6. Mai 2014

"Mit 'JBG 2' haben wir zur Integration beigetragen"

Interview geführt von

Der Boss versprach die "legendärste Promophase aller Zeiten" und reizte die Möglichkeiten des YouTube-Marketings bedingungslos aus. Latenight-Show, Lyrik Lounge, Video-Interviews und reine Ankündigungen erschienen in einer Schlagzahl, die so manchem Fan auf den Zeiger ging. Nun folgt mit "King" endlich das dazu gehörige Produkt, und der geneigte Kollegah-Sympathisant kann sich wieder aufs Wesentliche konzentrieren: die Musik.

Zwei Wochen vor Release lud uns der absatzstärkste Selfmade Records-Schützling ins Studio ein und gewährte einen Einblick in das schlicht "King" betitelte Album. Trotz allseits beklagten Magenknurrens unterhielten wir uns ausführlich über das neue Werk, den übertriebenen Autotune-Einsatz auf "Bossaura", den Anspruch auf den Rapthron, Politik, Nationalstolz und die gehypte Farid Bang-Kollabo.

Du hast immer wieder betont, das neue Album werde ganz anders als "Bossaura". Wie bist du von den damaligen Autotune-Experimenten abgekommen?

Kollegah: Es war einfach nicht mehr mein Stil. Der Geschmack ändert sich. Manchmal hat man gewisse Phasen und Ausbrüche, in denen man mal rumexperimentiert. Im Nachhinein muss ich sagen: Da habe ich es mit Autotune vielleicht ein bisschen übertrieben. Würde ich so nicht mehr machen. Nichtsdestotrotz stehe ich voll hinter dem Album. Das war zu der Zeit einfach das, was ich machen wollte. Es ist ein geiles Album. Man darf das Ganze nicht missverstehen und denken, der Künstler verteufelt hier sein eigenes Werk.

Aber eines ist ganz klar: Heutzutage mache ich anderen Rap. Wer ein zweites "Bossaura" erwartet, der wird leider enttäuscht werden, das muss ich mal klarstellen. Weil es de facto keine Autotune-Hooks gibt. Und auch keine Beats, die in die Richtung gehen. Es gab ein paar Beats auf "Bossaura", die ich auch heute nochmal benutzen würde, unter anderem der Beat zum Titeltrack. Oder "Das Licht", auch ein sehr schöner Track. Wie gesagt: "Bossaura" war ein geiles Album, das durch ein paar Einzelaspekte im Gesamteindruck ein wenig gelitten hat. Es ist eigentlich besser als sein Image.

Hat dich möglicherweise auch die anschließende Arbeit mit Farid an "Jung, Brutal, Gutaussehend 2" zum Punchline-lastigeren Rap zurückgeholt?

Ach, Punchlines habe ich immer schon gebracht. Aber natürlich hats richtig Spaß gemacht, weil das der totale Kontrast zur "Bossaura"-Phase war. Es war an Asozialität nicht zu übertreffen, da konnte man alles machen. Da haben wir auch noch nicht damit gerechnet, dass wir derart in den Fokus der Bundesprüfstellen geraten und tatsächlich indiziert werden. Wir haben einfach auf alles geschissen und alles ausgepackt, weil wir auch noch gar nicht mit den krassen Verkaufszahlen gerechnet haben. Da hat man vielleicht tatsächlich wieder zu seinen Wurzeln gefunden, die ja im Battlerap liegen.

Und die auf "King" deutlich vertreten sind.

Absolut. Aber auch hier möchte ich nochmal jeden warnen, der ein "Zuhältertape 4" erwartet. Das kam vielleicht in der ein oder anderen Aussage so rüber, ist aber auch nicht so. Es ist was ganz Eigenes, es ist auch eine persönliche Weiterentwicklung. Diese persönlichen Tracks gabs so noch nicht. Man lernt mehr über die Person hinter Kollegah.

