16. November 2018

"Ich höre keine deutsche Musik"

Interview geführt von

Berlin, Ende Oktober. Die deutsche Hauptstadt hat ihr hässlichstes Grau aufgetragen, Nieselregen gibt es als Beilage obendrauf. Lina Larissa Strahl scheint das nicht zu jucken.

Fröhlich empfängt mich Lina im BMG-Musikgebäude zusammen mit ihrer Mangerin. Beide Seiten sind etwas nervös. Ich, weil das erst mein zweites Interview ist, die Sängerin, weil sie die Texte über sich bei uns gelesen hat. Es entwickelt sich aber trotzdem ein freundliches und offenes Gespräch über Zukunftspläne, Fandom-Phasen, Beziehung zu ihren Fans und natürlich das neue Album "R3bellin"

Erst einmal herzlichen Dank, dass du dich mit uns triffst. Ich weiß nicht, ob du unsere Kritiken gelesen hast ...

(lacht) Doch, doch, die hab ich gelesen. "Dünne Kopfstimme" ...

Das war nicht ich. Für die Einstiegsfrage hab ich mich an meine kleine Nachbarin gewendet. Die ist großer Fan der "Bibi & Tina"-Filme: Triffst du dich noch mit der Darstellerin der Tina, Lisa-Marie Kroll?

Wir sehen uns noch. Ich wohne halt in Hamburg und sie wohnt in Berlin, das ist halt eine gewisse Distanz. Aber man sieht sich noch auf den ganzen Veranstaltungen und vor einem Jahr haben wir auch ein Video zusammen gedreht. Also wir sehen uns schon ab und zu.

Das wird sie bestimmt freuen. Aber ich bin ja eigentlich nicht hier um über die Filme zu reden, sondern über deine Musik.

Das ist gut!

Wenn du so eine Kkritik liest, trifft dich das, oder kannst du drüber hinwegsehen?

Also bei "dünne Kopfstimme" musste ich lachen, das belastet mich nicht. Was soll ich jetzt dazu sagen? Ich finde es beleidigender und hart wenn es heißt das Album ist scheiße produziert, da hat sich niemand Mühe gegeben oder da ist kein Herzblut dran. Das sind die Sachen, die mir ans Herz gehen. Wenn jetzt aber jemand schreibt, das Foto sieht voll scheiße aus, dann kann ich da drüber stehen. Wenn das aber die Sachen sind, bei denen man mit ganz viel Herzblut dabei ist und man hart für das Album gearbeitet hat, und so viel Energie und Liebe reingesteckt hat, und das wird dann runtergemacht, dann trifft es mich natürlich schon. Ich kann aber trotzdem damit umgehen, keine Sorge.

Drei Alben in drei Jahren, dazu Touren, Schauspiel, Abi. Das klingt doch nach Burn-Out-Gefahr.

Keine Ahnung. Es ist halt schon eine psychische und körperliche Belastung. Ich bin aber auch unheimlich daran gewachsen und habe jetzt gelernt, für mich Grenzen zu ziehen und Nein zu sagen. Aber sowas wie 2016, als ich Abi geschrieben habe, getourt bin, ein Album veröffentlicht habe, einen Kinofilm gedreht habe, noch einen Kinofilm synchronisiert habe, das werde ich nicht nochmal tun, das war tatsächlich nicht so gut. Aber man lernt daraus. Jetzt hab ich meine Grenzen und Tage bzw. Wochen, die nicht angerührt werden und damit müssen die Leute klarkommen. Den Rest bin ich abrufbar. Man muss halt diese Grenze ziehen. Was ganz viele Leute nicht checken, ist dass dieses in der Öffentlichkeit stehen zwar der geilste Job der Welt ist, aber wenn ich verkacke, ist alles scheiße. Diese Last zu haben, ist für eine 20 Jährige auch nicht ganz ohne. Manchmal wäre ich dann doch mal ganz gerne nur ein Teenie oder jetzt eine junge Frau, ohne so eine Belastung. Das übersehen viele gerne, aber mit der Zeit lernt man damit umzugehen.

