laut.de-Kritik

Intime Folk-Kleinode über die Sinnhaftigkeit des Daseins.

Review von

Ab den späten 90er-Jahren veröffentlichte der schwedische Singer/Songwriter Kristofer Aström drei Studioalben mit seiner Band Fireside. Danach widmete er sich, zum größten Teil nur mit einer Akustikgitarre ausgestattet, reduzierteren Solokängen. Eine über 2003 bis 2006 veröffentlichte Sammlung an EPs, bestehend aus "Dead End", "There For" und "Black Valley", dokumentiert diese Übergangsphase. Erst 2018 meldete sich der 43-Jährige mit einem weiteren Kurzformat namens "Hold On Lioness" zurück. Anlässlich des 25. Geburtstages des Labels Startracks vereint "Quadrilogy" die vier Releases auf Vinyl.

"One Good Moment" vom 2003 erschienenen "Dead End", das Aström noch mit seiner ehemaligen Truppe Hidden Truck einspielte, verströmt eine rockige Aufbruchsstimmung, die sich wohltuend von den restlichen Tracks auf der Zusammenstellung abhebt. Das rein akustisch gehaltene "One More Drink", das die EP beschließt, verweist nämlich schon sehr deutlich auf die späteren, tristeren Solowerke des Schweden. Sie enthält auch den Track "Satan" aus dem zwei Jahre zuvor veröffentlichten Band-Album "Leaving Songs".

Stellvertretend für Aströms authentisches, nordisches Songwriting steht "You Won't Last Long" von "There For" aus dem Jahre 2004. Simple Klampfenharmonien, melancholische Klavierschläge und sein zurückhaltender Gesang verbreiten in der Nummer ein intimes Flair à la Nick Drake, durchzogen von Resigniertheit, aber auch einer vagen Hoffnung auf bessere Zeiten. Ebenso eindringlich klingt das countryeske "Is It Really Over?" von der gleichen EP. In dem Stück begräbt der Skandinavier beinahe hymnisch anmutend nicht nur die große Liebe, sondern sämtliche zu zweit geschmiedeten Pläne.

In der Folge erweist sich "Finally Home", zu finden auf "Black Valley" von 2006, auf der Compilation als herausragend. Textlich errichtet sich der Schwede in der Nummer ein stilles Zuhause, um das Leben, das nur Leid, Schmerz und Enttäuschungen mit sich bringt, nicht mehr ertragen und aushalten zu müssen. Dazu führen atmosphärische Orgelklänge und sparsame Saitenakkorde in die Dunkelheit. Da wundert es kaum, dass sich Aström privat zu dieser Zeit in einer schweren Sinnkrise befand.

Glücklicherweise scheint es dem Mittvierziger, der vor wenigen Wochen geheiratet hat, mittlerweile deutlich besser zu gehen. Trotzdem brauchen sich die vier Tracks auf "Hold On Lioness" hinter der Abgründigkeit seiner früheren Kurzformate keineswegs zu verstecken. Ganz im Gegenteil. Der Skandinavier befasst sich im Titelstück mit einer Scheidung. Dabei klingt seine Stimme brüchiger als gewohnt. Wenn er in dem Song zwischenzeitlich die Akustische durch eine Mundharmonika ersetzt, fühlt man sich darüber hinaus als Hörer angenehm an Bob Dylans zerrissene Trennungsplatte "Blood On The Tracks" erinnert.

Nicht gerade fröhlicher fällt "Northern Lights" aus, das wieder in die verhaltene Nick Drake-Richtung geht. Dennoch besitzt die Nummer mit ihrer Sehnsüchtigkeit eine elegische Schönheit. Ein bedrückendes Cover von Gary Stewerts "An Empty Glass" schließt sich ihr an. Zum Schluss rundet eine Neueinspielung von "Defender" die EP gelungen ab. In dem Song heißt es: "Thank you for listening to my complaints".

Wer demnach leichtfüßige Musik sucht, die nicht schwer im Magen liegt, sollte um "Quadrilogy" einen großen Bogen machen. Für Folk-, Country- und Singer/Songwriter-Gourmets mit Hang zu nachdenklichen Gedankengängen über die Sinnhaftigkeit der Daseins dürfte die Zusammenstellung zweifelsohne eine intensive Hörerfahrung darstellen.

Trackliste

  1. 1. Hold On Lioness
  2. 2. Northern Lights
  3. 3. An Empty Glass
  4. 4. Defender
  5. 5. One Good Moment
  6. 6. Satan
  7. 7. You Are My Sunshine
  8. 8. If You Really Wanna Know
  9. 9. One More Drink
  10. 10. You Won't Last Long
  11. 11. Never Gonna Get To You
  12. 12. Ode To...
  13. 13. Still Miss
  14. 14. Is It Really Over?
  15. 15. So Much For Staying Alive
  16. 16. Black Valley Theme
  17. 17. Finally Home
  18. 18. The Blackest Pond

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