Wobei man auch sagen muss: Der Punchline-Anteil ist schon sehr, sehr hoch. Ich glaub, so 'ne Punchline-Dichte hatte ich echt noch auf keinem Release. Man hat zwei komplette Punchline-Tracks: "Königsaura" und "Omega". Da sitzt du am Ende mit offener Kinnlade da. Da kriegst du die Punchlines von allen Seiten um die Ohren geschleudert, dass dir Hören und Sehen vergeht.

Falk Schacht hat vor ein paar Wochen dazu aufgerufen, Remixe zu "JBG 2" zu posten. Hast du welche davon gehört?

Ja. Da kamen teilweise geile Sachen raus. So Boombap-Beats. Voll geil. Richtig geil.

Kannst du dir vorstellen, eine Platte in dem Stil aufzunehmen?

Absolut. Wurde ich letztens schon mal gefragt, und habe gesagt: Werde ich irgendwann machen. Das habe ich schon länger vor. Ich glaube, 2010 oder 2011 habe ich mal mit dem Producer Shuko darüber geredet. Wir haben schon damals den Plan geschmiedet, das mal in Mixtape-Form oder als kleine EP zu machen. Komplett auf solche Beats, weil er das auch total feiert. Er hat sich das auch immer von mir gewünscht. Irgendwie kam es nie dazu, aber: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, sag ich mal so ganz lapidar ins Blaue hinein.

Interessant, denn viele Leute vermuten bei dir wahrscheinlich eher eine Art Boombap-Antipathie.

Stimmt. Hab' ich aber überhaupt nicht.

Und es gibt sicher eine Menge Leute, die gerade wegen der Beats wenig mit deiner Musik anfangen können.

Das glaube ich auch. Total. Ich will jetzt aber auch nicht hingehen und Genetikk alle Fans klauen. Deswegen warte ich mal noch ein bisschen. (lacht)

Apropos Genetikk, hast du dir eigentlich auch überlegt, ein Album komplett mit einem Produzenten durchzuziehen? Das ist ja gerade deren Stärke: dass alles aus einer Hand kommt.

Theoretisch, ja. Warum nicht? Wobei, bei "King" ist zwar nicht alles vom selben Produzenten, aber es ist schon sehr homogen und beißt sich nicht. Der einzige krasse Ausbrecher ist wohl der Genetikk-Track, weil da natürlich Sikk produziert hat. Aber der Großteil stammt vom selben Produzenten-Team: Hookbeats und Phil Fanatic haben wirklich den Löwenanteil des Albums produziert. KD-Beatz hat noch zwei Instrumentals beigesteuert, die sich aber bestens einfügen. Das sind schon alles schöne, atmosphärische Beats, die zueinander passen und eine gewisse Grundstimmung transportieren. Und die geht zwar nicht in die Boombap-Richtung, klingt aber doch ein bisschen Oldschool-angehaucht.

Hab' ich mir beim Hören auch gedacht.

Ja, der Sound geht schon ein bisschen in die Sample-Richtung. Hier und da haben wir auch ein paar Scratches eingebaut. Auf "Universalgenie" haben wir zum Beispiel einfach eine gescratchte Hook.

Die hätte ich so nicht erwartet.

Kommt aber geil, oder? Das Ganze baut eher auf Atmosphäre auf. Bisschen retro, bisschen oldschool, nicht zu viel. Aber nicht diese neumodische Synthie-Scheiße. Wir haben vielleicht einen Synthie-Beat drauf, wenn überhaupt. Davon bin ich momentan gar kein Freund.

"Wir würden niemals für ein Feature bezahlen", sagte uns Karuzo über den Gastbeitrag von RZA auf "D.N.A.". Wie lief es bei dir und The Game?

Nee, nee, ich würde auch niemals für ein Feature bezahlen. Das ist ein reines Freundschaftsding zwischen meinem alten Homie Game und mir.

