen von Miss Cole.
Typisches Beispiel ist hierfür der Midtempo Swing "Chrismas Is". In kleiner Combo-Besetzung gespielt, mit einem Walkingbass, der wahrscheinlich sogar Oma und Opa noch an Heiligabend zum Schunkeln bringt. Bassist und Schlagzeuger bekommen neben dem Pianisten ein Solo zugestanden. Die Sängerin gibt immer wieder verschiedene paralinguistische Laute von sich, arbeitet mit Dynamikänderungen und verändert die Klangfarbe, was die aufgelockerte Stimmung besonders vermittelt.
In eine andere Richtung geht "If We Make It Thru December". Ein langsames Stück nur von Bass und Klavier und etwas Chor begleitet. Zwischendurch ist ein Trompetensolo zu hören, das die Gesangsmelodie schön interpretiert. Holly singt sehr gefühlvoll mit leichtem Hauchen, was die Stimme ein wenig rau macht. Dies sollte man sich besser erst anhören, wenn die Verwandtschaft gegangen ist und dann alleine oder zu zweit den Gedanken freien Lauf lassen.
Ein wenig kitschig fallen die mit Streicherteppich unterlegten Songs aus. "Wildwood Carol" ist ein gutes Beispiel. Die auch noch vorhandenen Holzbläser passen zwar zum Titel. Das Ganze klingt aber sehr nach der Filmmusik eines typischen Hollywood-Festtagsstreifen. In die selbe Richtung geht "'Zat You Santa Claus" und ein wenig "Santa Baby", obwohl letzteres eher nach langsamer, humorvoller Big Band-Musik klingt.
Etwas ungewöhnlich ist "Sleigh Ride" instrumentiert: Kontrabass und Gesang. Bei dieser Minimalbegleitung hat die Kanadierin Gelegenheit ihre Sangeskünste zu demonstrieren. Wieder spielt sie mit Klangfarbe, Lautstärke und Tempo, wodurch wirklich der Eindruck einer amüsanten Schlittenfahrt entsteht. Insgesamt ist Holly Cole ein gutes Swingalbum für die Festtage gelungen. Wäre heute schon der vierte Advent, hätte ich vielleicht auch noch einen Punkt mehr gegeben.
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