laut.de-Biographie
Koljah
"Hip Hop ist für mich nichts als ein Karnevalsverband, und deutscher Rap ist mehr deutsch als Rap." Hier kommt: Koljah Kolerikah.
Als "Zeckenrapper" hat der Düsseldorfer angefangen. Später entledigt er sich aber dieser niederen Daseinsform, denn diese Art von Rap hört er selbst nicht gern. Bei ihm steht der Unterhaltungswert an erster Stelle, also macht er fortan: S-a-t-i-r-e.
"Die Engstirnigkeit und Dummheit des Polit-Rap-Publikums hat auf jeden Fall eine entscheidende Rolle dabei gespielt, dass ich mich gezwungen fühlte, mich von diesem Zeckenrap-Ding abzugrenzen", sagt der Rapper im Interview mit allesreal.de.
Dass seine Satire meist in die Innereien des Mollusken Publikum zielt, mag ein Grund dafür sein, dass ihn so wenige Leute hören wollen. Von Werbung, diversen Castingshows und Politikern lässt die Masse sich ja gern für dumm verkaufen, aber wer will schon gerne von einem Studentenrapper beschimpft werden?
Studentenrapper?! Nee, nee! Das will Koljah auch nicht sein: "Vielleicht gefällt es mir, unbeliebt zu sein beziehungsweise damit zu kokettieren, aber mit der Rolle des Studentenrappers kann ich nichts anfangen." Denkanstöße liefern will er nämlich noch weniger als komplexe politische Themen in ein paar Zeilen zu zwängen.
Koljah hat nur einfach ab und zu das Bedürfnis, mitzuteilen, was er von manchen Dingen im Speziellen und der Welt im Allgemeinen hält. Irritation der Hörer ist hierbei ein gern gesehener Nebeneffekt.
Wortwitz und der kämpferische Wille, sich von allen anderen abzugrenzen, zeichnen ihn aus. Nachdem Koljah schon seit 2001 mit DJ Tai Phun durch die Lande zieht und auf diversen Live-Auftritten, Samplerbeiträgen und Internettracks zu hören war, gründen die beiden nach einigen Jahren mit dem Düsseldorfer Kollegen NMZS die Gruppe l'avantgarde.
Neben den üblichen Ausschweifungen zum Thema "Wer sind die geilsten Rapper im ganzen Land?" versuchen die drei vor allem, die eigenen Fans vor den Kopf zu stoßen. Das Album "Gute Sprüche 05-07" steigt immerhin zum Demo des Monats in der Juice auf. Das Projekt l'avantgarde landet wieder auf Eis, was gelegentliche Live-Auftritte jedoch nicht ausschließt.
Parallel zur l'avantgarde fanden sich Anfang 2005 die Brüder im Geiste um Koljah zur nicht weniger avantgardistischen Anti-Alles-Aktion zusammen. Gemeinsam mit Panik Panzer releast Koljah Anfang 2007 die EP "Mut Zur Blamage".
2009 aber löst sich die Anti-Alles-Aktion bereits wieder auf, nur um sich direkt im Anschluss zur Antilopen Gang zusammenzutun. Dazu gehören Danger Dan, Koljah, NMZS und Panik Panzer. Koljah bleibt auch hier seiner Linie treu, nämlich der, absolut keine zu haben.
Alle Veröffentlichungen der besagten Rapper laufen ab diesem Zeitpunkt unter der Flagge der Antilopen. Bereits Ende des Jahres erscheint das "Spastik Desaster"-Album von Panik, Koljah und NMZS. Anfang 2010 dann die "Traurige Clowns"-EP von Koljah und Danger Dan.
Weihnachten 2010 bringt Koljah nach zehn Jahren im Business sein Solodebüt "Publikumsbeschimpfung" heraus. Hier bekommt nicht nur das Publikum sein Fett weg, sondern gleich die ganze Welt. "Der Begriff Volk ist für mich negativ besetzt. Antilopen ist die Gang und der Gegner ist die Welt." Alles gemäß Oscar Wildes Motto: "Die Kunst dürfte nie populär sein wollen. Das Publikum müsste versuchen, künstlerisch zu werden."
Das Desinteresse avanciert zum Konzept, dem Kol and the Gang frönen. Darf man ihm Glauben schenken, setzt Koljah noch nicht einmal seine eigenen Freunde auf die Gästeliste. Nur den Toten Hosen bleibt er treu, ihnen widmet er sogar einen ganzen Track auf seinem Debüt.
Interaktion mit dem Publikum sieht bei den Liveshows der Antilopen Gang nicht aus wie die üblichen Mitmachspielchen: "'Ich sag Yo, ihr sagt Yeah' find ich extrem uninteressant. Aber wir Antilopen holen gerne auch mal Leute aus dem Publikum auf die Bühne, um sie zu veralbern oder zu mobben." Ein Tupac durfte rumspucken und das Publikum hat ihn geliebt, warum nicht ein Koljah?
Auf die Frage, was Koljah daran so reizt, der Welt mit stetig erhobenem Mittelfinger entgegenzutreten, antwortet er: "Kein Plan. Ich glaube, für mich gibt es zu dieser Haltung keine Alternative, weil mich alles andere langweilen würde."
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