laut.de-Kritik
Melancholische Melange für den Club.
Review von Daniel StraubEs gibt wohl kaum einen Namen, der im Popgeschäft der letzten Jahre derart Konjunktur hatte. Quer über alle Ländergrenzen und Genres hinweg einigt man sich auf die drei Buchstaben MIA. Und so haben wir heute insgesamt drei Bands, die auf den gleichen Namen hören. "Bittersüss" ist das inzwischen zweite Album von M.I.A. in Großbuchstaben, zur ersten Orientierung kann man gleich die Techno-Schublade aufmachen.
Was gleich beim ersten Hören auffällt, ist die Hinwendung zu Songs. Die rein clubbige Funktionalität früherer Veröffentlichungen hat Michaela Grobelny mit "Bittersüss" hinter sich gelassen. Die Tracks bekommen nun auch von Beginn an eine Stimme. Vorsichtig dosiert und beinahe ein bisschen zu arg in den Hintergrund gemischt, sind die Vocal-Parts. Man hat den Eindruck, als seien die Songs ein Testballon, der dazu dient, Selbstvertrauen aufzubauen. Die endgültige Emanzipation der Stimme steht erst noch bevor.
Dominantes Element auf "Bittersüss" sind die deep groovenden Basslines, die den Charakter des Albums prägen. Im Vordergrund jedoch nie aufdringlich oder gar plump geben sie den Takt vor. Alle Titel des Longplayers sind damit natürlich bestens für den Einsatz im Club ausgestattet, auch wenn die allgegenwärtige Melancholie bestimmt keine Peak-Time-Euphorie zulässt. Einzige Ausnahme ist "Chateau Mandourelle", das direkt und ohne Umschweife zur Sache kommt.
Typischer für die bittersüße Melange des Albums sind "Cold City" und "Under The Bridge". Kühle Melodiefragmente werden hier mit der synthetischen Wärme eines schönen Basslaufs zusammengebracht. Daran schmiegen sich die distanziert vorgetragenen Vocals von M.I.A.. Die Sub Static-Label-Chefin inszeniert sich mit ihrem zweiten Album als Femme Fatale großstädtischer elektronischer Clubmusik.
Der Vergleich mit Ellen Allien und Miss Kittin ist da natürlich nicht weit hergeholt. Allerdings nur, was die Stilisierung betrifft. Musikalisch geht die Wahlberliner ihren eigenen Weg. Ausgetretene Pfade sind ihre Sache nicht. Das wird der Nachfolger zu "Bittersüss" deutlich zeigen.
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