Dann lassen wir das mal so stehen. Dass Casper auf die Platte muss, war nach dem gemeinsamen Splash!-Auftritt sofort klar?

Ach, das war schon länger klar. Wir hatten das schon für "Bossaura" geplant. Im Endeffekt ist es aber gut, dass es damals nicht geklappt hat. Für "Bossaura" hätte es nicht so gepasst. Aber jetzt war der richtige Zeitpunkt.

Dein Album ist mit über 60 Minuten wieder relativ lang geworden. Sind dir Deutschrap-Alben im Allgemeinen nicht auch oft zu umfangreich?

Find' ich gar nicht, nee. Bei einem Haftbefehl-Album hat Casper auch mal gesagt: Ach, wenn das nicht so lang wäre, dann wärs ein Klassiker geworden.

Wahrscheinlich "Blockplatin".

Das hat man schon über mehrere Haftbefehl-Alben gesagt. Oder generell über Künstler, die die verfügbare Spielzeit fast komplett ausreizen. Aber es kommt einfach drauf an, wie du es aufbaust. Wenn du einen schönen dramaturgischen Spannungsbogen aufbaust, damit es nicht langweilig wird, dann ist das keineswegs zu viel. Es ist ja auch immer Gefühlssache. Es kommt auch oft vor, dass man einen zweieinhalb Stunden langen Film schaut, der einem vorkommt wie ein Stunde, weil er so extrem kurzweilig ist. Und das ist bei meinem Album durchaus der Fall.

"Staiger kann Patriotismus nicht von Nationalismus unterscheiden"

Marcus Staiger hat dich nach eurer ausführlichen Facebook-Debatte über das Video "Contraband" von Fard & Snaga zur Podiumsdiskussion eingeladen. Weißt du schon, ob du das Angebot annehmen wirst?

Das habe ich vor ein paar Tagen erst mitbekommen. Ich würde das mit Staiger gerne mal machen, aber ich hab' momentan einfach wenig Zeit. Ich kann mich da jetzt nicht noch hinsetzen und über Politik diskutieren. Ich will da ja nicht unvorbereitet reingehen. Da müssen wir uns ein bisschen gedulden, vielleicht klappts mal irgendwann.

Aber prinzipiell liegt es dir anscheinend nicht fern, dich politisch zu äußern. Das scheinen ja einige Rapper zu scheuen.

Ich scheue das überhaupt nicht. Ich habe eine gewisse politische Einstellung und Meinung. Warum sollte ich damit hinterm Berg halten?

Kannst du dir vorstellen, noch mehr politische Texte zu schreiben, wie schon bei "NWO"?

Auf jeden Fall, auf jeden Fall! Da wird immer mehr kommen.

Findest du, du hast als Rapper einen gewissen Bildungsauftrag?

Na, ja. Ich war immer der Meinung: Künstler sollen machen, was sie wollen. Scheiß drauf, wie es ankommt. Wer das nachmacht, ist selber schuld. Dahinter stehe ich auch noch heutzutage. Aber wahrscheinlich habe ich mich persönlich dahingehend entwickelt, dass ich für viele ein Vorbild geworden bin. Das war jetzt nicht meine Intention oder meine Absicht. Aber wenn es so ist: schön. Denn im Endeffekt predige ich nichts Schlechtes. Ich bringe der Jugend, glaube ich, mehr Gutes. Ob das jetzt die Ermutigung zum Sport ist, der Verzicht auf Drogen, oder generell Fleiß und Disziplin an den Tag zu legen. Das sind alles Sachen, die ich der Jugend vermittle.

Im neuen Track "Du Bist Boss" wird das alles schön auf den Punkt gebracht. Wer das hört, kann mir wirklich nicht vorwerfen, ich hätte einen schlechten Einfluss auf die Jugend. Aber das ist nichts Aufgesetztes, dahinter stehe ich wirklich. Das beschreibt einfach die Person, die ich über die letzten Jahren geworden bin, ganz ohne die Absicht, ein Vorbild zu sein. Wenn ich jetzt noch der abgefuckteste Typ wäre und mir Koks ballern würde, dann würde ich auch sagen: Ey, macht das von mir aus nach, ist mir scheißegal. Aber bin ich eben nicht.

