10. März 2010
"Ich muss mich nicht umbringen. Das ist ganz angenehm."
Interview geführt von Dani Frommlaut.de und die Technik - in diesen Tagen eine unheilige Allianz. Freundliches Gespräch mit Maeckes geführt, dann raucht der Rechner ab und reißt natürlich ausgerechnet das Interview-File mit in die digitalen ewigen Jagdgründe. Wundervoll. Doch im Hause Chimperator reagiert man kühl und arrangiert ungerührt kurzfristig das zweite Date.
Erneut geht es um seine EP "null" und natürlich ganz aktuell um "KIDS", sein erstes Solo-Album nebst zugehöriger Tour. Maeckes bleibt auskunftsfreudig. Der einleitende süffisante Kommentar sei ihm vergönnt:
Hattet ihr einen Wasserschaden?
Ha, ha! Aber ihr Stars müsst die meisten Fragen ja ohnehin immer wieder beantworten. Jetzt erzählst du es halt zweimal mir.
Klar. Ich versuch', mich an die Antworten zu erinnern.
Ich hatte dir gestern zuerst zu zehn Jahren Chimperator samt zugehöriger Tour gratuliert und mich gleich mal in die Nesseln gesetzt ...
Genau. Es sind nämlich schon elf Jahre.
Um so schlimmer. Wie fühlt es sich an, in Zeiten, in denen reihenweise Labels eingehen, Geburtstag zu feiern? Festival auf dem Grab der anderen?
Nee. Eher Festival um deren Gräber herum. Slalom fahren. Wir schauen nach vorne, auf weitere elf Jahre.
Ehrgeiziges Ziel. Was läuft bei Chimperator deiner Meinung nach richtig - oder besser als bei manch anderem?
Ich glaube, unsere Strukturen sind ganz gut. Wir sind professionell, wir sind Freunde, wir sind professionelle Freunde. Wir haben keine wirklichen Hierarchien, sind dann aber professionell genug, nicht jeden Kumpel auch noch mit an Bord zu nehmen. Ich glaube, dahingehend ist das Verhältnis innerhalb von Chimperator zur Zeit perfekt.
Wenn man sich leiden kann, ist es vermutlich schwierig, irgendwo Grenzen zu ziehen.
Natürlich gibt es immer wieder Fälle, wo man ganz klar sagen muss, 'Okay, jetzt sind wir Geschäftspartner', und welche, wo man sagen kann, 'Jetzt sind wir Freunde'. Das überschneidet sich manchmal und ist bestimmt auch manchmal schwierig. Aber in den meisten Fällen sind wir so ehrlich, so gut befreundet und so reflektierend, dass das eigentlich kein Problem ist.
Zum Thema "null" fällt mir natürlich als erstes ein: Ich war einigermaßen angenervt, als ich festgestellt habe, dass wir damals bei dieser Wasserschaden-Geschichte einem Promo-Move aufgesessen sind. Wie wars denn nun wirklich?
Den Wasserschaden hatte ich wirklich. Meine Festplatte ist auch wirklich dabei kaputt gegangen. Aber es war nicht vollends alles verloren, weil das zeitlich auch ein bisschen ... undefinierbar war. Aber den Wasserschaden hatte ich wirklich. Das war vor dem Splash! und ging auch ganz lange hin und her, ob ich zahlen muss oder ob es der Vermieter zahlt, weil es wirklich ein sehr hoher Schaden war. Ich war zu dem Zeitpunkt nicht haftpflichtversichert. Im Endeffekt hat es die Versicherung vom Vermieter übernommen, so bin ich da nochmal rausgekommen. Sonst hätte man mich wahrscheinlich nicht mehr musizieren sehen, sondern die nächsten dreitausend Jahre irgendwas Schreckliches arbeiten. In der Kohlenmine, oder so.
Also hast du Realität und Fiktion vermischt und zu deinen Gunsten ausgelegt?
Ja. Ich hab' das Ganze aus der Realität genommen, hab' nichts erfunden, es aber ein bisschen umgemünzt, damit es in das Konzept von "null" passt. Bei "null" ging ja alles darum: auf null runter, pleite sein, keine Freunde mehr haben, alles wegtun, keinen Besitz mehr haben und so. Das hab' ich zum Teil auch in meinem echten Leben fortgeführt.
