laut.de-Kritik

Wie Raps Phoenix aus der Asche.

Review von

"Nie mehr der falsche Move, nie mehr der falsche Song." Es klingt wie ein Mantra. Das gefloppte Album, die miserabel besuchte Tour: Schnee von gestern. "Scheiß auf meine alten Fehler, scheiß auf meine alten Props." Laas Unltd. drückt den Resetknopf, setzt alles auf Null und bekundet grimmige Entschlossenheit, sich seine "Zweite Chance" um nichts in der Welt mehr nehmen zu lassen.

"Was soll mich jetzt noch schocken? Was soll mich jetzt noch stoppen?" Wieder einmal zeigt sich die alte Weisheit: Die angeschlagenen Boxer sind die gefährlichsten. Wie ein Phoenix entsteigt Laas Unltd., Kapuze überm Cap, dem schwelenden Aschehaufen, der von seiner Karriere übrig blieb, weniger strahlend als vielmehr stinkwütend. Diese Aggressivität bringt, gepaart mit Biss, eine wahre Ausgeburt an zorniger Dynamik hervor.

"Eins, zwei: Okay, ich bin ready. Drei, vier: Fuck it, lass' uns battlen." Es bedarf schon eines gerüttelten Maßes an Irrsinn, gegen diesen "Gladiator" in die Arena zu steigen. Drob Dynamic hat es gewagt und Laas bei Rap am Mittwoch das Comeback seines Lebens - und vermutlich auch das Comeback der deutschen Rap-Geschichte - beschert. Die Energie daraus trägt nun sein gesamtes Album. Dessen Regeln diktiert der Battleking.

Ach was, Regeln! Im Grunde genügt eine einzige: "Ich reduzier' die zehn Rapgesetze runter auf eins. Wie? Erstens: Du musst dope sein." Diesem Anspruch wird "Blackbook II" auf ganzer Länge gerecht. Mit Rückendeckung von DJ Smoove, der die alleinige Oberhoheit über die Produktion behält, startet Laas seinen Kreuzzug zurück ins Bewusstsein, getrieben von einem wie in Fels gemeißelten Vorsatz: "I. Will. Not. Lose."

Nee. Tut er auch nicht. Im Rapschwanzvergleich spielt Laas Unltd. seit jeher in der ersten Liga. Skills und Erfahrung, zudem noch mariniert in Herzblut und einer hingebungsvollen Liebe zum Hip Hop, der auch die schändlichste Missachtung seiner Person nichts anhaben konnte, schaden dabei aber auch kein bisschen. "Das hier ist mein Leben" - und das wiederum glaube ich spätestens nach der mehrere Dekaden abreißenden Hommage an unser aller Lieblingsgenre in "808 & Beatbreaks" aufs Wort.

Laas Unltd. setzt sich als "Gladiator", als "Spitta", als "MC MG" in Szene. Großspurig, ja. Die Technik-Latte, die er selbst in schwindelnde Höhen legt, überspringt er dabei allerdings mühelos. "Es würd' meine Würde nehmen, würd' ich nicht jede Hürde nehmen, sie würden mich nie würdigen, würd' ich nicht annähernd so wütend klingen." Insofern vielleicht sogar ein Segen, dass Laas Unltd. der Wind der Ablehnung in der Vergangenheit derart eisig um die Nase wehte.

"Kuck, das sind die Reaktionen auf einen, der nichts will, außer rappen": Das konträre Echo hat zweifellos seinen Teil dazu beigetragen, aus Laas Unltd. den zweiten Teil seines "Blackbooks" heraus zu kitzeln. Schon interessant, wer jetzt, wo er wieder Oberwasser hat, plötzlich alles "seit Tag eins unter seinen Supportern" gewesen sein will. Gnadenlos entlarvt Laas die Wendehals-Mentalität, die ihm, paradox genug, einige nun wieder selbst anzukreiden versuchen.

Den einzigen Vorwurf, den man "Blackbook II" tatsächlich machen darf, bringt er auch gleich selbst aufs Tapet: "Oh, er macht nur Rap", Rap über Rap. Hardcore-Rapnerds tut er damit einen Gefallen. Allen anderen macht Laas Unltd. mit der inhaltlichen Selbstbeschränkung auf "Ich liebe Rap, schon immer, für immer" auf der einen und "Ihr kriegt mich nicht weg" auf der anderen Seite das Bei-der-Stange-Bleiben aber nicht gerade leicht.

Immerhin: Smoove baut auch denen, denen "Blackbook II" inhaltlich zu mager ausfällt, eine goldene Brücke nach der anderen. Von dem dunklen, von einem Klavier dominierten Einstieg über angemessen monumentale Theatralik in "Gladiator" und den bratzenden, deutlich synthetischeren Vibe der "Blockparty" bis hin zum drückenden Bass, der das "MC MG" flankiert, treffen seine Produktionen den Nerv der Tracks und bergen bei aller Macht ungeheuer viel Melodie.

Laas' Entscheidung, für den zweiten Teil von "Blackbook" wieder nur mit einem einzelnen Produzenten zusammen zu arbeiten, trägt die gewünschten Früchte: Eine einheitliche Handschrift kennzeichnet das Klangbild, auch wenn der Faden, der alles durchzieht, unterschiedliche Schattierungen von Rot besitzt.

"Mein Blackbook, Teil zwei der Show, meine Vision": Laas Unltd. hält seinen Traum erst hoch, um ihn der Welt dann zu Füßen zu legen. Sollte sie ihn erneut in den Dreck treten, würde das diesen Mann vermutlich auch nicht mehr brechen: "Wenn die Zeit kommt, zu gehen, geh' ich grinsend." Recht so. Aber bitte noch nicht so bald.

Trackliste

  1. 1. Zweite Chance
  2. 2. Gladiator
  3. 3. Blockparty
  4. 4. Bis Ans Ende
  5. 5. Hass/Liebe
  6. 6. Meine Crew
  7. 7. Für Immer In Erinnerung
  8. 8. Science Fiction Patterns
  9. 9. Spitta
  10. 10. 808 & Beatbreaks
  11. 11. MC MG

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