Bei einer Sache scheinen sich Staiger und du in der Diskussion nicht wirklich näher gekommen zu sein: Patriotismus. Es stand besonders deine Aussage im Fokus, ein gesunder Patriotismus könne das Selbstbewusstsein des Einzelnen stärken. Würdest du dich selbst als Patrioten bezeichnen?

Dazu muss man nochmal ganz klar sagen: Ich glaube, der Staiger kann einfach nicht zwischen Patriotismus und Nationalismus differenzieren. Ein ganz einfacher Fehler, den er da macht, und den er bei so einer Debatte eigentlich vermeiden sollte. Das ist albern. Ich habe in dem Interview, in dem sich diese spontane Diskussion mit Toxik entwickelt hat, explizit darauf hingewiesen, dass ich nicht der Meinung bin, jeder müsse ein Patriot sein. Sondern dass es ein Mittel sein kann, das zu mehr Zusammenhalt in der Gesellschaft führt. Eigentlich finde ich aber, dass es gar nicht notwendig wäre, wenn wir uns alle als Gemeinschaft, als Menschen sehen würden. So ist es aber nun mal leider nicht. Das ist eine utopische Vorstellung.

Jedes Land hat einen gewissen Patriotismus, einen gewissen Zusammenhalt. Nur in Deutschland sind wir ein bisschen hinterher. Wobei man auch darauf hinweisen muss, dass die Entwicklung immer positiver wird. Auch die Integration schreitet auf ganz natürlichem Wege immer weiter voran. Du siehst immer mehr Deutsche, die wunderbar mit Ausländern harmonieren. Alles vermischt sich immer mehr. Und beide Seiten respektieren sich auch mehr.

Ich glaube auch, dass Farid und ich da mit "JBG 2" und unserer Freundschaft generell durchaus einen Einfluss haben. Ohne Scheiß, das ist jetzt ernst gemeint. Ich glaube, dass wir damit einen positiven Beitrag geleistet haben. So viele Mütter, wie wir nebenbei auch gefickt haben. Die Außenwirkung lautet: Da sind ein Deutscher und ein Ausländer und die verstehen sich gut. Die machen Spaß, die haben eine gute Zeit miteinander. Und das ist mehr wert, als es in der Öffentlichkeit bis jetzt geschätzt wurde.

Das heißt, ich sehe das Ganze gar nicht mehr so schlimm. Dennoch sollten wir uns als Deutsche wirklich nochmal überlegen, ob wir nicht auch Sachen haben, auf die wir stolz sein können. Wir haben doch eine kulturelle Geschichte. Da kann man doch stolz drauf sein. Dass man in einer Linie steht mit weltbekannten Philosophen und Dichtern. Wir sind doch nun mal aus derselben Region. Wie soll ich sagen? Wir sind einfach Deutsche und unsere Vorfahren haben ordentlich was gerissen. Das ist zwar nicht unser eigener Verdienst ...

Genau das ist wohl das Hauptargument gegen Patriotismus.

Aber überleg' mal: Wenn dein Vater irgendwie Fußball-Weltmeister geworden wäre, dann wärst du auch stolz auf den, weils dein Vater ist. Obwohl das nicht dein eigener Verdienst ist. Aber er gehört irgendwie zu dir, das ist deine Familie. Du bist trotzdem stolz drauf. Ich finde es engstirnig, zu sagen: Man kann nur auf das stolz sein, was man selber erreicht und bewirkt hat. Das ist einfach nicht die Realität. Wenn meine Schwester einen anständigen Mann findet, ihr Leben meistert und ein gesundes Kind auf die Welt bringt, bin auch stolz auf sie. Vielleicht auch, weil ich ein bisschen dazu beigetragen hab, wo ich konnte. Aber in erster Linie ist das ihr Verdienst. Und ich bin trotzdem stolz. Man kann das nicht komplett trennen.

