laut.de-Kritik

Die Beats bouncen wie eine Bowlingkugel.

Review von

Normalerweise würde diese Review mit dem Satz: "Die Latin-Queen of Pop ist zurück" beginnen. Aber war sie wirklich weg? Sie hatte sich ja offiziell eine Pause von der Musik genommen, um sich auf ... auf was eigentlich zu konzentrieren? Filmkarriere? Privatleben? Doch dann wurde "Jenny From The Block" zum Dauerbrenner und das Hollywood-Traumpaar Lopez-Affleck verschwand nicht aus den Klatschspalten. Bennifer war das Paar der feuchten Träume aller Paparazzi und ihre Trennung, in Hollywood so sicher wie das Amen in der Kirche, kam für alle recht überraschend.

Im Dezember verkündete sie dann bei großem Presserummel in Berlin, sie habe sich komplett neu erfunden und werde deshalb das neue Album "Rebirth" nennen. Die versammelte Presse schnalzte mit der Zunge, als sie erklärte, Latin Wave wäre jetzt vorbei, und insgeheim erwartete mancher schon Kollaborationen der runderneuerten J.Lo mit Jimmy Page, Slayer oder Rancid. Aber nein, neu erfunden heißt bei La Lopez nicht neu erfunden, sondern nur: "Ich habe hier einen anderen Beat genommen, und da ein bisschen Saxofon." Die versammelte Presse seufzte und nahm brav hin, was es da "Neues" zu hören gab.

Die Tatsache, dass sich Jennifer Lopez für "Rebirth" von alten Soul- und Motown-Platten hat inspirieren lassen, betont sie zwar gerne, nur leider lässt sich das kaum hören. Bei der Vorabsingle, gleichzeitig auch der erste Albumtrack, kann man nicht mal heraus hören, ob das Sax live eingespielt wurde, oder ein Sample in der Schleife läuft. Ohne Zweifel ist die Produktion fett und der Pop-Appeal enorm, aber eine Wiedergeburt hören wir hier nicht. "Get Right", ob in der Single-Version oder der Variante mit Rapper Fabulous am Ende der Scheibe, ist einer der besseren Tracks auf "Rebirth".

"Step Into My World", die Ballade mit Beat geht auch grade noch so durch, danach aber alles immer schneller bergab. Das Duett mit Pop-Rapper Fat Joe (auf den Ziehvater Big Pun sicher nicht stolz wäre, hörte er dieses hier) langweilt kollektiv Hip Hopper und Pop-Fan, und der Beat bounct ungefähr so viel wie eine Bowlingkugel. Mit dem funkenden Rhythmus von "Whatever You Wanna Do" hat die Lopez nur am Anfang so ihre Probleme, aber der Sound klingt hölzern und würde Bootsy Collins wohl die Schamesröte ins Gesicht treiben.

Etwas über den niedrig angesetzten Durchschnitt erhebt sich ein letztes Mal "Cherry Pie", das popmäßig direkt an die goldenen Eighties anschließt und dadurch fast ein wenig aus der Zuckerwattepop-Beliebigkeit heraussticht. Über den Rest der mehr oder minder Niveau befreiten Nummern verliert man besser keine weiteren Worte (man höre sich nur die billigen Synthie-Bläser auf "Still Around" an), lediglich die Kollabo mit Timbaland sei noch erwähnt, doch auch von ihm hat man schon Innovativeres vernommen. Das slow-jammende "He'll Be Back" reicht bei weitem nicht an ein "Cry Me A River" heran. Wie es sich gehört, kommt der Höhepunkt auch auf "Rebirth" zum Schluss. Eine schrecklich überladene Pop-Ballade, an der Jennifers neue Flamme, Latin-Schleimer Marc Anthony, mitgeschrieben hat. Pop-Guru Cory Rooney hat ganze Arbeit geleistet.

Trackliste

  1. 1. Get Right
  2. 2. Step Into My World
  3. 3. Hold You Down (Featuring Fat Joe)
  4. 4. Whatever You Wanna Do
  5. 5. Cherry Pie
  6. 6. I Got U
  7. 7. Still Around
  8. 8. Ryde or Die
  9. 9. I, Love
  10. 10. He'll Be Back
  11. 11. (Can't Believe) This Is Me
  12. 12. Get Right (Featuring Fabolous)

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