Hast du auch schon Pläne wie es jetzt weitergehen soll? Weiterhin ein Album pro Jahr oder mal ein bisschen auf die Bremse treten?

Ich will tatsächlich auf die Bremse treten. Irgendwann wird es auch unauthentisch. Wir haben jetzt drei Alben möglichst schnell hintereinander rausgebracht, was auch nicht viele so machen, mal abgesehen von den Popsternchen aus Amerika. Viele nehmen sich da mehr Zeit. Es läuft aber momentan auch super, wir haben diese Kreativität, ich habe da ganz tolle Leute, die da mit mir arbeiten, auch von Anfang an. Bei denen kann ich mich fallen lassen, kreativ sein, es werden mir aber auch kreative Stützen gegeben, damit ich das nicht alles alleine tragen muss. Deswegen funktioniert das super. Aber ich würde jetzt auch für mich selbst, um das weiterhin reflektiert wahrnehmen zu können, nicht gleich das vierte Album planen. Aktuell denk ich an die Tour und filmische Projekte, die ich noch nicht anpreisen kann. Für ein viertes Album muss ich jetzt kurz runterkommen und Pause machen.

Hängt das auch damit zusammen, dass du letztes Jahr 20 geworden bist? Hat sich da die Perspektive verändert?

Ich glaube nicht. Ich hatte das schon immer in mir. Ich bin jetzt ja auch fast 21, aber ich hatte das schon mit 19 in mir, mit 18, dass ich eben gesagt habe, dass ich früh genug auf die Bremse treten muss, gerade nach diesem 2016er Jahr. Da hab ich auch gemerkt, wenn man so viel auf einmal macht, kann man gar keinen Fokus setzen. Das hat bei den zwei letzten Alben auf jeden Fall besser geklappt. Beim dritten Album: Ich hab währenddessen keinen Film gedreht, keine Serie gedreht, mehrere Anfrage teils traurig abgesagt. Aber ich wollte eben, dass das Album gut wird, ich wollte dass mein Fokus darauf liegt, ich wollte da kreativ sein, damit es authentisch ist.

"Ich bin wirklich für jeden da und kann mit jedem ein Foto machen, aber ich bin auch nur ein Mensch"

Du hast ja schon 2013 bei "Dein Song" gewonnen, danach kamen schnell die Bibi & Tina Filme. Siehst du den Sieg von damals als eine Art Initialzündung, oder wäre die Karriere auch anders möglich gewesen?

Ne, auf keinen Fall. Ich hab mich bei Dein Song mit 14 beworben, das Finale war dann mit 15. Oh Gott, so sah ich mit 15 aus? Das darf man auch keinem erzählen. Aber tatsächlich hat das mit 15 angefangen, auch die Bibi & Tina-Filme. Ich hab mir nie gedacht: "Boah, ich werd jetzt Star oder Sängerin". Ich fand singen immer toll, mein Vorbild war ganz früher Hannah Montana, dann halt Miley, jetzt Selena Gomez oder so, aber ich wollte als Kind nie unbedingt berühmt werden. Ich wollte Abitur machen und dann Geschichte und Englisch studieren. Will ich immer noch. Wenn ich mich damals nicht bei Dein Song beworben hätte, meinen Produzenten nicht kennengelernt hätte, wobei den hab ich schon davor kennengelernt oder die Castings nicht gemacht hätte... Wobei, ich denke mit der Musik hätte das auch so geklappt, aber von alleine hätte ich den Sprung wohl nicht gewagt, nein.

Das heißt, du hast auch nicht die klischeehaften Eltern, die dich ins Rampenlicht gestoßen haben?

