laut.de-Kritik
Gerappte Einladung zum Lächeln und Kopfnicken.
Review von Alexander EngelenJ-Live produziert, rappt und scratcht: Hip Hop in Personalunion sozusagen. Bei der Performance seines größten Hits (wenn man bei einem Underground-Rapper von so etwas sprechen kann) "Braggin' Writes" stellt er das immer wieder publikumswirksam unter Beweis – dann macht er nämlich alles auf einmal.
Und auch auf seinem mittlerweile dritten Album "The Hear After" vertraut J-Live zum größten Teil auf sein eigenes Talent. Und das zu Recht: Der Longplayer präsentiert sich erneut als solides Stück Rapmusik, das definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient, als es wahrscheinlich bekommen wird.
Acht der dreizehn Tracks hat J-Live selbst produziert. Und allesamt gehen sie locker ins Gehör und ringen dem Head spielerisch ein Lächeln und Kopfnicken ab. "Whoever" etwa nimmt lateinamerikanische Anleihen und lädt dank Bongotrommeln und wunderbarer Urlaubs-Hook zum Wohlfühlen ein. Die Ausnahme vom lockeren Hörvergnügen bildet lediglich "The Sidewalks". Auf dunkler Bassline und einem hypnotisierenden Synthielauf schildert J-Live in bester Lyricist-Manier, wie er das im Rap oft glorifizierte Ghettoleben erlebt hat. Seine Beschreibungen weitet er schließlich auf die Musik aus und gibt eine so eindrückliche wie wahre Analyse des Genres.
"From the sidewalks I've been watching Hip Hop grown. And vice versa from school, battles, from my own show. I watched skills evolve and the next up blow. I've seen people influenced by the next mans flow, to the point of the controls where the content go. But if there's 8 million stories and a handful of rappers, we can't all be Pimps, Players and Gunclappers. It sounds sexy coming out of your stereo, right? But then you wonder why we still getting stereotyped! We are a whole generation of wanna-be-thugs and soon-to-be-hoes, like that's just how it goes. But everybody in the city ain't ghetto! Everybody in the ghetto ain't gangsta waiting for a reason to stomp, shoot and shank ya. Every gangster in the ghetto ain't stupid as you, applicating that bullshit, the way that you do." Wie recht er doch hat.
Weitere großartige Stücke folgen: während sich "Listening" dank der Mithilfe von James Poyser aussagekräftig und betörend zumindest musikalisch zurück hält, rockt "Harder" alles andere als peinlich mit einer poppigen E-Gitarre nach vorne. Auf "Coming Home" hat sich J-Live den Detroiter Neo Soul-Sänger Dwele zur Seite gestellt, der den starken Song vollends veredelt. Dreizehn Tracks und kein Ausfall – eine erfreuliche Quote.
Nicht nur J-Lives frische Beats machen Eindruck. Aber über sein Rap-Talent sollte man eigentlich kein Wort verlieren müssen. Da macht ihm keiner was vor. Eigentlich kann das Mulitalent nur eines nicht: seine Talente vermarkten. Ein wenig mehr Aufmerksamkeit hätte er jedenfalls verdient.
1 Kommentar
Darf man fragen, warum es dann nur 3 Punkte gab?!
Kein einziger Ausfall hieß es doch.