laut.de-Kritik

World Idol, Hobbit oder Bon Jovi?

Review von

Was wir bis jetzt wussten: In Deutschland hört sich jeder 'Superstar' auf dem Endprodukt gleich an. Was wir bei "World Idol" gelernt haben: Klempner mit Zahnlücke singen besser als zurecht gestutzte Bohlen-Zöglinge. Die Menschen in Norwegen, anscheinend der ganzen Welt, haben das begriffen. Sie haben verstanden, dass es nicht um Milchbubis mit der Halbwertzeit einer Eiskugel in der Mittagssonne geht. Bei einem solchen Verständnis kann schon mal ein "Hobbit" mit "Engelsstimme" (so der australische Juror) zum World Idol aufsteigen.

Das mit der Stimme lassen wir jetzt mal dahin gestellt. In echt klingt sie nämlich etwas mehr nach einem gewissen Herrn Bon Jovi oder Herrn Walsh, als nach einem Engel, aber sei's drum. Immerhin hören wir hier nicht den Bohlen-Einheitsklang, sondern einen sehr wandlungsfähigen Sänger.

Die nächste Hürde, die Superstars überspringen müssen, ist der Vorwurf, nicht "real" genug zu sein. Doch seit wann sind 25-jährige Klempner mit Zahnlücke, die auch noch Väter von zwei Kinder sind, nicht echt? Eben! Ach, musikalisch soll sich Herr Nilsen beweisen ... immerhin hatte er, bevor er als Idol für Aufregung sorgte, eine kleine, feine Band namens "Fenrik Lane". Die unterschied sich nicht einmal groß von dem, was man nun auf Kurts Soloalbum hören kann: verhaltene Rocknummern (wie "Sue Me") und sanfte Balladen mit starkem Hang zur Schnulzigkeit ("Lost In Despair"). Er schrieb ja auch hier an den Songs mit.

Leider hat er sein Repertoire nicht weiter aufgefächert. Sonst hätte das noch richtig was werden können mit dem Album. Statt dessen nagelt er sich leider auf die oben beschriebenen Stilrichtungen fest, wagt es nur marginal, sich davon zu entfernen. Da passt es gut, wenn er mit "Games We Play" den zweiten Hit des Schweden Andreas Johnson covert. Der hat es auch nie gewagt, sich weit aus dem Fenster zu lehnen, und ist an dieser Vorsicht trotz des Megahits "Glorious" gescheitert. Immer beim Gleichen zu bleiben, langweilt auf Dauer einfach.

Trackliste

  1. 1. Here she comes
  2. 2. All you have to offer
  3. 3. Breathe you in
  4. 4. Last day of summer
  5. 5. Lost in despair
  6. 6. Games we play
  7. 7. Sue me
  8. 8. Wedding's off
  9. 9. Ordinary world
  10. 10. She's so high
  11. 11. Smell the roses
  12. 12. I

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Kurt Nilsen

Die alte Geschichte vom Tellerwäscher zum Millionär als Neuauflage? Fast. Der am 29. September 1978 geborene Kurt Nilsen aus dem norwegischen Bergen …

Noch keine Kommentare