laut.de-Kritik
Der Dinosaur Jr-Mastermind zwischen Lakonie und Langeweile.
Review von Kerstin KratochwillAuf seinem fünften Solowerk klingt Dinosaur-Jr-Mastermind J Mascis so entspannt und verspielt wie die Otter auf dem Cover von "What Do We Do Now": Weit entfernt vom berüchtigten 'ear-bleeding Indie-Country' seiner Hauptband bekommen wir weitestgehend sanften, melancholischen Slacker-Folk-Rock serviert.
Das ist nicht spektakulär, das tönt nicht neu, das ist einfach Mascis, der die gewohnt schönen Melodiebögen lässig aus dem Ärmel schüttelt. Stets denkt man: 'Ach, der Song kommt mir jetzt aber bekannt vor.' Indie als Insel zum Relaxen und Luftholen, Musik zum Abhängen und Atmen, so könnte man die Atmosphäre der Platte beschreiben.
Für manche mag hier die Grenze zur Langweilie überschritten sein, doch Mascis schlägt immer wieder diese harmonischen Haken und liefert dieses Mal fast zärtliche Vocals. Dennoch: Er greift zu sehr auf die vertrauten Muster zurück, so kann dieses Album nicht mehr sein, als nur abgeklärt und angenehm. Die Unaufgeregtheit spiegelt sich in den Lyrics des Eröffnungstracks "Can't Believe We're Here" wider, wenn er singt: "Everybody made a fuss / if it's all gone wrong I don't wanna be there".
Und so schrammelt sich Mascis schnörkellos in seine musikalische Zuflucht, begleitet von The B-52's-Keyboarder Ken Mauri sowie Matthew 'Doc' Dunn an der Steel-Gitarre. Dank der beiden klingt die Platte auch ein bisschen mehr nach einem Bandprojekt und die akustisch ausfransenden Skizzen nach einem flauschigen Teppich.
Mascis lotet das Zwischenreich zwischen Lakonie und Langeweile aus - wer könnte das besser als diese Ikone des Alternative-Rocks, die eigentlich immer sämtliche Trends oder Marketingregeln des Musikbusinesses ungerührt ignoriert hat? Also, zurücklehnen und zuhören, wie sich J Mascis einem Otter gleich auf dem Rücken durch die Gegend treiben lässt.
4 Kommentare
Und genau dieses relaxte und lakonische sind mir 5 Sterne wert. Ich mag die Musik sehr und versuche immer noch diesen, für mich perfekten, Sound seiner Gitarrensoli zu finden.
Finde sein erstes Akustikalbum immer noch hervorragend. Dass es jetzt schon fünf gibt, hervorragend. Und ja, im Gegensatz zu den Dinos fehlt hier der Hang zur Lautstärke, was den Kompositionen umso mehr entgegen kommt.
Ich höre aber Drums. Ist bekannt wer die spielt? Mascis selbst?
Mascis spielt sie selber. Nur die pedal steel und das piano nicht.
Ich finde das Album total geil, besser als die letzten, die in der Tat wenig bei mir hinterlassen haben. Aber ein Song wie "Old friend" hat in meinem Kopf direkt ein angestammtes Plätzchen gefunden.