laut.de-Kritik
Zuckerguss, der schon vom Zuhören dick macht.
Review von Kai ButterweckWeihnachtszeit ist Reibach-Zeit. Während Kelly Clarkson im vergangenen Winter alles auf die Greatest Hits-Karte setzte, nimmt die Grammy-Preisträgerin nun auf Santa Claus' Rentierschlitten Platz. Eingepackt in kuscheligem Rot, umgeben von Puderschnee, Zimtduft und klirrenden Festtagsglöckchen, lädt die Tremolo-Queen zum feierlichen Tanz.
Dabei serviert die Amerikanerin nicht nur Altbackenes in neuem Gewand ("Have Yourself A Merry Little Christmas", "White Christmas", "Blue Christmas", "Run Run Rudolph"), sondern erfreut die kreischende Anhängerschaft auch mit gänzlich neuem Schaffen. Dieses passt sich dem Grundkonzept des Albums an und präsentiert sich ebenfalls eingehüllt ins feierlich anmutendem Tamtam.
Ob sich die beiden Songs "Wrapped In Red" und "Underneath The Tree" aber in Zukunft ähnlich eng an Evergreens der Marke "White Christmas" anschmiegen dürfen wie Mariah Careys "All I Want For Christmas Is You" oder Midge Ures "Do They Know It's Christmas" bleibt allerdings zu bezweifeln. Zu austauschbar trällert sich die Bardin vom aufgesetzten Glücksgefühl ins nächste, während sich im Hintergrund die üblichen Verdächtigen - Breitwand-Synthies, Klingglöckchen und auf Hochglanz polierte Supremes-Vibes - um den Platz im Rampenlicht streiten.
Auch die dritte Eigenkomposition "Winter Dreams" fährt mit allem auf, was das Vorstadtherz eines amerikanischen Durchschnitts-Weihnachts-Nerds zur hüpfenden Spekulatiuspumpe werden lässt. Abermals stapeln sich stimmlicher Pathos, in Hall gebetteter Harmoniekitsch und schmachtende Klingeling-Sounds zu einem mit Zuckerguss überzogenen Klangberg, der schon allein vom Zuhören dick macht.
Die den Großteil des Albums bestimmenden Neuinterpretationen kommen kaum über Standard hinaus. Da hilft auch der verzweifelte Versuch, die musikalischen Fundamente von Madonna und Eartha Kitt unter einen Hut zu bringen ("4 Carats") nichts – vom Aufguss alter Rod Stewart-Erinnerungen ganz zu Schweigen ("Run Run Rudolph").
7 Kommentare mit 6 Antworten
Weia... Butterweck muss Clarkson machen, Kubanke die Gaga (und dabei selbst mal wieder einen auf "aus Prinzip eure Erwartungshaltungen enttäuschen")... Was ist da los? Gab's verfrühtes Rezensions-Schrottwichteln in der Red. oder was?
Vor allem: Gibt es auch gute Weihnachtsalben? Wie würde ne Xmas-Rap-Compilation mit Haftbefehl, Farid Bang und Shindy ankommen? Kaas macht dann noch nen besinnlichen Bescherungs-Rap und so. Vllt würde ich das kaufen!
Bzw von Kollegah gibts ja auch nen bosshaften Weihnachtstrack
Wie heißt der? Mir steht der Sinn nach Boss. ^^
http://www.youtube.com/watch?v=X7UVU9sUuCU
Solche Tracks sollte der Boss mal öfter machen!
Thx, da komm sogar ich mal in Weihnachtsstimmung.
Schneeball in die Fresse mois!
So überflüssig wie nur irgendwas.
Schade, dass so liebloser Kram durch eine Rezension Aufmerksamkeit bekommt, während ein mit Leidenschaft und Eigeninitiative geschaffenes Album wie die neue future of the left bisher ignoriert wird.
Vielleicht wäre das der richtige Zeitpunkt, mit Leidenschaft und Eigeninitiative ans Label zu schreiben und Rezensionsexemplare in Richtung laut.de schicken zu lassen?
Gruß
Skywise
Ach so läuft der Hase. Dann wundert mich nicht, warum überwiegend Material der großen drei (Universal, Sony und Warner) besprochen wird.
Wenn ich mir ein Weihnachtsalbum wünschen könnte, dann käme es von Merzbow.