14. Oktober 2024

"Jay-Z war ein ziemlich normaler Typ"

Interview geführt von

Der 42-jährige Musiker landete nach 20-jähriger Odyssee zwischen Island- und Atlantic-Label bei seinem Kollegen Joe Bonamassa. Hier fühlt er sich verstanden. Musik ist für Marc ein Mittel, um die Welt ein bisschen besser zu machen und den Menschen Mut zu geben. Seine Konzerte laden dazu ein, eine gute Zeit zu erleben und zur Ruhe zu kommen. Seine bisher elf Studio-Alben und Livegigs speisen sich aus Bayou-Soul und Southern Roots. Wir erreichen Marc in seinem Haus im Süden der US, wo er gerade Handwerker zu Besuch hat.

Ich muss dich warnen, es wird laut.

Wunderbar authentisch! (lachen). Du wohnst in Louisiana. Von dort stammt die Cajun-Musik. Der Ort, an dem du lebst, heißt Carencro. Du hast mal gesagt, Vibe, Menschen, Essen und der Flow dort würden sich von jeder anderen Gegend unterscheiden. Könntest du das erläutern?

Oh ja. Der Vibe hier ist französisch geprägt. Straßenschilder sind auf Französisch. Es sprechen zwar weniger als fünf Prozent der Bevölkerung die Sprache, aber wir in Süd-Louisiana sind stolz auf dieses Erbe. Geschichtlich ist das so: Nachdem viele von den Briten aus Nova Scotia vertrieben worden sind, ließen sich etliche hier nieder. Der Name für diese Umsiedlungswelle lautet Le grand dérangement.

Auf der Suche nach einem Klima, das ihnen taugte, fuhren sie den Mississippi entlang und kamen in der Stadt New Orleans raus. Mitte des 17. Jahrhunderts fanden sie dort französische Infrastruktur vor. Siiee erhielten Jobs und Land und blieben. Meine Vorfahren mütterlicher- wie väterlicherseits kamen beide dort zur Welt: als arme Working Class-Leute. Sie kamen gut mit den Menschen dort zurecht und fanden Gefallen an dem Essen und an der Musik. Das Französische und der ganze afroamerikanische Spirit integrierte dort noch etwas Drittes, was man Black Caribbeannannt e. Insgesamt entstand ein einzigartiger Melting Pot der Kulturen.

Auf abgewandelte Art existiert dieses Phänomen dort heute noch. Das bringt mit sich, dass es zum Beispiel keine Unterscheidung sozialer Klassen gibt. Das sieht man anderswo selten. Die Grundlage ist, dass genau diejenigen Familien, denen es materiell gut geht, einst sehr mittellos angefangen haben. Öl und Gas dominierten hier die Wirtschaft. Wenn du bereit bist, sehr harte Arbeit in der Gas-Branche anzupacken, dann spielt es keine Rolle, wie belesen du bist und welchen Schulabschluss du hast, um erfolgreich deinen Weg zu gehen. Solche mit High School-Abschluss verdienen mehr, wenn sie in der Gasindustrie die Arme hoch krempeln.

Zu den Menschen in der Gegend: Die Leute, die sich hier hoch gearbeitet haben, haben ihre Wurzeln nie vergessen. Sie schürfen sich, ohne mit der Wimper zu zucken, ihre Ellbogen auf, genauso wie andere, ärmere Leute. Das ist also meiner Ansicht nach sehr einzigartig für die Leute und den Vibe hier. Es gibt keinen Status-Dünkel, keine eingebildeten Reichen und keinen Sozialneid in Süd-Louisiana.

Diese Gegend hat aber auch eine einzigartige Küche, und die ist mittlerweile weltweit bekannt. Ich komme viel herum und war noch in kaum einem Land, wo ich nicht mindestens ein Gericht gefunden habe, das in einer Cajun-Gewürzmischung zubereitet wird. In Restaurants in Deutschland, Holland, in der Schweiz, überall finde ich unsere Küche wieder. Ein Beispiel: Tabasco-Soße, die nur eine halbe Stunde von mir entfernt hergestellt wird, sah ich in jedem Land, in dem ich je war. Zusammengefasst: Wir haben eine enge Gemeinschaft, die zuhause zusammenhält, und wir sind dank unseres Essens weltweit bekannt.

In den Regionen im Landesinneren, durch die der Mississippi fließt, spricht man von 'Soul Food'. Ist das bei euch auch so?

