laut.de-Kritik

Wäre besser in seinem von "Mambo No. 5" erbauten Geldspeicher geblieben.

Review von

Nein, Lou Bega hat sich keineswegs in seinen von der Hitsingle "Mambo No. 5" erbauten Dagobert Duck-Geldspeicher zurückgezogen, um bei Samba-Pirouetten barfuß auf seinen dreist verdienten Goldtalern auszurutschen. Vielleicht wäre das aber besser gewesen als ein erschreckend laues Album aufzunehmen, das selbst ohne die lyrischen Egomanien ziemlich niveaulos daherkäme. "Ladies And Gentleman" ist ein inhaltsleerer Tanzbodenwischmop, der sich einem Publikum anbiedert, das Daft Punks "One More Time" noch immer für ein total tolles Lied hält.

Natürlich hat Bega nach der gemeinsamen Tournee mit Cher sofort geschnallt, dass stimmverzerrtes Vocoder-Einsingen schnurstracks an die Chartspitze führt. "Club Elitaire" heißt der seichte Trend-Heuler, der das Klassenziel "Heavy Rotation am Ballermann 6" aus dem Stand erreicht. Textlich lässt uns der neureiche Münchner wissen, wo er seit seinem unvergleichlichen Welterfolg die Nächte verbringt. Im besagten Club Elitär nämlich, wo nur die Reichen und Berühmten verkehren. Dort spielt Bega dann den heißen Feger, baggert Frauen an und versucht sie mit Champagner rumzukriegen. Oh Gott.

Apropos; der ist in Wirklichkeit natürlich eine Frau ("God Is A Woman"), der man schäbigste R'n'B-Versuche auf einen Anrufbeantworter heulen kann. Derartigen Schwachsinn hätte ich nicht einmal Modern Talking zugetraut.

Dabei ging's so schlecht nicht los: "Just A Gigolo" wurde zwar seit seiner Entstehung bereits von Louis Armstrong und weiteren 257 Sängern interpretiert, doch Begas Version überträgt durchaus Flöhe in die Hüftgegend. Bevor er dann auch noch den eigenen AB abspielt und uns mit den Lobeshymnen eines völlig durchgeknallten Fans zum Wahnsinn treibt, gibt es Imbissbuden-Mambo ("You Are My Sunshine") und Latin Groove für Hupfdohlendiscos ("Gentlemen"). Songtitel wie "Yeah Yeah" und "Shit Happens" ergänzen sich dabei auf's Feinste mit den glattgebügelten Dance-Flittchen.

Fakt ist: der fünfte Mambo-Hit scheint ein einmaliger Groove-Treffer gewesen zu sein. Mit "Ladies And Gentlemen" gerät Begas aufgesetztes Feel-Good-Grinsen dagegen zur verzerrten Grimasse und spätestens beim laschen Klimper-Finale mit Havanna-Opa Compay Segundo frage ich mich, ob der Münchner den Donald mit eben so viel Charme geben wird, wenn seine Glückssträhne einmal abreißt.

Trackliste

  1. 1. Just A Gigolo
  2. 2. You Are My Sunshine
  3. 3. Calling Her
  4. 4. God Is A Woman
  5. 5. Club Elitaire
  6. 6. Money
  7. 7. Lady
  8. 8. Gentlemen
  9. 9. People Lovin' Me
  10. 10. Crash
  11. 11. Shit Happens
  12. 12. Angelina
  13. 13. Yeah Yeah
  14. 14. My Answering Machine
  15. 15. Lonely
  16. 16. Baby Keep Smiling

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