laut.de-Kritik
Rammstein-Sounds mit lustigen Texten - das können Knorkator besser.
Review von Joachim GaugerDas "Glaubensbekenntnis" der Erlanger gilt natürlich dem Rock'n'Roll. Doch leider meinen sie es diesmal ein wenig zu ernst. Zwar verbreiten auch die Texte des neuesten J.B.O.-Albums einen heiteren Anarchismus, doch anders als bei den früheren Erzeugnissen der Spaßvögel, die auch musikalisch meist recht unterhaltsam waren, beißen sich die krachigen bis unheilschwangeren Gitarren-Exzesse auf "United States Of Blöedsinn" doch ein wenig mit dem eigenen Anspruch, Deutschlands Gute-Laune-Partyband Nummer eins zu sein.
Auch früher polterte dem Hörer oft rasender Metal entgegen, der aber von Reggae- und Volksmusik-Einlagen oder auch orientalischen und elektronischen Klänge immer wieder ironisch gebrochen und aufgelockert wurde. Bei den neuen Songs wie "Satan Ist Wieder Da" und vor allem "Gänseblümchen" stampfen die Gitarren dagegen so ernsthaft, ja fast marsch-mäßig daher, dass alle Freude flöten geht.
Und auch wenn die extra tiefe Stimmlage zum Satan-Thema passen mag, fühlt man sich doch unwillkürlich an das dunkle Geraune eines Till Lindemann erinnert. Nur, Rammstein-Sounds mit lustigen Texten - das können Knorkator besser.
J.B.O. schreiben halt jetzt ihre eigenen Songs, und dann und wann wünscht man sich, dass sie diese genau so wenig ernst nehmen, wie die Stücke, die sie früher in ihren Cover-Versionen verulkten. Ältere Fans dürften auch die lustigen Zwischenspiele vermissen, die die Band früher zwischen die einzelnen Lieder quetschte. Allein "Im Ideenladen" erinnert noch daran, dass Spoken Comedy einst ein unverzichtbarer Bestandteil aller J.B.O.-Veröffentlichungen war.
Als gelungen dürfen die Stücke gelten, in denen das frühere James Blast Orchester entweder das Tempo etwas zurück nimmt ("Katastrologie") bzw. variiert ("Das Vohukilische Pendel"), oder wo die musikalische Härte wenigstens zum Thema der Lyriks passt ("Voll Im Arsch") Wie weit sich die Combo aber von ihrem Ruf als Partyschmeißer erster Güte entfernt hat, macht "Tutti Frutti" deutlich: der Song ist das einzige offensichtlich erkennbare Cover, und beim Hören möchte man sich doch gleich alle Kleider vom Leib reißen ...
1 Kommentar
Joachim Gauger scheint nicht zu wissen, was er da schreibt. "J.B.O. schreiben halt jetzt ihre eigenen Songs...". Spätestens seit "Ich liebe dir" (1998) weiß man doch die selbstkomponierten Songs (die gar nich SOOO wenige sind) zu schätzen. Dass man sich an Till Lindemann erinnert fühlt, ist ebenso ein Running Gag der Band (siehe "Ein bisschen Frieden"), der nicht negativ gewertet werden darf. Und dass "Satan ist wieder da" sich strikt an die Vorlage von "Tarzan ist wieder da" hält (und damit ebenfalls ein Cover ist) scheint dem Autor auch nicht aufgefallen zu sein.
Versteht mich nicht falsch. Auch ich würde diese Platte nur mit 2/5 Punkten bewerten (vielleicht auch nur mit 1/5). Aber diese "Argumentation" (ich muss es wohl so nennen) ist die unpassendste, die ich seit langem zu Gesicht gekriegt habe.
Sie hätten schreiben können:
- die Songs sind TEXTLICH LANGWEILIG
- teilweise sogar ENGLISCH
- unter dem Vorwand, dass die Songs so sind wie eben beschrieben....sind es vor allem ZU WENIGE (Vgl. "Sex Sex Sex"
- usw.
Ich will Ihnen nicht die Arbeit abnehmen. Aber mit diesem Artikel bin ich echt nicht einverstanden