Ähnlich. Crawfish Boil ist etwas ziemlich Typisches, aber recht Einzigartiges hier in meiner Region (Anm. d. Red.: scharf gewürzter Eintopf aus Shrimps, Muscheln, Mais, Zwiebeln u.a.). Wir stehen hier für gekochte Meeresfrüchte. Wir haben auch Boudin, ein Gericht mit einer Wurst aus Reis und Fleisch, und das ist eines meiner Lieblingsessen. Hab' ich noch nie woanders gesehen! Es ist interessant: Wir haben Jambalaya, ein Reis-Wurst-Hühnchen-Gericht. In verschiedener Hinsicht ähnelt das Paëlla. Gumbo ist ein großer, bunt gemischter Eintopf, suppenähnlich, entweder mit Hühnchen, Wurst oder Meeresfrüchten angereichert, und Vergleichbares findest du tief verwurzelt in westafrikanischen Kulturen, wo man seit hunderttausend Jahren so kocht. Somit kommen immer Einflüsse der Europäer und Afrikaner zusammen, die diese Region besiedelten oder hierher verschleppt wurden.

Was du von diesem sozialen Gefüge erzählst, sich hochzuarbeiten, das klingt wie der American Dream.

Ja, das ist wirklich so. Mein Ur-Ur-Großvater verließ während der vierten Klasse die Schule, um auf Feldern und Plantagen draußen zu arbeiten. Er pflückte Baumwolle und erntete Zuckerrohr. Meine Großmutter ging nach der siebten Klasse ab. Somit waren sie keine gebildeten Leute. Mein Großvater brachte sich selbst das Lesen bei. Beide hatten Französisch als Muttersprache. Sie fanden Jobs in der Öl- und Gasgewinnung. Meine Großeltern kamen auf Hausbooten zur Welt. In Sümpfen, in denen Alligatoren ihre Nachbarn waren. Dank des Gelds, das mein Großvater im Öl- und Gasgewerbe verdiente, konnte er es sich leisten, Land trockenzulegen, ein Haus zu errichten und seinen Kindern die Schule zu bezahlen. Das ist wirklich der amerikanische Traum.

Wahrscheinlich hast du mitbekommen, dass in Europa die Gaspreise vier- bis fünffach so hoch sind wie vor dem Krieg in der Ukraine. Die Inflation triggert die Bevölkerung. Ist das in deiner Heimat, an der Quelle von Gas, genauso oder anders?

Genauso. Die Inflation trifft die Leute hier in Louisiana hart. Ich persönlich bin zwar in der Lage, meinen Lebensunterhalt so zu verdienen, wie ich das tue. Da habed ich großes Glück. Aber wir haben viele Freunde, die massiv mit den Kosten zu kämpfen haben. Eine der größten Herausforderungen, die wir hier in Süd-Louisiana haben, ist eine Serie recht schwerer Überschwemmungen in den letzten Jahren. Sie verursachten auch, dass Dächer durchweichten. Ein guter Freund von mir zahlt zehntausende Dollar im Jahr nur für die Versicherung. Die Auswirkungen wirtschaftlicher Ungewissheit spüren wir definitiv. Insbesondere hier im Süden, laufen wir auf eine Knappheit an brauchbarem Wohnraum zu. Das ist anders als 2008, wo anderswo viel Hausrat zerstört wurde, wir hier aber unberührt blieben. Man kann sagen the chickens are coming on the roost now - heißt, dass wir damals mit heiler Haut davon kamen, uns in Sicherheit wogen und es uns nun einholt.

Sehr prägend für dich persönlich war der Hurrikan Katrina im Spätsommer 2005. Du hast dann begonnen, dich in Benefiz-Projekten zu engagieren. Das Thema Katrina mit den enormen Schäden war damals bei uns groß in den Medien, weil es Präsident George W. Bushs Versagen in der Innenpolitik zeigte. Etwas das hier viele Journalisten schon lange beweisen wollten. Wie hat sich denn unter Obama, Trump und dann Biden das Verhältnis Washingtons zu Louisiana entwickelt?

