laut.de-Biographie
Jindo109
"Das ganze Leben ist schon ein bisschen enttäuschend. Es ist mir auch lästig wie ein Stein im Schuh." Jindo109 spricht solche Sätze gänzlich unsentimental, ohne Tränen oder Theatralik aus. "Jeden morgen muss ich mir die Zähne putzen und im Endeffekt stirbt man sowieso. Ich finde es anstrengend." Dass bei der Rapperin einiges im Argen liegt, spiegelt sich auch in ihren Haudrauf-Texten über Gewalt und Drogen wider. "Ich bin jemand, der die Erfahrung gemacht hat, dass es nie wirklich besser wird und ich immer nur dieses hier und jetzt habe." Zumindest daraus wolle sie das Maximum herausholen.
Jindo109 wird Ende der 1990er Jahre in Köln geboren. In ihrer Kindheit in Kassel sei sie ein "Sonnenschein" gewesen, erinnert sie sich. Dann gerät einiges auf Abwegen. Schule, Pubertät, Elternhaus? Alles "übelst scheiße", blickt sie im Interview mit TV Strassensound vage zurück. Mit dreizehn Jahren trinkt sie erstmals Alkohol, mit siebzehn nimmt sie Ecstasy, später Crystal Meth. In der elften Klasse bricht sie das Gymnasium ab, um zu Hause ausziehen und eine Ausbildung beginnen zu können. Ihre Mutter verbietet ihr den Kontakt zu den beiden jüngeren Geschwistern.
"Ich war noch nie von irgendwas Fan", behauptet Jindo109 auf die Frage nach ihren Vorbildern. In der Kindheit habe sie aber LaFee und Tokio Hotel gehört, später prägten sie Sido, Skrillex, Eminem, K.I.Z., Favorite, Mehnersmoos und Alligatoah. Am deutlichsten dürfte aber der Einfluss durch Hollywood Hank sein, dem sie inhaltlich und musikalisch nacheifert. Sie selbst bemüht den Vergleich später in Songs wie "Weiblicher Hollywoodhank". Ihr Pseudonym leitet sich wiederum von der 'Überschallwolke' Jindujun aus der Manga-Serie "Dragon Ball" und ihrem Geburtstag am 10. September ab.
Im früheren VBT-Rapper Herr Kuchen findet sie einen Weggefährten - privat wie musikalisch. Er unterstützt sie bei ihren ersten Rap-Versuchen, produziert und gastiert auf ihrem "Kristall Tape", das im Oktober 2022 erscheint. King Orgasmus One quittiert ihr Debüt mit einem Flammen-Emoji. Bereitwillig nimmt der Porno-Rapper einen Part für "Fotze" auf, den Jindo109 im Sommer 2023 auf ihrem "Süchtig Tape" veröffentlicht. Ihre Gegenbesuche dürften dem Bekanntheitsgrad der Rapperin einen ordentlichen Schub versetzen. "House Of Pain" entsteht für "I Luv Money", "Amok 2" für "Born To Fuck".
Für Mai 2024 kündigt sie ihr Album "Nuttn" an. Doch als sie versucht, es auf den Streaming-Seiten aufzurufen, muss sie feststellen, dass ihre Diskografie von Apple Music bis Spotify gelöscht worden ist. Ihr mittlerweile von ihr losgesagter Partner Herr Kuchen hatte dies erwirkt - und gleich noch jede Menge schmutziger Wäsche in die Öffentlichkeit getragen. In seiner Abrechnung "Jana" wirft er der Rapperin Manipulation, häusliche Gewalt und schwere Drogenabhängigkeit vor. "Da war ich schon ein bisschen gelähmt danach", sagt Jindo109 in einer ersten Reaktion bei TV Strassensound.
"Ich hab' tatsächlich nicht damit gerechnet, dass er sowas machen würde, dass überhaupt jemand sowas machen würde", schildert sie und ergänzt fast bewundernd, "Ich würde mir niemals die Mühe überhaupt machen. Das war ja total viel Aufwand für ihn." Mit einigem Abstand äußert sie sich erneut bei TV Strassensound. Herr Kuchen habe sie an Opiate herangeführt und "existenziell abhängig gemacht". Sie habe sich durch ihn "bedrängt", "belästigt" und schließlich "gecancelt" gefühlt. Juristische Schritte seien nun notwendig, um zukünftig Gema-Gebühren kassieren und auftreten zu können.
Jindo109 macht sich gleich wieder ans Werk. Mit dem artverwandten Favorite und Mitstreitern von 'House of Arts' erscheint im Sommer "Ich Will Fressen". Anschließend nimmt der frühere Selfmade-Rapper zwei weitere Beiträge für ihr Album "Die Chroniken Von Natz" auf, das sie kurz vor Weihnachten über distri veröffentlicht. "Ich habe in dieses Album gefühlt meine letzte Energie reingesteckt, habe ich die ganze Zeit gedacht", gibt sie anlässlich der Veröffentlichung zu Protokoll, "aber jetzt im Endeffekt stelle ich fest: Da geht noch einiges."