"Kunst ist dummer Scheiß"
Am 26. März erscheint dein erstes Solo-Album. Zuvor warst du als Teil von Maeckes & Plan B und natürlich in den Reihen der Orsons aktiv. Wie unterscheiden sich aus deiner Sicht Arbeitsweise, Ergebnisse und Zielgruppen der verschiedenen Projekte?Arbeitsweise bei den Orsons ist kompletter Wahnwitz. Das ist wirklich der größte Irrsinn, den man sich vorstellen kann, ein kurzer Einblick, wie es in psychiatrischen Kliniken zugeht. Wir drehen komplett am Zeiger, sind wie kleine Kinder und schaffen es dann doch irgendwie, das in eine Form zu bringen. Bei Maeckes & Plan B ging es immer darum, einen Kompromiss zu finden, weil wir verschiedene Geschmäcker haben, Plan B und ich. Man musste immer die Mitte finden, das war so ein Waagen-Ding. Man musste sehr viel austarieren. Bei Maeckes kann ich halt machen, was ich will. So unterscheidet sich das im Tun. Von der Zielgruppe her ist es, glaube ich, schon auch verschieden. Aber es gibt einen größten gemeinsamen Nenner. Ich glaube, dass die meisten Leute, die Orsons-Fans sind, auch irgendwo Maeckes & Plan B-Fans und auch irgendwo Maeckes-Fans sind. Aber zu den Seiten hin unterscheidet sich das natürlich. Bei den Orsons ist jeder mit großem Herz und positiver Energie zu finden, von acht bis 88. Bei Maeckes & Plan B findet man wahrscheinlich eher Rap-Fans, und bei Maeckes ... unterschiedlichste Leute. Rock-Leute, ganz viele Punks - und ich glaube, der Frauenanteil ist hier und bei den Orsons-Fans am höchsten.
Den Albumtitel "KIDS" schreibst du in Großbuchstaben. Warum?
"null" war für mich vor meinem geistigen Auge immer klein geschrieben. Deswegen schreib' ich "KIDS" jetzt groß - weil es der große Bruder ist. "KIDS" steht natürlich für viele Abkürzungen.
Hmm?
Gestern hab' ich dir, glaub' ich, gesagt: "Kunst ist dummer Scheiß". Das kannst du heute auch noch verwenden. Ein anderes Ding wäre "Konsequente Inkonsequenz des Scheiterns".
Auch schön. Deinem Presseinfo entnehme ich, es handle sich bei der Platte um "ein Tondokument, das den Abschiedsbrief eines Kindes wiedergibt". Was ist das für eine Welt, in der Neunjährige Abschiedsbriefe verfassen?
Das frag' ich mich auch immer wieder. Ich hab' nicht wirklich gewusst, was ich da mache, als ich das Album gemacht hab'. Aber es spielt in einer ein bisschen überzogenen Märchenwelt. Ich habe für mich immer gesagt, dass das mein erstes und letztes großes kritisches Werk ist. Darin ist sehr viel Kritik, sehr viel Melancholie, sehr viel Abrechnung mit der Welt, sehr viel Wut, Hass und Trauer versteckt in einer Märchenwelt, in der ich nicht mit dem Zeigefinger über eine Welt abkack', sondern in der ich es ein bisschen absurd mache und so die Kritik formuliere. In so einer absurden Welt können auch Kinder Abschiedsbriefe schreiben.
Da klingt Sorge um die nächste Generation durch. Fühlst du dich verantwortlich? Für die Zukunft, den Planeten, den ganzen Rest?
Ich bin da immer hin- und hergerissen. Ich red' mir immer ein, dass ich dadurch, dass ich so möchtegern-aufklärerische Musik mache, ich durch dieses Aufklären schon einen kleinen Teil zu einer besseren Welt beitrage. Das ist aber, glaub' ich, vor mir selber nur scheinheilig. Ich tu' auch zu wenig, als dass ich sagen könnte, ich bin da verantwortungsvoll.
Das Thema gibt die trübe, melancholische, gedrückte Stimmung auf "KIDS" bereits vor. Spiegelt die Musik des Albums deine eigene Gemütslage?
