laut.de-Kritik
Die Pixies-Gründerin wandelt auf Solopfaden.
Review von Kai ButterweckKim Deal ist nun schon seit über 40 Jahren im Musikgeschäft unterwegs. Sie hat wahlweise mit den Pixies oder den Breeders die ganze Welt bereist und so ziemlich alles aufgesaugt, was die Branche zu bieten hat. Nach vier Jahrzehnten kommt dieser Tage tatsächlich noch etwas Neues hinzu, nämlich ihr erstes Soloalbum. Ein spontaner Schnellschuss ist "Nobody Loves You More" aber keineswegs. Einige der Songs auf dem Album sind schon über zehn Jahre alt. Eingefleischte Fans der Musikerin, die auch die fünfteilige 7''-Serie aus dem Jahr 2013 daheim stehen haben, dürften die Lauscher besonders spitzen, denn frühe Versionen einiger Songs von "Nobody Loves You More" waren bereits Teil der erwähnten Single-Serie.
Kim Deal startet ihre Soloreise mit unaufgeregtem Gitarrenpop. Eher balladesk startet der Titeltrack mit melancholischem Grundvibe und zarten Streichern im Hintergrund. Mit einem schunkelnden Rhythmus, schrägen Bläsern und cleanen Gitarren geht es akzentuiert in Richtung Surfpop ("Coast"), ehe Deal ausbricht und ganz tief in die Knarzkiste greift. Ein verzerrter Beat übernimmt das Kommando ("Crystal Breath"). Dann kehrt wieder Ruhe ein. Ein bisschen Hawaii, ein Schlagzeugbesen und die Frage: "Are You Mine?" Kim Deal singt über ihre an Demenz erkrankte Mutter, ehe es mit "Disobedience" zurück zu ihren Indierock-Wurzeln geht.
Irgendwie ist jeder Song eine Wundertüte. Man weiß vorher nie, in welche Richtung der nächste Track ausschlägt. So bleibt das Album auch in der zweiten Hälfte stets spannend. Wahlweise harmonisch und liebreizend ("Wish I Was") oder mit vielen Ecken und Kanten ("Come Running") bietet Kim Deal eine breite Palette an Stimmungen und Sounds an. Zwischendurch bricht es dann immer mal wieder aus ihr aus, wie im Song "Big Ben Beat", einem völlig überdrehten Mix aus verzerrten Gitarren und wirrem Sprechgesang.
Kim Deal erfüllt sich ihren Traum vom ersten Soloalbum nicht mit einem furiosen Knall. Die erfahrene Musikerin kommt eher durch die Hintertür rein. Dann aber hören alle gerne zu, zumindest die, die mit dem etwas schrägen Indierock der Neunziger etwas anfangen können. Ob ganz leise oder etwas rauer und lauter nimmt sie ihre Fans mit auf eine Klangreise mit vielen Drehungen und Wendungen, ganz so, wie man es von einer Künstlerin mit Pixies- und Breeders-Vergangenheit auch erwarten kann.
1 Kommentar
Wenn dann Mitgründerin. Pixies wurden von Black und Santiago gegründet... dem Album würde ich auch eine 3/5 geben.