Ne, die sind keine Bremse, aber auch kein Push-Faktor. Die sind auf meinem Level und stellen sich hinter das, was ich will. Manchmal meinen sie "Mmh, das würde ich vielleicht nicht machen", manchmal dann "Das ist doch eigentlich ganz gut". Sie sind eher eine helfende Hand und einfach Eltern, die das beste für ihr Kind wollen.

Du hast vorhin ja schon Selena Gomez angesprochen. Hörst du dann auch solche Musik?

Ich hör zum Beispiel keine deutsche Musik, ganz ganz wenig deutsche Musik. Vielleicht mal gezwungenermaßen im Radio, aber auf meinem Spotify findet man keine deutsche Musik. Ich hör mehrere Sachen aus Schweden, zum Beispiel Zara Larsson, auch ganz viele Sachen aus UK, so wie Dua Lipa, ich mag auch die neuen Sachen von Taylor Swift. "1989" fand ich schon super, aber erst seit dem "Reputation"-Album glaub ich ihr auch was sie macht, weil ich jetzt das Gefühl habe, dass sie sich verwirklicht hat. Von Selena Gomez bin ich schon länger Fan. Also ich bin da eher in der Pop-Richtung. Ich fand früher aber auch Sachen wie Skate The Fate oder Green Day ganz cool. Das hat sich jetzt relativ gewandelt.

Soweit ich weiß warst ja auch großer One Direction-Fan...

Ich bin es auch immer noch und ich glaube auch fest daran, dass es sie wieder geben wird.

Sicher?

Jap, es wird eine Reunion geben.

Lieber die Harry Styles Solosachen oder One Direction?

One Direction war halt eine Zeit. Ich war Teenie, Teenie Teenie Mädchen. Das war eine wirklich intensive Zeit meines Lebens, die ich aber auch gar nicht bereue. Im Gegenteil, das war total schön sowas gehabt zu haben. Ich hab dadurch auch wirklich viele Freundschaften geschlossen und kann dadurch meine Fans selbst gut nachvollziehen. Ich wäre immer für eine Reunion, aber ich finde auch die Solosachen ganz gut und hab mir auch ein Konzert von Harry angeschaut.

Stichwort Fans, die FAZ hat dich ja als das ideale "Role Model" für deine jungen Fans bezeichnet ...

Das war schön!

Wie siehst du jetzt selbst deine Vorbildfunktion. Versuchst du der aktiv gerecht zu werden oder läuft das nebenbei mit?

Auf jeden Fall aktiv. Das neue Album widme ich ja auch den Leuten da draußen. Meinen Fans klingt immer so doof, das versuch ich zu vermeiden. Ich versuch aber den Mädels und Jungs da draußen und natürlich auch den Eltern zu vermitteln, dass man wieder mehr man selbst sein soll, dass man mehr auf sich selbst vertrauen soll, dass wir nicht all den Kram, der uns aufgetischt wird, glauben müssen. Dass wir uns vielleicht wieder mehr auf unser engeres Umfeld konzentrieren müssen als auf unsere 5.000 Follower, die nicht alle unsere Freunde sind. In dem Sinne möchte ich ja auch mit dem Album etwas aussagen und etwas sinnvolles machen. Deswegen nehme ich das schon sehr genau wahr und ich hab mich damals auch sehr über den Artikel gefreut. Das ist auf jeden Fall schön, wenn die FAZ so etwas schreibt.

Du hattest ja deine One Direction-Phase. Warst du auch so eine kleine Rebellin?

Ich war nie Rebellin im Sinne, dass ich mich rausgeschlichen habe oder auf Partys gegangen bin, auf die ich nicht durfte, dass ich doll gegen meine Eltern oder Regeln rebelliert habe. Ich finde Regeln grundsätzlich eigentlich ganz gut, weil wenn es sie nicht gäbe, wäre wohl ganz schönes Chaos. Ich war eher immer die Rebellin dafür, dass sich niemand streitet. Wann immer es Streit gab war ich so 'Nein, nein, nicht streiten' und hab so lange rebelliert, bis es keinen Streit mehr gab. Ich bin halt immer eher für die Dinge, die aus dem Herzen rauskommen, wie eben auf dem Album, und unsere Gefühle, dass wir uns dafür stark machen.