Nee, nicht wirklich. Als ich das Album angefangen habe - das ist ja mittlerweile über zwei Jahre her - da war das noch viel eher der Fall. Da war ich noch viel melancholischer drauf. Jetzt habe ich, glaub' ich, ein gesundes Verhältnis gefunden. Ich bin schon auf jeden Fall jemand, der zur Melancholie neigt und das auch wirklich gerne auslebt. Jemand, der auch nicht denkt, dass das Schwäche zeigen bedeutet, sondern dass das einfach so ein Hang ist. Viele Russen waren auch immer melancholisch, ich find' das echt okay. Ich mag so Musik, ich mag so Bücher und so Kunst, das find' ich alles gut. Aber es ist nicht mehr so, dass ich nur melancholisch bin. Das war vor ein paar Jahren bestimmt noch anders. Da war ich noch so ein depressives Bums-Gesicht. Aber mittlerweile bin ich da, glaub' ich, einigermaßen gesund und muss nicht immer depressiv sein. Ich glaube, je mehr ich von diesem melancholischen Zeug in die Alben reinpacke, um so besser drauf bin ich im echten Leben.
Ich hoffe, dass es dann bei den Orsons nicht umgekehrt läuft. Der farbenfrohe Irrsinn da ist ja genau das Gegenteil.
Die Orsons sind echt so ein Perpetuum Mobile, so ein Ding, das immer Energie hat, nach oben hin. Wenn wir rumhängen, dann gibts fast keine traurigen Zeiten. Die heben wir uns immer auf, für wenn wir allein sind. Wenn wir zu viert aufeinandersitzen, dann ist alles vorbei.
Ich hab' "KIDS" zwar gehört, hab' aber noch nicht mal das Cover gesehen. Ich kenn' also keine Details. Wer hat die Beats beigesteuert?
Den größten Teil hat ein Produzententeam aus Stuttgart gemacht. Beat 'Em Up heißen die, da sind verschiedene Produzenten mit dabei, die für "KIDS" eine unfassbare Arbeit geleistet haben. Dann hab' ich ein paar Sachen selber gemacht und ein paar Produzenten, die jetzt nicht so bekannt sind, von außerhalb dazu geholt. Ich bin dann über alles noch mal drüber gegangen, mit Musikern. Ich hab' ganz viele Musiker ins Studio kommen lassen. Tua, der nicht produziert hat, auf dem Album, mit dem hab' ich über alle Songs drübergehört und mit ihm das Soundkonzept ausgearbeitet. Ich hab' Chöre singen lassen, einen Kinderchor, Live-Saxophon, alles mögliche. Sehr viele Leute haben daran mitgearbeitet, auch wenn sie vielleicht nicht draufstehen.
Ich weiß eh nicht, was draufsteht. Ich hab' ja das Cover noch nicht gesehen.
Stimmt. Das kommt ja erst.
Viele deiner Kollegen gehen inzwischen mit Live-Band auf die Bühne. Reizt dich das auch? Was hast du für deine Tour geplant?
Ich hab' Bock auf Band, ja. Jetzt auf der Tour bin ich nicht mit Band unterwegs, hab' aber einen Gitarristen dabei, mit dem ich zu zweit 'ne Band sein kann, wenn ich möchte. Für ein paar Tracks haben wir eine Loop-Station dabei, da kann man quasi live auf der Bühne Gitarre und Drums und das alles loopen und Beats live auf der Bühne machen. Vielleicht haben ein paar Leute schon irgendwo gesehen, wie sowas funktioniert. Damit können wir quasi ein Band-Gefühl erzeugen, sind aber nur zu zweit. Die "Null Kids"-Tour beginnt am 25. März hier bei uns in Stuttgart und geht dann bis in den April rein, bis zum ersten Aprilwochenende, und ist eigentlich überall in ganz Deutschland zu finden. Ich bastle noch genug Sachen für die Show. Es wird auf jeden Fall voller Überraschungen sein. Ein ruhiger, leicht melancholischer Entertainment-Abend.
Klingt bestuhlt.
Wir wollen es sogar, je nach Location, wirklich bestuhlen oder zumindest eine gemütlichere Atmosphäre schaffen als so ein dicht gedrängtes Hip Hop-Konzert. Ob Stehtische oder Stühle oder Betten da stehen werden ... ich weiß es noch nicht. Aber irgendetwas so in die Richtung schon, ja.
