laut.de-Kritik
Retro-Rock, als hätten die letzten 30 Jahre nie stattgefunden.
Review von Kai ButterweckSeit sieben Jahren erinnert der ehemalige Hellacopters-Frontmann und passionierte Kiss-Fan Nicke Andersson nun schon in schöner Regelmäßigkeit an die Glanzzeiten seiner Jugendhelden. Die Hellacopters hefteten sich einst wie Kaugummi an die Plateau-Sohlen der Herren Simmons, Stanley und Co., doch zum ursprünglichen Kern der Kiss-Hochphase Mitte der Siebziger gelangte Andersson erst mit seinem Folgeproject Imperial State Electric.
Auch "Honk Machine", das mittlerweile vierte Studioalbum der Schweden, wandelt auf den Spuren von Hardrock-Meilensteinen wie "Dressed To Kill" und "Love Gun". Unter der stoßfesten Oberfläche gibt es aber auch noch andere Fingerzeige zu entdecken. Da wäre beispielsweise das folkige, halbakustisch vorgetragene "All Over My Head": ein Ohrwurm par exellence, der Erinnerungen an die kantigeren Momente von Smokie weckt.
Die Beatles-Hommage "Maybe You're Right", sowie die hin und her schaukelnde, mit Gospel-Chören verfeinerte Soul-Rock-Ballade "Walk On By" lassen Freunde authentischer Retro-Klänge ebenfalls begeistert in die Hände klatschen.
Neben altbewährten kratzbürstigen Kiss-Kniefällen, die anno 2015 mit den beiden Stadionhymnen "Let Me Throw My Life Away" und "Just Let Me Down" ihre Höhepunkte erreichen, sowie flotten Garagerock-Nummern wie "Guard Down" und "It Ain't What You Think (It's What You Do)" beeindrucken ISE mit kurzweiligen Richtungswechseln.
Der gute Nicke macht also wieder einmal keinen Hehl daraus, dass ihm neue Musik am Allerwertesten vorbei geht. Im Grunde lässt der Sänger und Gitarrist die kompletten vergangenen dreißig Jahre unberührt an sich vorbei ziehen. Die Sounds des neuen Millenniums? Da bekommt der Skandinavier Brechreiz. Die Neunziger? Die Achtziger? Unwichtig.
Für Nicke Andersson und sein Gefolge zählen nur die Zeiten, in denen ausufernde Koteletten und Schlaghosen noch zur Alltagsgarderobe gehörten. Er kann sich diese Haltung aber auch leisten: Nur wenige Vintage-Künstler landen mit ihrer Musik so punktgenau im anvisierten Zielzeitraum wie der schlaksige Retro-Rocker aus dem hohen Norden.
5 Kommentare
bisher nur gutes über das album gelesen, werde um eine anschaffung wohl nicht drumrum kommen.
Hör lieber mal in den Stream rein. Direkt im Opener wird der Refrain, der schon keine Originalität hat innerhalb der 3 Minuten totgedroschen. Danach kommt direkt die Perle, während es dann noch übler weitergeht mit Guard Down. Die Kinks hätten solch ein Album in zwei Tagen geschrieben.
Naja, ISE haben allerdings auch einen hohen Output. Habe hier alle vier Platten liegen und ich mag bisher jede. Gut, in die neue muss ich mich noch reinhören, aber das ging bisher immer nach ner Weile gut rein. Wenn ich mir die dann auch noch live zusammen mit Graveyard geben kann, ergibt sich sicher ein rundes Bild.
Das Gute an der Band ist, dass die sich nicht so ernst nehmen.
Mag sein, aber mit den Songs vergeht mir die Lust.
habs seit ein paar tagen, läuft seitdem ständig und bisher hängt mir noch kein song zum hals raus (evt. ein klein bissi "guard down",der refrain ist halt etwas suboptimal ausgefallen ).
ansonsten saubere 4 punkte, steht für mich auf einer stufe mit dem debüt von ise, kaufen !