Kannst du eigentlich noch ungestört auf die Straße gehen, oder gibt es Uhrzeiten, zu denen du das besser lässt?

Ne, ich geh immer raus, aber es ist tatsächlich auch manchmal sehr schön. Letztens waren mein Freund und ich in Schweden und dann kam eine Schulklasse und ich dachte so, das sind 34 Kinder, oh mein Gott, was mach ich jetzt. Dann meinte Tilmann (Linas Freund, Anm. d. Red.) so: Lina, wir sind hier in Schweden, die werden dich schon nicht alle kennen. Und dann bin ich einfach so durch und das war ein echt befreiendes Gefühl. Tatsächlich ist das teilweise dann doch – es ist immer wunderschön und total toll Leute glücklich zu machen – aber ich hab jetzt auch nicht den unstressigsten Alltag. Ich versuch immer freundlich zu sein, aber wenn ich dann auf einen Zug muss und dann kommt ein kleines Mädchen und will ein Foto und ich kanns in dem Moment nicht machen. Oder ich bin total fertig mit den Nerven, dann weiß ich nicht, was ich sagen soll. Soll ich einfach sagen 'Hey sorry, ist gerade ein schlechter Moment'? Aber das trau ich mich dann immer nicht, und deswegen mach ich das dann immer. Ich bin wirklich für jeden da und kann mit jedem ein Foto machen, aber ich bin auch nur ein Mensch. Die Leute sollten nicht vergessen, diesen Respekt zu bewahren, und wenn ich weine oder es mir nicht gut geht, sollte man mich vielleicht auch nicht ansprechen. Einfach so wie man es bei fremden Personen auch nicht machen würde. Das ist einfach nur das Menschliche, das manchmal übersehen wird. Aber an sich habe ich damit kein Problem. Alles gut.

"Im Deutschpop catcht mich nicht viel."

Nochmal zum Thema Regeln und Chaos. Darum geht es ja auch grob in dem Video zur Single "Rebellen". Siehst du aktuell Tendenzen, die auf die im Video angerissene Dystopie hinauslaufen?

Na, also, mit den Regeln mein ich einfach nur: Wenn es heißen würde, sei nicht nett zu deinen Mitmenschen, dann wäre es schlecht. Was mit der Rebellion im Video gemeint ist, ist, dass man sich so ein bisschen auflehnt und für das kämpft, was einem wichtig ist. Jetzt nicht so Guerilla- und Südamerika-mäßig, mit Waffen und Gewalt, sondern mit sinnvollen Sachen und schlau sein und sinnvoller Musik, wo was hintersteht, sinnvoll rebellieren, mit einer Message. Nicht einfach nur ein Album rausbringen, um gehypt zu werden und Geld zu verdienen. Das Album ist das, was ich will, das ist die Musik, die ich machen will. Da ist vielleicht ein Lied drauf, das ins Radio kommen könnte "Wir Waren Hier", der Rest wird es nicht ins Radio schaffen. Das weiß ich jetzt schon. Ich schreib die nicht fürs Radio, damit ich denken kann 'Geil, jetzt haben mich alle im Radio gehört.' Ich schreib die doch, weil es mir gefallen soll. Weil ich damit glücklich bin. Es bringt mir doch nichts wenn ich 15 Tracks aufnehme, mit denen ich mich nicht identifizieren kann, die dafür aber im Radio laufen. Das ergibt für mich menschlich wenig Sinn. Ich möchte das machen, wo ich dahinterstehen kann.

Das ist im deutschsprachigen Pop selten. Das ist ja nicht die aktuelle Entwicklung ...