"Man sollte Rap wieder mehr zuhören"
Vielen Dank, dass du mir Saul Williams wieder ins Bewusstsein gerufen hast. Den hab' ich vor gefühlten hundert Jahren mal live gesehen, das war großartig, und danach ist der mir komplett entfallen. Jetzt als Featuregast bei dir. Wie kommts?Plan B und ich haben hier in Stuttgart als Rap-Chor für Saul Williams fungiert. Das war ein Stück von einem Schweizer Komponisten namens Thomas Kessler. Das haben die in der Schweiz aufgeführt. Grundlage war das Buch von Saul Williams, das da heißt "Said The Shotgun To The Head". Das wurde mit einem Live-Orchester auf die Bühne gebracht. Dafür gabs 'nen Rap-Chor, und so haben wir Saul Williams kennengelernt. Wir hingen dann drei Tage hier in Stuttgart rum. Das war ein sehr cooler Typ. Ein sehr schlauer, sehr smarter Typ, der aber auch überhaupt nicht der Star war, sondern wirklich ganz normal mit uns rumhing. Da sind wir eben auch ins Studio gegangen, zu der Zeit. Das ist schon ewig her. Damals haben wir das über einen Beat von mir aufgenommen, einen, den ich produziert habe - und ich bin innerlich verrückt geworden. Ich hab' mich wirklich sehr gefreut. Ich freu' mich auch immer noch, wenn ich das höre. Die Idee wurde auch zusammen überlegt, da kam sogar mehr von Saul. Auf dem Track rapp' ich - oder hab es zumindest versucht - in verschiedenen Altersstufen von mir. Es ist so, als ob man ein Fotoalbum durchschaut, die Bilder aber unsortiert sind. Sprich: Ich bin in einer Zeile 14, in einer Zeile 20, in einer Zeile vier, und hab' immer versucht, dem Alter entsprechend zu rappen. Das ist ganz witzig, wenn man noch den ganz alten Maeckes kennt, von ganz früher, weil ich glaube, es ist erstaunlich nah an dem 15-jährigen Maeckes, wenn ich als 15-Jähriger rappe. Für richtige Fans ist bestimmt ganz lustig, sich das anzuhören.
Ich fands auch ganz lustig. Wobei mir beim Stichwort Maeckes immer erst mal ein anderes Zitat ins Gedächtnis kommt: "Ich Komma Maeckes bin Rap sein Vater." Bist du zufrieden mit deinem Nachwuchs?
Ja, ich bin schon zufrieden. Oft schlägt er über die Stränge, das ist schon so ein kleiner Zigeuner. Aber klar: Er entwickelt sich gut.
Siehst du Erziehungsbedarf? Wenn ja: mit welchen Methoden? Strenge Hand?
Nö, ich glaub', dem kann man eh nichts sagen. Der macht, was er will. Man kann ihm höchstens zuhören. Vielleicht sollten ihm wieder mehr Leute zuhören. Das ist schon alles.
"Kindisch ist das neue Cool", heißt es in dem Track "Kindisch Wie Du". Was bedeutet "kindisch" für dich?
Kindisch bedeutet für mich, in einem bestimmten Moment genau das zu tun, was man möchte. Man wünscht sich irgendwas oder man hat den Traum, etwas zu tun, achtet nicht darauf, was andere davon denken und macht es einfach. So gesehen praktizier' ich das immer mit meiner Band, mit den Orsons. Da sind wir oft kindisch. Wir machen wirklich, was wir wollen und kriegen es so langsam von "behindert" zum Attribut "cool" rübergewandelt, weil es halt doch irgendwo Freiheit ist, und Freiheit cool bleibt. Deswegen ist Kindisch schon so etwas wie das neue Cool. Wir leben es mit den Orsons vor, und die Leute leben es mit uns mit.
Ich stell' mir wahnsinnig anstrengend vor, wenn vier Leute jeden Augenblick genau das machen, was sie gerade wollen, ein brauchbares Ergebnis rauszubekommen.
Das ist natürlich schon sehr anstrengend. Aber ich glaube, dass wir auf eine bestimmte Art immer auf einer ähnlichen Wellenlänge liegen. Nie alle komplett, da muss ich dir Recht geben. Alle vier Orsons für irgendetwas zu begeistern, ist fast nicht möglich. Auch, wenn wir Musik mögen, mögen höchstens drei Orsons das Gleiche. Einer ist immer dagegen, egal, was es für Musik ist. Es gibt ganz wenig Musik, die alle vier Orsons gut finden.
