laut.de-Kritik
Arbeitsplatz-Pop am Wendepunkt der Gescheiten.
Review von Max BrandlEin Mann, acht Jahre, fünf Studio-Alben, 14 erfolgreiche Singles: Mit diesen Eckdaten sei Laith Al-Deen eine "Best Of"-Veröffentlichung wohlwollend zugesprochen. Selbst mir, der ich den großen Rundfunk-Anstalten und Musiksendern dieses Landes schon vor Längerem den Rücken gekehrt habe, liegt noch ein Al-Deensches Echo im Ohr: Ich fühlte mich zwar nie direkt persönlich angesprochen, aber "Dein Lied", doch, das kennt man schon.
Leidet man nicht an einer chronischen Mainstream-Allergie, dann war Laith sicherlich keiner der Kandidaten, die einen in der Vergangenheit panisch die Radiostation wechseln ließen. Zum einen ist das sicherlich seiner gesanglichen Qualität verdankt, die er auf dieser Platte auch in zwei Live-Tracks unter Beweis stellt. Zum anderen rangieren die von ihm vorgetragenen Inhalte nicht völlig jenseits des Wendepunkts der Gescheiten.
Klar ist natürlich auch, dass sowohl die ganz großen Hits wie "Bilder Von Dir" als auch die weniger prominenten Songs wie das karibisch leichte "Meilenweit" akribisch stark geschliffene Pop-Perfektionen sind. Solange aber kein Hehl daraus gemacht wird, dass die Zielgruppe sieben Stellen groß ist, ist das auch okay.
Genau diese Sympathie transportiert Al-Deen: Er versucht sich nicht im paradoxen Experiment, massentauglich vor den Kopf zu stoßen oder gar zu belehren.
Fettarme Melancholie, zuckerfreie Hoffnung und kalorienreduzierte Liebe, serviert zu gut verdaulichen Gitarren, magenschonendem Schlagzeug und einem allzeit bereiten Keyboarder Südhang dominieren den Gabentisch. Was den musikalischen Leistungssportler über kurz oder lang zusammenbrechen ließe, sorgt am durchschnittsdeutschen Arbeitsplatz dank ausgewogenem Nährwert für sorgenfreie und konsensgestärkte Mittagspausen.
Er selbst nennt diese Best Of einen "Schlussstrich unter die Vergangenheit". Was das für die Zukunft bedeutet, lässt er uns zwar noch nicht wissen, eine Trendwende um 180 Grad halte ich jedoch für ausgeschlossen. Dazu funktioniert diese Rückschau auf acht Jahre Rücksicht einfach zu gut.
1 Kommentar
Nur zwei Punkte für diese tolle Musik! Ich bin entsetzt.
Bis zum Sommer hab' ich den Laith eigentlich gar nicht beachtet, weil der aus irgendeinem Grunde unter "Hip Hop" bei mir lief. Bis zu einem zufälligen Konzert, bei dem ich gebannt bis zum Schluß dablieb.
Der Kerl ist ja nur gut!