Ne, das sprechen wir ja auch in Liedern wie "Hype" an. Mich zum Beispiel nervt es dann doch, wen ich die Deutschpop Playlist durchgucke und da ist ganz viel und ganz viel klingt gleich und ganz vieles catcht mich nicht. Es gibt wirklich sehr berechtigte Künstler hier in Deutschland, ganz viele. Ich will wirklich gegen niemanden etwas sagen. Aber ich finde das so schade, dass sich so wenige trauen, etwas zu machen, das nicht auf sicheren Füßen steht. Ganz viele bekommen einfach etwas vorgesetzt und machen das dann, verwirklichen sich damit aber vielleicht gar nicht selbst. Max (gemeint ist Max Giesinger, Anm. d. Red.) zum Beispiel hat jetzt irgendwie anderthalb, zwei Jahre keine Musik rausgebracht, weil er auch einfach was Echtes machen will, weil er halt dahinterstehen möchte. Dann bringt man eben auch mal nichts raus. Ich sag jetzt ja auch nach dem dritten Album, dass ich nicht weiß, ob ich nächstes Jahr wieder so kreativ bin und nochmal so was raushauen kann. Sondern ich will mich da auf mich verlassen. Ich find das schön, wenn Künstler das beibehalten, dass sie das für sich anstatt des Kommerz machen. In "Glühbirne" erzählen wir auch davon. Das fällt von der Musik her, glaube ich, auch am meisten raus, das ist auch sehr risky, aber der Text bringt es glaube ich sehr gut auf den Punkt.

Wie ist das dann für dich sowas live zu spielen? Hast du da inzwischen eine gewisse Routine, eine gewisse Sicherheit entwickelt oder hast du da Vorbehalte?

Also bei einem neuen Album ist die Sicherheit natürlich noch nicht so wirklich da. Geil ist aber, dass wir auf der "Um zu rebellieren" Tour im März 2019 drei Alben mit insgesamt 43 oder 46 Songs haben um auszuwählen. Natürlich sind die 15 vom neuen Album dabei, aber dann können wir halt von den ersten zwei nochmal die besten Songs auswählen und damit dann auftreten. Ich glaube halt, das wird für uns als Team auch persönlich eine tolle Tour. Aber ich bin jetzt schon aufgeregt vor den teilweise echt großen Hallen, wenn die dann voll sind, wird mir wahrscheinlich auch schlecht. Davor bin auch ich nicht geschützt, ich bin auch nur ein Mensch. Egal wie oft man auf der Bühne steht, irgendwann hat man immer seinen Punkt, ab dem man nervös ist.

Zu der Tour noch: Soweit ich weiß, gab es bei deinen Konzerten immer vorne abgetrennte Bereiche für die Jüngeren. Ist auf jeden Fall ne schöne Idee. Das hat mir als kleines Kind immer gefehlt, da waren um mich herum immer so große Menschen...

Bei mir ist das heute noch so. Auf dem Harry Styles-Konzert hab ich meinen Freund gefragt, ob er mich Huckepack nehmen kann. Das hat der dann für zwei Songs durchgezogen, dann hatte er auch keinen Bock mehr. Ich glaube halt, das wird dir dein ganzes Leben lang passieren und ich finds auch toll, dass wir das die ersten beiden Touren über so gemacht hatten mit der elternfreien Zone. Auf der neuen Tour werden viele Hallen aber auch größer, da gibt es dann auch Ränge. Zum Beispiel die Vertigo Music Hall in Berlin. Das ist dann nicht mehr Club, sondern es verteilt sich halt komplett. Wir haben uns diesesmal halt gedacht, dass wir es so machen wie eigentlich alle anderen auf der Welt mit Frontofstage Ticket machen. So kann jeder entscheiden, wo er stehen will. Ich find es gut, dass wir das die letzten drei Jahre so gemacht haben, aber ich finde so langsam ist es an der Zeit. Es gehen jetzt viele Ältere mit auf die Konzerte. Die Mama der 15-Jährigen soll halt auch vorne stehen dürfen. Man muss sich halt entscheiden, ob man will dass die ganzen Kleinen glücklich sind – das will ich auf jeden Fall – aber ich will auch nicht dass andere enttäuscht sind, weil sie nicht nach vorne dürfen. So langsam müssen wir halt den Schritt machen, dass jeder frei entscheiden kann. Und die Mama kann ihrer Tochter immer noch das Front Of Stage Ticket kaufen und dann steht sie immer noch vorne in den ersten Reihen. Aber ich möchte auch keiner Mutter oder älteren Schwester verbieten, dass sie nach vorne dürfen. Aber ich glaube auch, dass es im menschlichen Verständnis liegen sollte, dass die Kleineren nach vorne und die Größeren nach hinten gehen. So muss es ja eigentlich sein.

