laut.de-Kritik
Schöngeistiger Songwriterpop auf hohem Niveau.
Review von Martin LeuteLloyd Cole erweist sich mit diesem Werk als humorvoller wie mutiger Songwriter, wenn er im Opener und Trennungssong selbstironisch bemerkt: >"Not that I have much dignity left anyway, nor could I feign great surprise when she finally walked away" und die Befürchtung anhängt, allmählich zu klingen >"like a broken record".
Es ist, wie es immer war. So wiederholt er sich damit in der Tat. Auf hohem Niveau schüttelt der ewig nörgelnde Cole erneut wunderbare, bitter-süße Songs aus dem Ärmel. Die vereinen seinen Pessimismus stets mit einem imaginären Aufbruch und weisen die Schwermut stets in die Schranken.
Sensibler und smarter Songwriterpop ist das Ergebnis, dem Cole mit seiner klaren Stimme eine unaufgeregte, melancholische Eleganz verleiht. Und genau das macht den Zauber seines musikalischen Schaffens aus, das nun besonders jene Fangemeinde erfreuen wird, die mit finanziellen Zuwendungen die Einspielung dieses Werkes erst ermöglicht haben.
Aber manches ist anders als auf dem Solo-Vorgänger "Antidepressant". Einerseits hat der in den USA lebende Brite erstmals seit Jahren wieder Mitmusiker und alte Weggefährten an seiner Seite, die auch hübsche Backgroundgesänge beisteuern.
Joan Wasser aka Joan As Police Woman, den Ex-Commotions-Keyboarder Blair Cowan und diverse andere Musiker machen die Scheibe zu einem facettenreichen Bandalbum und schlagen auch dezent rockige Töne an. Andererseits greift Cole auf Country- und Folk-Instrumente wie das Banjo, die Slide-Gitarre, die Mundharmonika oder das Akkordeon zurück und versprüht damit zusätzlich einen liebenswerten Charme.
Während Songs wie "The Flipside" oder "Why In The World?" sich in zuckriger Lieblichkeit ergehen, bahnt sich "Westchester County Jail" ebenso fröhlich galoppierend seinen Weg wie "Rhinestones". Anschließend hüpft das Glockenspiel gutlaunig zum Akkordeon ("Oh Genevieve"), taucht "Man Overboard" lässig in die Tradition des Seemannsliedes ein und flirrt die E-Gitarre in der Upbeat-Nummer "That's Alright". Cole genießt offensichtlich das vergnügliche Musizieren in einer Band und strotz dabei vor Leichtigkeit.
"Broken Record" ist ein rundum gelungenes und flüssiges Album, dessen unaufdringliche wie unwiderstehliche Melodien sich in farbigen Gewändern präsentieren. Ein innovatives Feuerwerk muss der Hörer freilich woanders suchen, mit dieser Platte präsentiert Cole vielmehr verlässlich gute und schöngeistige Lieder, denen die Zeit nur wenig anhaben kann. <"Would you still cry if I play?" fragt er im Stück "If I Were a Song". Immer wieder gerne, Herr Cole!
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