laut.de-Biographie
Kayef
Die Instagram-Selfie-Generation mag auf ein neues soziales Medium setzen - deswegen unterscheiden sich ihre Ikonen noch lange nicht von früheren. Eines der besten Beispiele in 2014: Kai Fichtner alias Kayef aus Düsseldorf.
Der Jahrgang 1994 produziert seit seinem Kollaborationsdebüt mit Liont in 2013 harmlos eingängigen Poprap. Die gefälligen, pianounterlegten Balladen an die Ex und das eigene Hangover-Spiegelbild zielen auf eine vorwiegend weibliche Fanklientel. Kayef hat kein Problem damit, von den Medien als "der deutsche Justin Bieber" tituliert zu werden. Und auch sonst besitzt der Teenager viele Attribute, die manch einer mit dem Abebben des Boyband-Hypes begraben glaubte.
So betitelt der RAF 3.0-Anhänger seine Digitaldownloads mit "Sexstreetboys" und "Hipteen" sowohl reichlich ironisch als auch referenziell. Zudem schreibt Kai in Freundebücher seiner Fans, zählt Spaghetti Bolognese und Pizza Salami zu seinen Leibgerichten und plant sofort mit der Musik abzuhören, sobald er im Flieger auf die Malediven sitzt.
Nach dem peinlichsten Moment seines Lebens befragt, erinnert sich der blonde Jüngling an ein Date, bei dem er sich vor dem Mädchen übergeben musste. Allzu viel Tiefgang darf Hörer vom deutschen Rapbieber demzufolge nicht unbedingt erwarten. Der gutbürgerliche Rheinländer erinnert in der Ausrichtung stark an den Stuttgarter Cro und besingt verflossene Liebschaften und "die nächste Slut, die ich dann ficke".
Durch den großen Bruder findet Kayef um 2005 herum zur Musik. Der macht ihn mit Deutschrap bekannt, woraufhin der damals 12-Jährige zu texten beginnt. Nachdem er zunächst auf MySpace reüssiert, startet er 2009 einen eigenen YouTube-Kanal mit noch größerem Erfolg. Zum Zeitpunkt der ersten plattenfirmengestützten Albumveröffentlichung im Herbst 2014 kann er beeindruckende 300.000 YouTube-Abonnenten und genauso viele Facebook-Likes vorweisen.
Zu dieser Zeit gelingt ihm mit "Nie Wieder Niemand" auch der Einstieg in die deutschen Singlecharts. Bereits 2013 findet sein Lied "Alles Cool" in einer Episode der Reality-Seifenoper "Berlin – Tag & Nacht" Verwendung. Infolgedessen schmeißt Fichtner die Ausbildung hin und widmet sich in Kooperation mit dem Label Takeover Ent. ganz der Popkarriere.
2014 folgt das Album "Relikte Letzter Nacht", 2018 "Modus", 2020 schließlich "Struggle Is Real". Die Alben gleichen sich wie ein Ei dem anderen und werden intensiv über die verschiedenen Kanäle Kayefs auf den sozialen Medien beworben, wo sie wiederum Abonnenten erzeugen sollen - Kayef hat sich so recht erfolgreich ein zweites Standbein geschaffen.
Mittlerweile ist er zum Epizentrum eines Youtuber-Musik-Kollektivs mit Mitstreitern wie seinem Produzenten Topic und bereits erwähntem Sänger Liont mutiert und zieht eine Vereinbarung mit einer Pro7-Agenturtochter an Land. Diese Aktivitäten garniert er mit ausgiebigem Touren, unter anderem als Vorband für "Die Lochis".
Texte und Musik bleiben allesamt auf dem Level deutscher Post-Graf-Erbauungspoetik, garniert mit einer ordentlichen Portion Sexismus. Nichtsdestotrotz zeigt Kayef zwei ordentliche Leistungen: Er kennt jede Mall Deutschlands wie seine Westentasche und er überzeugt mindestens zwei neue Generationen 15-Jähriger von seinem Schaffen.
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