laut.de-Kritik
Soundcloud-Rap zum Abgewöhnen.
Review von Yannik GölzOh Junge. Wäre es schön gewesen, zu sagen, dass das hier eine gute Platte ist. Man hätte es sich ja wirklich gewünscht. Lil Tecca ist der sympathische, verpeilte, 17-jährige Hip Hop-Star mit dem perfekten ersten Song. Nun, ungefähr fünfzehn Minuten nach Durchbruch ist der Song etwas abgekühlt und Tecca beweist keinen Deut, warum er ins Rampenlicht gehört. "We Love You Tecca" ist ein dröges, stromlinienförmiges Gestolper eines viel zu jungen Rappers, der versucht, seinen ersten und einzigen Hit zu replizieren.
Mit dem fängt das Album auch an – und an dem muss er sich messen. "Ransom" ist die Post-Soundcloud-Rap-Erfolgsstory, wie sie im Buche steht. Schmissiger Beat, markanter Typ und eine Hook mit gut funktionierendem Flow-Pattern. Nicht, dass Lil Tecca hier in irgendeiner Form beeindruckend rappen würde, aber der Song funktioniert mit dem etwas tropisch angehauchten Synth-Pad und der endlos mitgrölbaren Hook. Dazu dann Cole Bennett am Video, Nick Mira am Beat, Republic am Vertrieb, ab geht die Post.
Ob er nun einfach zu schnell nachliefern wollte oder einfach kein zweites "Ransom" in sich hat, bleibt fraglich. Fakt ist nur, dass der Rest der Platte wirklich ein beachtlich uninteressantes Stück Monotonie ist. Es sei dem minderjährigen New Yorker aus den besseren Vierteln von Queens ja vergeben, dass er nicht jedes Rap-Klischee, das er rappt, so erlebt, aber wenn man sich schon ein Leben zusammenfantasiert, könnte man ja irgendetwas Interessantes fantasieren, oder?
Aber die Fantasie von Tecca und seinen Produzenten reicht für nichts anderes als die Banalste Blaupause von Streaming-Futter. Wenn schon der Ansatz zu sein scheint, bestenfalls passable Hintergrundmusik aufzunehmen, kann es mit der Ambition ja nicht so weit her sein. Wenn man aber selbst daran krachend scheitert, gerät man mit einem Debütalbum schon einmal in heißes Wasser.
Das Netteste über "We Love You Tecca" ist dementsprechend, dass es nicht per se wehtut. Songs wie "Sidenote", "Left, Right", oder "Shots" sind dennoch so generisch, dass sie beinahe nicht existieren. Es ist in der Tat gar nicht einfach, einzelne Momente aus diesem Projekt herauszugreifen, weil es durch die Bank so ehern gleichförmig ist, dass selbst beim Versuch, es aktiv und aufmerksam zu hören, die Tracks kantenlos ineinanderfließen wie Zebras in der Ferne.
Mag sein, dass da auf irgendeinem Song irgendwann einmal ein gentrifizierter Dancehall-Beat aufgetaucht ist, aber macht es wirklich einen Unterschied? "We Love You Tecca" entblößt Tecca nur als die Farce von einem Rapper, die so klingt, wie für feindselige Ohren wohl jeder vermeintliche Mumble-Rapper klingt. Und ohne seine ulkige Videopräsenz fehlt auch Sympathie und Charakter gänzlich, rappt er doch mit der immergleichen Stimme Flows wie in der Grundschule.
Textlich bleibt nichts hängen, außer dass er ab und zu Hommage an andere Rapper zollt. Juice WRLD mag man ja rechtfertigen können, taucht er ja auch selbst auf dem "Ransom"-Remix auf. Aber ein Einfluss von Nav oder Yung Bans gibt nur Sinn. Lodernde Vorbilder für aufstrebende Langweiler. "We Love You Tecca" ist Soundcloud-Rap zum Abgewöhnen. Die Beats sind ein Greenscreen und Lil Teccas Vocals tragen Camouflage davor.
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