Wie trefft ihr dann Entscheidungen?
Das verteilt sich schon irgendwie reihum. Auch wenn es natürlich Leute gibt, die diktatorischer und Leute, die weniger diktatorisch sind, bei den Orsons. Aber ich will keine Namen nennen.
Recht so. Ich möchte auch auf keinen Fall einen Familienzwist lostreten. Reden wir über "KIDS". Mir haben "Graustufenregenbogen" und "Vier Uhr Nachts" am besten gefallen. Letzteres ja eigentlich eine todtraurige Nummer: ein kleines Kind nachts alleine auf dem Spielplatz. Wie viel Maeckes steckt da drin? Quälst du dich selbst mit Gedanken dieser Art?
Da steckt bestimmt einiges von mir drin, obwohl ich glaube, dass das, wie gesagt, eher die Gedanken von einem jüngeren Ich sind als von meinem jetzigen Ich. Aber es sind bestimmt eigene Gedanken. Das ist wirklich einer der traurigsten und hoffnungslosesten Songs auf dem Album, aber im Refrain bringen ein paar spezielle Gäste ein bisschen Hoffnung zurück. Aber da kann man sich überraschen lassen. Es steht nicht auf der offiziellen Tracklist, wer diese Gäste sind.
In "Heimweg" ging es unter anderem um "keine Treffer bei Google". Erschreckende oder beruhigende Vorstellung?
Für mich persönlich, für meinen bürgerlichen Namen, ist es eine äußerst beruhigende Vorstellung, da nicht aufzutauchen. Aber wenn mein Maeckes-Ich keine Treffer bei Google hätte, dann wär' ich bestimmt schon irgendwie traurig. Weiß nicht, ob mein Ego das so cool verkraften würde. Aber alles, das wirklich bürgerlich ist und familiär, das will ich nicht im Internet haben.
Sehr vernünftig. Maeckes wird schon so schnell nicht aus dem kollektiven Bewusstsein verschwinden, zumal ja auch "null" recht gut aufgenommen worden ist. Kommentar dazu: "Wenn das erst der Vorgeschmack war, muss 'KIDS' die ganze Welt zu einer Platte machen." Twintowerhohe Erwartungen - wie gehst du damit um?
Ich bin beruhigter, seitdem "null" draußen ist. Auf der anderen Seite hättest du auch einen anderen Kommentar rausschreiben können, wo die sagen: 'Wääh, ich fand Maeckes früher mal cool und jetzt rappt er nicht mehr.' "null" hat schon ziemlich gespalten. So wollte ich es aber auch haben. Alle haben irgendwas erwartet, und ich hab' einfach 'ne Skizze rausgebracht, die zu hundert Prozent ich ist, mit all meinen Fehlern und all meinen Dingen, die jetzt vielleicht auch nicht so toll und rausgebügelt sind. Genau so wollte ich es haben, als erstes Kennenlern-Zeichen. Seitdem ich das draußen hab', kann ich ganz befreit Musik machen und mit Erwartungen umgehen. Davor hatte ich immer die größten Ängste, Erwartungen nicht zu erfüllen. Vor allem meine eigenen. Ich war immer unzufrieden mit dem, was ich gemacht hab' und dachte, okay, wenn ein Fehler auf der Platte draußen ist, dann muss ich mich leider umbringen. Jetzt ist es so, dass wenn ein Fehler auf der Platte ist, dann hör' ich sie mir halt nie mehr an. Aber ich muss mich nicht umbringen. Das ist schon ganz angenehm.
Du bist Perfektionist?
In bestimmten Belangen schon, ja.
Du hast mal gesagt: "Ehrlichkeit ist wie eine Kettensäge ..."
Ja, und ich hab' sie auch immer noch unfassbar schnell zur Hand. Ich schneide immer noch viel, aber ich schwing' sie nicht mehr immer vor mir her. Früher hatte ich sie immer in der Hand. Bevor noch irgendwer etwas sagen konnte, hab' ich erst mal rumgesägt. Das mach' ich nicht mehr, aber ich hab' sie doch griffbereit und benutze sie oft auch, wo ich mir nachher denke, es wäre gar nicht nötig gewesen. Aber ich bin schon ein Verfechter.
Aha. Deine Kettensäge ist also nach wie vor geölt und aufgetankt?
Ja. Die funktioniert einwandfrei.
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