"Von Savas kommt eh nichts zurück."

Auf "JBG 2" habt ihr Dissen quasi zum Stilmittel gemacht. Bist du damit erst einmal wieder durch?

Absolut. Gedisst wird auf dem neuen Album eigentlich gar nicht. Es fällt einmal ein Name, aber auch in einer etwas harmlosen Line. Eher Realtalk. Da bekomm' ich wieder Fanpost von jemandem. (lacht) Ansonsten wird nicht gedisst. Jeder soll sein Ding machen, ich hab' für die ganzen anderen eigentlich nur Verachtung und Gleichgültigkeit übrig.

In der Juice-Titelstory hast du dich zumindest noch zu einer Stichelei gegen Savas hinreißen lassen. Macht das immer noch Spaß?

Nee, das ist mittlerweile auch ausgelutscht. Ich will gar nicht mehr gegen Savas sticheln. Der Drops ist gelutscht. Da kommt eh nix zurück. Und wenn doch, dann schaufelt er sich sein eigenes Grab. Dann mach' ich den Sack zu. Aber ansonsten sehe ich ihn ja wirklich nicht als krassen Gegner. Es ging gar nicht darum, den Savas zu beleidigen oder niederzumachen. Sondern ich wollte mir einfach nur das holen, was mir zusteht. Du musst dir das so vorstellen: Wenn da jetzt ein anderer die ganze Zeit behauptet, er sei Simon, der beste Redakteur von laut.de – isser aber gar nicht! Dann gehst du halt irgendwann mal hin und stellst die Sache klar.

Aber auf ein großes Battle inklusive Disstracks hättest du keine Lust mehr?

Doch, Lust hätte ich schon. Aber da muss halt auch Gegenwehr kommen, sonst machts keinen Spaß.

In unserem letzten Interview 2011 habt ihr von andauernden Androhungen gesprochen, wegen derer sogar SunDiego nicht mit auf Tour wollte.

Ja, ja, das gibts immer. (lacht) SunDiego wollte seinen eigenen Bodyguard. Er hatte mir eigentlich zugesagt, dass er als Backup-Rapper mitkommt. Dann hat er aber zwei Tage vorher abgesagt, weil er keinen Bodyguard mitnehmen durfte. Einfach, weil kein Platz mehr im Nightliner war. Nicht mal ich hatte meinen eigenen Bodyguard. Wir waren damals noch ein bisschen Low-Budget-mäßiger unterwegs als heute.

Wenn der keine Eier hat, mit auf Tour zu gehen: bitteschön. Dann musste ich halt die ersten zwei Dates solo auftreten, ohne Backup. Da hat er mich ganz schön hängen lassen, ich musste mir jemand anders suchen. Dann hab' ich einen Freund von mir eingespannt, der schnell die Texte lernen musste und mir nochmal den Karren aus dem Dreck gezogen hat.

SunDiego hat sich einschüchtern lassen, obwohl es noch nicht mal eine konkrete Androhung gab. Da haben irgendwelche Leute im Internet geschrieben: Boah, du hast Kollegahs Album mit Autotune versaut. Wir ficken dich. Das waren 12-, 13-jährige Pisser, und der kackt sich in die Hosen. Und ich muss die ersten zwei Dates 90 Minuten lang alleine auf der Bühne stehen. Das ist bei meinen Texten eigentlich unmöglich! Du hast so gut wie keine Atempausen. Das war ein richtiger Bitchmove.

