laut.de-Kritik
Eindringliches Wechselbad der Gefühle.
Review von Michael EdeleDie Erwartungen an Tilo und Anne müssen jedes Mal enorm sein. Ich frage mich manchmal ehrlich, wie sie mit diesem Druck umgehen, oder ob sie sich davon gar nicht beeinflussen lassen. Ich vermute eher letzteres, denn die beiden machen eigentlich seit jeher, was sie wollen und fühlen, und das ist verdammt gut so.
Das zwölfminütige "Kyrie" eröffnet die CD zunächst ruhig und stimmungsvoll, nimmt im Verlaufe des Stückes aber immer wieder an Eindringlichkeit zu und ist somit ein perfektes Wechselbad der Gefühle. Mit der schon bekannten Single "Durch Nacht Und Flut" steht dann eine typische Lacrimosa-Nummer auf dem Programm, die einfach alle Stärken des Duos Wolff/Nurmi zeigt. Mit einer etwas seltsamen Aufteilung setzt "Ein Hauch Von Menschlichkeit" die mit "Durch Nacht und Flut" begonnene Suche fort. "Sacrifice" und "Eine Nacht In Der Ewigkeit" bilden zusammen die Hingabe und "Apart" und "Manila" fügen sich textlich zum Bittruf zusammen. Nur "Kyrie" und "Die Schreie Sind Verstummt" stehen für sich allein.
"Sacrifice" weckt in mir Assoziationen an einen Straßenmusikanten, der in einer dunklen, verregneten Nacht an seiner Drehleier steht und über die Vergangenheit und seine Gedanken philosophiert. Bis auf kurze Zwischenspiele mit verzerrten Gitarren konzentrieren sich Lacrimosa ganz auf akustische Instrumente. Auch "Eine Nacht In Ewigkeit" setzt ausschließlich auf Klavier und Geigen.
Apart ist das übliche Solo von Anne, das mit Sicherheit niemanden enttäuschen wird. Das daran anknüpfende "Malina" ist neben der Single das härteste Stück der CD, die von "Die Schreie Sind Verstummt", einem Requiem für drei Gamben und Klavier, scheinbar ruhig abgeschlossen wird. Nur scheinbar, denn dafür, dass es nur für Klavier und drei Gamben komponiert ist, drücken die später einsetzenden Gitarren und das Schlagzeug ganz schön nach vorne.
Wie eigentlich nicht anders zu erwarten haben Lacrimosa mit "Echos" wieder ein Album abgeliefert, das problemlos neben den eigenen Scheiben bestehen kann, weil es nicht einfach auf Bewährtes setzt, sondern immer wieder neue Wege geht. Tilo setzt mit "Echos" verstärkt auf klassische Elemente und zeigt eindrucksvoll, dass er nicht nur auf diesem Gebiet ein wahrer Könner ist.
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