Wenn ich ehrlich sein darf: Von den Parteien, die uns hier in den USA zur Verfügung stehen, halte ich nichts. Weder die Republikaner noch die Demokraten überzeugen mich oder können mich zu ihren Stammwählern geschweige denn Mitgliedern zählen. Auf der Bundesebene gab es schwerwiegende Versäumnisse. Trotzdem kann man speziell im Fall Katrina einen Großteil des Missmanagements an der Ebene des Staats Louisiana festmachen. Insbesondere in New Orleans. Die Korruption in Louisiana ist ziemlich gut dokumentiert. Wir hatten bisher mehrere angeklagte Gouverneure und einen, der ins Gefängnis musste. Die Stadt New Orleans wird unter sehr korrupten Politikern aufgeteilt. Das Versagen des Kanalsystems in New Orleans während Hurricane Katrina kann man meiner Meinung nach direkt auf diese Korruption zurückführen. Dammbrüche ereigneten sich auf der Parish-Seite, nicht in den angrenzenden Bezirken. Denn dort gabs nicht dasselbe Level an Korruption, das auf die Konstruktion der Deiche Einfluss hatten (Anm. d. Red.: New Orleans ist von vier Seen umgeben, mitten durch die Stadt schlängelt sich der Mississippi.)

Viele der vermeintlichen Naturkatastrophen, die wir hier erlebten, haben ihre Wurzeln tief in der Korruption. Für einen Großteil der Küstenerosion hier im Süden Louisianas ist definitiv die Öl- und Gasindustrie verantwortlich. Ich versuche, soweit es geht, einen unabhängigen und möglichst objektiven Blick auf diese Umstände zu werfen. Meine Arbeit in Wohltätigkeits-Projekten auf meinen "S.O.S."-Alben mache ich davon abhängig, ob sie an der Basis ankommen und einen substanziellen Effekt haben. Viele Organisationen, habe ich bemerkt, reden bloß darüber, was sie alles tun wollen. Sie identifizieren hilfsbedürftige Personengruppen. Viel Output fließt dann leider ins Erstellen von Protokollen und Berichten, die aber überhaupt keinen spürbaren Mehrwert für die Betroffenen haben. Mit meiner Non-Profit-Arbeit wollte ich nie in eine Position geraten, in der ich helfe, ohne dass diese Hilfe am Ziel ankommt. Ich mache Organisationen ausfindig, die wirkliche Arbeit an der Basis verrichten und helfe diesen. Um das Leben von Leuten zu verbessern, die weniger begünstigt sind.

[Konzert für die Alzheimer-Stiftung Texas. Starker Mitschnitt]

Ob eine Organisation tatsächlich wertvolle humanitäre Arbeit leistet oder nicht, und ob ein Projekt Sinn ergibt, ist manchmal schwierig herauszufinden, und die Recherche kann ganz schön aufwändig sein. Das Ermitteln unbeabsichtigter 'Nebenwirkungen' mancher Hilfsprojekte kann mehr Zeit verschlingen als die eigentliche Wohltätigkeitsarbeit. Ich spreche dafür gerne mit Betroffenen vor Ort, bei denen das Geld und die Hilfe später landen sollen, und was sie selber für hilfreich erachten, und stimme den Ablauf oder die Policy eines Projektes darauf ab, damit ihnen wirklich ein Vorteil zugute kommt.

"Unter 10 Millionen Dollar würde ich nie wieder einen Plattenvertrag unterschreiben".

Jetzt haben wir schon viel über deine Heimat gesprochen, dazu gehören auch Cajun-Musik, Swamp-Rock oder Bluegrass, Dixie-Jazz. Nun hätte ich das musikalisch bei dir auch erwartet, du mischst aber Soul, Funk, Blues und Folk. Wie kommts?

Nun, mein Vater hatte einen gewichtigen Einfluss auf meinen Musikgeschmack. Durch ihn wuchs ich mit Fusionjazz auf. Die meiste Musik, die ich als Jugendlicher zuhause gehört habe, war Instrumentalmusik. Gelegentlich legte mein Vater mal ein Stevie Wonder-, Otis Redding- oder James Taylor-Album auf. Diese Stimmen, wie ich sie nur ab und zu zu hören bekam, trafen mich ins Mark. Aber wir hörten nie Cajun, überhaupt nicht. Offen gesagt, war ich viele Jahre lang sogar ein Snob bezüglich Musik. War es keine 'sophisticated' Musik, hörte ich gar nicht hin, was sie zu sagen hatte und interessierte mich nicht dafür. Abgesehen davon ist zwar nicht alle, aber die meiste Cajun-Musik in Französisch, einer Sprache, die ich nicht verstehe. Erst im Erwachsenenalter entwickelte ich den Respekt, den dieses Genre verdient. Ich freundete mich mit einigen Cajun-Musikern an, und durch diese Freundschaften wurde ich ein bisschen dazu erzogen oder weitergebildet, diesen Teil meiner Kultur wertzuschätzen.

