laut.de-Kritik

Meist schlingern die Electro-Tracks aus Detroit seltsam popmäßig umher.

Review von

Neulich im Plattenladen als eher passiver Partizipant beim alljährlichen vorweihnachtlichen Konsuminferno hielt der Redakteur Händchen mit der virtuellen Geisha. Trotz des kritischen Blickes seiner Begleitung, die gesteigerten Wert auf Ästhetik legt. Und trotz des entsprechend angewiderten Kommentars "Uah, das Cover is ja furchtbar". Zugegeben, jede Menge japanische Manga Fräuleins mit monströsen Oberweiten bis zum Abwinken sind nicht jedermanns Sache. Aber allein der Sticker 'Detroit Style Electropop' ist Berechtigung genug, der Geisha, ähm Platte eine Chance einzuräumen.

Das aufgeklebte Verkaufsargument der Plattenfirma hat jedenfalls nicht zu viel versprochen. Electrosound amerikanischer (Detroiter) Machart ist ja nicht zuletzt Dank der Helden von Drexciya bzw. The Other People Place ein zuverlässiges Qualitätssiegel. Japanese Telecom gehen jedoch die Sache weniger sophisticated an wie letztgenannte. Der Telecom liegt es weniger an Subtilem, vielmehr gibt sie sich mit Oberflächlichem zufrieden und hantiert bei den Titeln der Tracks mit westlichen Klischees japanischer Kultur herum. Ach ja, Japanese Telecom wollen ebenso wenig wie die beiden anderen Acts mit ihrer wahren Identität heraus rücken. Gemeinsamkeiten wollen gepflegt werden.

Nichtsdestotrotz ist der Detroit Style Electropop der Japanese Telecom eine mitunter sehr unterhaltsame Angelegenheit. Denn die dem Keyboard bzw. Synthesizer entlockten Klänge klingen oft sehr schwelgerisch, mit maßvollem Pathos angereichert. Unweigerlich taucht eine Assoziation auf. Nämlich die eines weihrauchberauschten Klerikers, der an der Riesenorgel im Petersdom begleitet vom Bum Tchak eines rüstigen Drumcomputers besinnungslos in die Tasten haut.

Manchmal, wie bei "Cigarette Lighter", rockt es geradezu. Meistens schlingern die Tracks seltsam popmäßig umher, kriegen dennoch immer die Kurve und bleiben im grünen Bereich von Electro. Zu guter Letzt musste die ästhetikbeflissene Einkaufsbegleitung beim fünf Uhr Weihnachtsbier-Hörcheck eingestehen, dass selbst ein etwas schief geratenes Cover längst nicht aller Tage Abend ist.

Trackliste

  1. 1. The Making of Ultraman
  2. 2. Virtual Origami
  3. 3. Beta Capsule
  4. 4. Cigarette Lighter
  5. 5. Enter Mrs. Suzuki
  6. 6. Pagoda of Sin
  7. 7. Virtual Origami 2
  8. 8. Virtual Geisha (she interacts)
  9. 9. Remote Transmitter
  10. 10. Japanese Matrix
  11. 11. Mounting Yoko

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