Er ist ein super Rapper. Deswegen hab' ich auch mit ihm gearbeitet. Er hätte wirklich das Potenzial gehabt, sich zu etablieren. Aber der ist einfach nur zu dumm. Der Junge könnte mittlerweile eigentlich ein gemachter Mann sein, wenn er sich nicht so blöd angestellt hätte. Ich will hier nicht das ganze private Zeug auspacken und ihn komplett demolieren. Der muss sich sowieso in ein Schwammkostüm stecken, damit er wenigstens noch ein bisschen ernst genommen wird, was traurig genug ist. Aber das ist die Rache für solche Bitchmoves. Alles kommt zurück. Karma.

Bemühst du dich immer noch darum, mal wieder in Berlin aufzutreten?

Ich bin öfter in Berlin, weil ich da Geschäftstreffen oder Promotermine habe. Ich beweg' mich da auch relativ frei. Klar kommen dann immer wieder irgendwelche Androhungen im Internet. Da hat man sich aber mittlerweile dran gewöhnt. Nur leider will immer noch kein Veranstalter ein Konzert mit uns machen. Wir haben es versucht, hatten auch mit einigen Veranstaltern Kontakt und wollten das mit Farid auf die Beine stellen. Aber letztendlich kann man es verstehen, wenn keiner das Risiko eingehen möchte. Und das Risiko ist immer noch da, denn in der Berliner Rapszene gibt es uns gegenüber nach wie vor viel Antipathie.

Wir würden da auch nicht hinfahren, ohne genug Leute dabei zu haben. Aber warum sollte man so was machen? Man tut sich selber keinen Gefallen. Es ist nur schade für die Fans in Berlin, die leider bis nach Hamburg fahren müssen, um sich mal ein Konzert von uns reinzuziehen. Die Leute, die in Berlin auf anständigen Rap aus dem Westen stehen, sind letztendlich die Leidtragenden. Die können sich bei ihren Underground-Piss-Rappern bedanken.

In deiner Latenight-Show hat man einen Einblick in den Fan-Ansturm bekommen, den du beispielsweise am Düsseldorfer Hauptbahnhof erlebst. Nervt das mittlerweile?

Überhaupt nicht. Ich machs gerne. Nerven würde es, wenn da Hate käme oder die Leute mir auf den Sack gingen. Aber warum soll mich das nerven, wenn Leute sich freuen, mit mir ein Foto machen zu können? Wenn die total aus dem Häuschen sind, ist das doch eine schöne Sache. Wer bin ich denn, dass ich sage: Da hab' ich jetzt keinen Bock drauf. Ich erzeuge doch ein positives Gefühl bei den Menschen. Klar bin ich ein bisschen eingeschränkt. Wenn ich jetzt vom Hauptbahnhof zum Studio geh', brauche ich vielleicht eine dreiviertel Stunde anstatt fünf Minuten. Aber das gehört halt dazu. Ich mache mit jedem Fotos und bin zu jedem freundlich, auch wenn ich gerade den Megastress habe. Ich würde niemals jemandem ein Foto verweigern. Ansonsten wäre ich ein undankbarer Wichser.

Abschließende Frage: Was macht eigentlich dein Jurastudium?

Ich hab' drei Jahre lang gut Gas gegeben und bin scheinfrei. Im Prinzip könnte ich jetzt ein Praktikum machen und dann das Staatsexamen schreiben. Dafür habe ich gerade einfach keine Zeit. Aber ich hab' mir fest vorgenommen, es irgendwann abzuschließen.

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8 Kommentare mit 23 Antworten

  • Vor 9 Jahren

    Ausfuehrlich wie immer, Kolle als Interviewpartner muss ein Traum fuer jeden Musikjournalisten sein.

    Frage mich nebenbei, wann Selfmade ihr neues signing bekanntgeben.

    • Vor 9 Jahren

      Ich tippe mal auf Cr7z und hier stehts geschrieben... Den hat der definitiv etwas zu sehr gelobt bei 16 bars. Wäre auch wieder ein guter Selfmade-Move, da er sich von der restlichen Truppe doch schon unterscheiden würde.