Du wirkst inzwischen wie ein Musikliebhaber mit profunder Repertoire-Kenntnis. Ich als Soul-Sammler kenne manches gar nicht, was du coverst - von Etta James, Otis Redding, Solomon Burke, Aretha Franklin und so fort.

Aretha, Stevie Wonder und James Taylor drangen schon mit fünf, sechs Jahren an mein Ohr. Andere entdeckte ich im High School-Alter. Durch meine "S.O.S."-Projekte entdeckte ich dann aber beim Arbeiten eine Menge weiterer Musik. In der Vorbereitung auf mein erstes Benefiz-Album "S.O.S. 1" kaufte ich bei jemandem in der Nachbarschaft zwischen 1.000 und 2.000 Songs auf Vinyl-45s. Letztes Mal fragte ich für "S.O.S. 4" die Mitglieder meiner Band nach Vorschlägen. Auch mein Manager und meine Freunde, ich fragte jeden, dessen musikalischen Geschmack ich interessant finde. Es entstanden Playlists. Wir verglichen sie auf Gemeinsamkeiten und Referenzen. Kam ein Titel auf mehreren Listen vor, sprang er an die Spitze meiner Cover-Wunschliste. Am Ende hatte ich zwar das letzte Wort, aber mein Umfeld brachte mich mit etlichem Repertoire erst in Kontakt. So würde ich auch nächstes Mal vorgehen.

Das ist ja ein recht demokratischer Ablauf.

Ja, ich denke, mehr Köpfe bei einem Projekt sind besser fürs Ergebnis.

Man merkt nun bei deinem neuen Album "Time Is A Thief" den typischen Signature-Sound des historischen Stax-Labels und dessen Handschrift insbesondere bei den Bläsersätzen. Zum Beispiel gleich im ersten Track "Fire". Sowas mag ich sehr.

Ja, das ist eine absolut richtige Referenz. Mein Ausgangspunkt war Al Greens "Take Me To The River". Ich wollte etwas komponieren, das parallel zu diesem Song klingt. Ich fragte meinen Ko-Autor Eric Krasno, wozu ihn der Song inspiriert. Er schickte mir einen Instrumentaltrack zurück, der ziemlich genauso klingt, wie das was du heraushörst. In meinem Heimstudio vollendete ich das Lied binnen 45 Minuten, sang es sofort ein, veränderte noch ein klein wenig die Melodie, schickte das Ganze dann zurück zu Eric. Er meinte, "cool, aber ein bisschen besser könntest dus noch machen", und nach weiteren 20 Minuten war dann die Version im Kasten, die er liebte. Aber es ist zutreffend, hier nach Stax-Einflüssen zu stochern.

Den Namen Eric Krasno liest man von Zeit zu Zeit in der Blues- und Funk-Szene. Könntest du diesen kurz vorstellen?

Ja. Ich kenne Eric jetzt seit über 20 Jahren. Ursprünglich kommt er aus dem Nordosten, aus der Gegend um New York. Er ist seit ungefähr 30 Jahren Berufsmusiker. Er ist ein brillanter Instrumentalist, mit Training an der Berkeley-School und in einer Vielzahl von Gruppen aktiv. Die bekannteste dieser Gruppen ist wohl Soulive. Erics Sound ist ein einzigartiger Throwback-Urban-kind-of-funky-dark-edged-Mix. Seinen Einfluss kann man überall auf "Time Is A Thief" heraus hören. Zur Gesamtheit des Albums hat er genauso viel beigetragen wie ich. Wir waren vom ersten Tag an Partner im Entstehungsprozess. Aber um zu checken, wie gut wir zusammen arbeiten könnten, wollten wir testhalber erst mal einen neuen Song gemeinsam schreiben. Eine Woche nachdem wir damit losgelegt hatten, hatten wir Material für ein komplettes neues Album.

