laut.de-Kritik
Die Berliner Jungs sind nicht nur die größten Poser des Erdballs ...
Review von Tobias FörsterRudi war machtlos: Deutschlands Fußball-Recken mussten abgesehen von ein paar Silbermedaillen mit leeren Händen in den Flieger Richtung Heimat steigen. Aber Kopf und Bierglas hoch, denn die Berliner Punkabilly-Urgesteine Mad Sin melden sich nach vier Jahren Abstinenz zurück und lassen den Gerstensaft wieder in Strömen fließen. It's time to party! Doch nicht nur in Sachen "feste feiern" ist bei dem flotten Fünfer alles im blauen Bereich, auch die Hand rührt mal wieder kräftig im Schritt herum.
Ein Pentagramm als I-Tüpfelchen im Bandnamen, das Album trägt den Titel "Survival Of The Sickest", dem bis in die Haarspitzen tätowierten Sänger schießen auf dem Cover Laserstrahlen aus den Augen. Der Backgroundsänger ist ein in rot gekleideter Elvis-Look-Alike mit Hörnern auf dem Schädel und hört auf den Namen "Hellvis". Dazu noch ein Foto der Band auf dem Friedhof und ein rot gefärbter, den Mittelfinger zeigender Engel mit Irokesenschnitt als CD-Aufdruck und es besteht kein Zweifel: Die Hotrod-Flamme in Gold für die größten Poser des Erdballs geht eindeutig an diese Berliner Jungs! Ehre oder Beleidigung? Unklar.
Ist aber auch nicht weiter wichtig, denn schon in den ersten Minuten machen Mad Sin klar, dass sich auch nach vierzehn Jahren keinerlei Staub auf ihren Instrumenten angesetzt hat. Nicht nur kühl, sondern frisch gezapft muss es sein und so klingt "Survival Of The Sickest" auch: Der Sound glasklar, das Schlagzeug spritzig sprudelnd, der Sänger schäumend, die Lieder fließen schnell in Ohr und laden zum sofortigen Mitgröhlen ein. Das lässt die durchschnittliche Halbwertszeit zwar ins Bodenlose fallen und neu ist auch was anderes, aber who cares? Party ist jetzt und Mad Sin liefern den Soundtrack dazu.
Und am Ende des Tages liegen sich wieder alle in den Armen, bejubeln den Vize-WM und begrüßen die aufgehende Sonne mit feucht-fröhlicher Miene. In gewisser Weise ist "Survival Of The Sickest" die Vertonung der deutschen Nationalelf: Nicht durchgängig überzeugend und am Ende ohne das gewisse Etwas – aber Spaß gemacht hat's trotzdem!
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