Deine Fans werden jetzt ja auch größer, wie du gesagt hast. Hast du da das Gefühl, dass die mit dir aufwachsen?

Ja, auf jeden Fall. Ganz viele sehen mich auch so als eine Art große Schwester. Ich bin halt auch kein Junge, die stehen nicht alle auf mich. Ich sehe mich eher so als Leitfigur, die große Schwester und helfende Hand. Die bewundert man halt, genauso wie ich Selena Gomez bewundere. Klar, diejenigen die bei der ersten Tour zwölf waren, sind jetzt 15. Es wird größer und älter. Das freut mich total. Ich will auch nicht als Kinderstar gelten, weil das klingt immer wie eine Herabstufung. Auch wenn ich das persönlich nicht so sehe. Kinderstars geben sich sehr große Mühe und haben einiges auf dem Kasten. In der Presse klingt das dann aber immer so, dass man für die Sechsjährigen gut genug ist, für den Rest aber nicht. Ich will aber, dass das anders ist. Dass die Sechsjährigen dabeibleiben und ich trotzdem als eigenständige Künstlerin wahrgenommen werde.

Du bist ja eigentlich bei "Dein Song" als Songwriterin bekannt geworden. Wie groß ist dein Anteil am Songwriting bei deiner Musik heute?

Wir waren dieses Jahr für zwei Monate in Kroatien und hatten auch andere Leute eingeladen. Einen Halbbriten und zwei Schweden. Das war auch quasi meine erste internationale Session. Ich war derbe aufgeregt und drei Tage voller Adrenalin. Ich war voll fertig danach. Die letzten zwei Alben sind halt in einem sehr vertrauten Verhältnis entstanden und jetzt hab ich auch andere Songwriter kennengelernt, neben den beiden, mit denen ich sonst schreibe. Das ist etwas anderes, sich vor deinen mittlerweile fast besten Freunden, die glücklicherweise kreative Genies sind, zu öffnen, als vor irgendwelchen Leuten aus Schweden. Die sind zwar auch supercool, aber es ist was anderes und total spannend, das hat mir unglaublich viel Spaß gemacht. "Game Over" zum Beispiel ist ein supertoller Song geworden. Ansonsten bin ich aber wirklich glücklich, dass wir da so ein festes Team haben. Die meisten Songs entstehen mit mir und einem Team namens Ludi Boberg, die auch meine Produzenten sind. Wir kennen uns jetzt seit fast sechs Jahren und dadurch schreibt man dann das Album quasi mit seinen besten Freunden. Ich glaube auch, dass das einen Großteil der Chemie ausmacht.

Wo siehst du dich in zehn Jahren? Eher als Musikerin oder eher als Schauspielerin?

Auf jeden Fall als Musikerin, aber ich habe keinen großen Plan, was ich in zehn Jahren machen werde ...

Oder du wirst Geschichts- und Englischlehrerin.

Oh Gott, auf keinen Fall Lehrerin, dafür hätte ich überhaupt nicht die Geduld. Die armen Kinder. Dann lieber in Richtung Journalismus oder was Eigenes auf die Beine stellen. Keine Ahnung, ich denke darüber nicht viel nach.

Dann vielen Dank für das Interview, es war mir eine große Freude.

Mir auch.

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