    • Vor 9 Jahren

      Tipps! Gute Sache. Ich tippe ja auf Karate Andi. Der Junge kann Songs schreiben, hat ein Image, dass sich vermarkten lässt und ist ziemlich schnell ziemlich bekannt geworden. Ein produktiverer Favorite der den Takt auch noch auf Drogen trifft.

    • Vor 9 Jahren

      Das Karate Andi Album war eine ziemlich positive Überraschung für mich..Mal gucken was da noch kommt...

    • Vor 9 Jahren

      Und wenn er wirklich bei Selfmade gesignt wird, dann wird es langsam eng für FAV...

    • Vor 9 Jahren

      weiss nicht, Cr7z macht ja eigentlich eher ernste sachen und hat auch kein kasper image...fraglich ob der in die selfmade puppenkiste passt. für ihn bringt das sicher nur was, wenn er zukünftig auch etwas geld verdienen will, ansonsten soll er bleiben wo er ist. karate andi? nie was von dem gehört.

    • Vor 9 Jahren

      Der Name ist schon gefallen, aber ich schweige besser. :D

      Verstehe uebrigens bis heute nicht, was an Fave alle so gut finden.

    • Vor 9 Jahren

      Fav trauer ich auch noch etwas hinterher, fand den von allen selfmadeartists am "authentischsten". Glaub kaum, dass sein neues album, wenn es denn kommt, nochmal so wie anarcho oder harlekin wird. Karate Andi wär passend.

    • Vor 9 Jahren

      Es wäre für mich jetzt kein Weltuntergang, wenn FAV kein Album mehr bringen würde. Harlekin fand ich gut, Anarcho hatte aber schon den einen oder anderen schlechten Track...Dann doch lieber "Schläge für Hiphop"

    • Vor 9 Jahren

      Favorite ist für mich sowas wie das Gegenstück zu JAW. Beide funktionieren für mich nicht über Raptechnik, Flow oder herausragende Lyrics, sondern ausschließlich über das Identifikationspotenzial. Und das, obwohl sie so gegensätzlich sind, was Inhalte angeht.

      Vereinfacht ausgedrückt: Wenn ich schizophren wäre, wäre Jotta mein Dr. Jekyll und Fav mein Mr. Hyde

    • Vor 9 Jahren

      ich erinnere mich noch an zeiten um 2008 rum. da dachte ich noch, wenn einer von selfmade mal (finanziell) was reissen wird, dann wird das favorite sein. den fanden auch immer alle cool und real und so, im gegensatz zu kolle. hätte auch zu zht2-zeiten nie gedacht, dass der 6-7 jahre später mal so einen hype haben wird, inkl. goldstatus etc.
      verrückte welt.

    • Vor 9 Jahren

      Fave war halt einer der ersten, der die total abgedrehten Lines auf raptechnisch hohem Niveau brachte. Sehr unterhaltsam, die Kunstfigur, die er damit erschaffen hatte. Außerdem waren immer sehr witzige bis geniale Lines und Geschichten dabei.
      sein letztes Album fand ich wegen dem zusammengeschnipselten Flow nicht mehr so herausragend, aber immer noch sehr gut hörbar.

    • Vor 9 Jahren

      :damn: ich mochte karate andi. aber mir kommt NIE WIEDER eine SR cd ins haus :mad:

  • Vor 9 Jahren

    Der Boss wirkte gestern bei Tv Total ziemlich nervoes. Wo war denn da seine achso große Bosshaftigkeit. Bin schon gespant ob die restlichen Songs auf King genauso abstinken. Und bitte keine 5,4 Fanboywertung Laut.de. Wobei Kolle dann mit seinem Pimmelnuckler Farid die Redaktion stuermt.
    Gruß an Antoin ( der schon ganz gierig auf Kommentare wartet)

  • Vor 9 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.