laut.de-Kritik

Karge Klänge zwischen Rave-Euphorie und Kunstfertigkeit.

Review von

Wenn Größen wie FKA Twigs, David Byrne oder Sampha Lewis Roberts alias Koreless für Produktions- und Songwritingdienste kontaktierten, ließ sich der britische Producer nicht zweimal bitten. Jedoch beschränkte sich sein eigener Output seit 2011 auf nur eine Handvoll Singles und EPs. Mit denen entfernte er sich nach und nach von seinen klassischen 2-Step-Wurzeln zugunsten eines eigenständigeren Sounds zwischen Electronica auf Basis von weiblichen Vocal-Samples, rein elektronisch erzeugten Minimal Music-Miniaturen sowie futuristischen Bass Music- und Deconstructed Club-Einschüben. Sein nun veröffentlichtes Debüt "Agor" lässt sich schon fast als elektronische Sinfonie erachten.

Die leitet "Yonder" mit artifiziellen Ambient- und Deconstructed Club-Sounds verträumt ein. "Black Rainbow" steigert sich im Anschluss mit blubbernden Electronica-Klängen, flächigen Synthies sowie Noise- und IDM-Einschüben zu einer euphorischen Rave-Nummer, die ganz ohne Kickdrum auskommt. Dabei legt der mittlerweile in London ansässige Producer viel Wert darauf, das Schroffe und Karge seiner walisischen Heimat zu betonen. Schönklang braucht man auf der Platte demnach nicht zu erwarten.

Dem schließt sich mit "Primes" eine flüchtige Ambient-Sequenz an. Es folgt die vocal-lastige Phase des Albums. In "White Picket Fence" fusionieren Koreless barocke Klänge und klassischer Frauengesang mit aufregenden UK Rave-Tönen, die nahtlos in "Act(s)" übergehen. "Joy Squad" fällt demgegenüber mit dystopischen Synthies, zerhackten Elektronik-Sounds und Samples recht düster aus. Das Stück hört sich in etwa so an, als wenn Aphex Twin und Jeff Mills in den mittleren bis späten 90ern einen gemeinsamen Track ausgebrütet hätten.

Eine gewisse Kunstfertigkeit legt Roberts danach wieder in "Frozen" an den Tag, wenn elektronisch erzeugte, präparierte Klavierklänge auf in die Mangel gedrehte Samples treffen, die hier und da ins Sphärische abgleiten. Das folgende "Shellshock" kommt schließlich als hypnotischer Electronica-Track im Four Tet-Stil mit süchtigmachenden Vocal-Sequenzen daher. "Hance" bildet eine kurze Minimal Music-Miniatur. Mit "Strangers" endet das Album so verträumt wie es begonnen hat, wenn barocke Sounds und ätherischer Gesang zu einer melancholischen Einheit verschmelzen.

Am Ende steht ein Werk, das nicht nur eine enorme stilistische Bandbreite abdeckt, sondern auch noch wie aus einem Guss klingt. Bleibt zu hoffen, dass sich Koreless für sein zweites Album nicht weitere zehn Jahre Zeit lässt.

Trackliste

  1. 1. Yonder
  2. 2. Black Rainbow
  3. 3. Primes
  4. 4. White Picket Fence
  5. 5. Act(s)
  6. 6. Joy Squad
  7. 7. Frozen
  8. 8. Shellshock
  9. 9. Hance
  10. 10. Strangers

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