laut.de-Kritik

Die Dead Can Dance-Sängerin sorgt für Verwirrung.

Review von

Lisa Gerrard stellt ganz sicher eine Ausnahmekünstlerin dar. Das fabuliert der beigelegte Info-Zettel in etwas schwülstiger Übertreibung vor. Die CD ist zudem wunderhübsch aufgemacht. Transparente Booklet-Seiten, sanft angedeutete Skizzen und ein mystisch anmutendes Cover laden zum Hörgenuss ein. Was allerdings das pseudo-spirituelle Gefasel in den Linernotes soll, erschließt sich nur bedingt.

Kann man sich einer Best Of dieser Frau unbefangen nähern? Oder steht und fällt der akustische Beitrag, den sie für die Musikwelt so unschätzbar machte, nicht mit dem Kontext, in dem die Lieder entstanden sind? Zumindest drängt sich der Eindruck auf. So fabelhaft ihre Beiträge zu Soundtracks wie "Gladiator" auch gewesen sein mögen, so unübertrefflich ihre Gesangsleistung im Dead Can Dance-Kosmos auch war - die akustischen Schmankerln wirken auf dieser Scheibe dann seltsam entrückt und fast nackt in ihrer thematischen Isolation.

Sicher, songschreiberische Monströsitäten wie das in einen wahren akustischen Rausch mündende "Cantara" haben auch auf sich allein gestellt einen unwiderstehlichen Charme. Aber gerade dieses unfassbar faszinierende Konglomerat namens "Within The Realm Of A Dying Sun" machte in seiner Fülle und Gesamtheit das Meisterwerk aus. Aus der familiären Umgebung der Song-Kollegen gerissen, klingt es seltsam nach "Cantara" allein zuhaus.

Eine stringente Anordung der Tracks und Soundtrack-Beiträge lässt sich ebenfalls nicht ausmachen. "We Are Free" - wiederum aus "Gladiator" - bildet zwar mit dem ebenfalls aus dem Score entnommenen "The Wheat" eine Klammer. Zwischendrin purzelt jedoch alles munter durcheinander und nährt den wirren Eindruck zusätzlich. Das Gemecker bei einer Compilation, dass bestimmte Songs, die der Fan gerne auf der Sammlung gesehen hätte, nicht vertreten sind, muss sich auch "Best Of" gefallen lassen. Gerade die Songauswahl ihrer Dead Can Dance-Zeiten hinterlassen des Öfteren schmerzliche Lücken.

Warum nicht gleich ein Doppelalbum? Bei Dead Can Dance hat sie sich schließlich mit "Wake" und insgesamt 26 Hörerlebnissen auch nicht lumpen lassen. So bleibt die erste Compilation aus dem Hause Gerrad lediglich für Neueinsteiger interessant, die sich einen einschlägigen Überblick über das Schaffen einer Gesangs- und Instrumental-Virtuosin erster Güte verschaffen wollen.

Trackliste

  1. 1. The Wheat
  2. 2. Elysium
  3. 3. Sacrifice
  4. 4. Ariadne
  5. 5. Sanvean (Live)
  6. 6. The Host Of Seraphim
  7. 7. Cantara
  8. 8. Swans
  9. 9. The Promised Womb
  10. 10. Yulunga (Spirit Dance)
  11. 11. Indus
  12. 12. Persephone (The Gathering Of Flowers)
  13. 13. Go Forward
  14. 14. See The Sun
  15. 15. Now We Are Free

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