Also ein spontanes Verfahren. Eric Krasno als Solist ist bei Mascot gesignt. Das ist jetzt ein Label, das du noch nicht ausprobiert hast, aber du warst schon bei einigen. Deine Erfahrung in dem Bereich gleicht einem abenteuerlichen Auf und Ab und hatte tiefgreifenden Einfluss auf dein Leben. Eine Station war Island/DefJam. Das Label entstand aus einer Fusion 1999. Jay-Zs Roc-a-Fella-Label wurde ebenfalls ein teil davon. Er selber leitete von Dezember 2004 bis Dezember 2007 die Firma zusammen mit L.A. Reid, dem früheren Producer von OutKast und Bobby Brown. Dein Album war kurz zuvor im August 2004 erschienen. Zu Jay-Zs Jobs zählte der Aufbau von Rihannas Karriere. Wie liefs mit deiner, und wie war das Verhältnis zwischen euch?

Ich hatte den Vertrag bereits unterzeichnet, bevor Jay-Z an Bord kam, und zwar mit Lyor Cohen (Anm. d. Red.: Ex-Manager von Kurtis Blow, LL Cool J, Beastie Boys und vielen Artists der Native Tongue-Welle). Nachdem Lyor zur Konkurrenz ging, dockte L.A. Reid an und brachte Jay-Z mit. Ich begegnete Jay-Z mal zufällig im Fahrstuhl, als wir gleichzeitig das Hauptgebäude betraten. Im Aufzug stellte ich mich dann vor, und am Ende des Small Talks erhielt ich eine kurze 'Audienz' bei ihm in seinem Geschäftsleiter-Büro. Noch am selben Tag. Meine Zeit bei Island/DefJam hielt aber nicht lange. "Carencro" veröffentlichte ich dort, das lief sehr gut. Die Folgeplatte kam dann zu Jay-Zs Zeit, ging aber unter. Gefühlt jeder, den ich bei der Firma gekannte hatte, verließ das Unternehmen. L.A. Reid hatte keine Lust, mein geplantes Album zu veröffentlichen. Er sagte, es sei 'zu urban'.

Wir krebsten also mit diesem Album herum. Es wurde vom Vertrag eigentlich verlangt. Aber mir wurde dann klar, dass ich mittelfristig eh nicht machen konnte, was ich wollte. Also bat ich um Auflösung des Vertrags. Glücklicherweise kamen sie dem Wunsch nach. Unklar war aber, was mit dem ausstehenden Album passieren würde. Es gab zwar Aufnahmen, die nicht meinen Vorstellungen entsprachen, und die hätten sie noch veröffentlicht. Das Album hingegen, das ich im Sinn hatte, gefiel ihnen nicht, das wollten sie nicht releasen. Das Projekt lag dann lange auf Eis, wir steckten fest. Irgendwann waren vier Jahre nach "Carencro" verstrichen (Anm. d. Red.: Jay-Z war inzwischen wieder weg.) - eine eindeutig zu lange Zeit zwischen zwei Alben - und die Kompromisslösung lautete dann vorläufig: ein Coveralbum!

Das brachte die "S.O.S."-Serie ins Rollen. Ich verhandelte zu der Zeit mit Stax. Das Soul-Label wollte seinen 50. Geburtstag feiern und sich als Marke mit der Wiederveröffentlichung des alten Katalogs reaktivieren. Meinem Verhandlungspartner bei Stax stellte ich das Vorhaben vor. Noch bevor wir die Tinte auf dem Vertrag hatten, machte er dann doch einen Rückzieher. Es war buchstäblich fünf vor zwölf, als er doch nicht unterschrieb. Zu dieser Zeit meldete sich aber auch Kevin Welk von der Firma Vanguard. Dem war der Sound der Platte unwichtig, er wollte mit mir arbeiten. Für einen Deal zu einer einzigen Scheibe, also einen On/Off-Deal. Aber mit einer Absicht, das Ganze fortzusetzen. Das wiederum bekam dann Lyor Cohen, mein früherer Chef, mit, und zwar durch einen gemeinsamen Freund, der beim Fernsehsender VH-1 arbeitete und das ausplauderte. Lyor, der mit mir "Carencro" gemacht hatte, war inzwischen bei Atlantic/Warner in einer Führungsposition und setzte seine Anwälte darauf an, mich 'zurückzukaufen'. Dieses Mal also zu Atlantic. Vertragsinhalt war, dass ich volle Kontrolle über diese nächste Platte bei dem Major-Label bekam.

Offenkundig hasste die Firma dieses Album. Aufgrund der Vertragspflichten waren sie aber gezwungen, es zu veröffentlichen. Wir wagten noch einen zweiten Anlauf, und sie fanden gut, was der Producer tat, aber meine Rolle auf meinem eigenen Album nicht. Entsprechend schmiss man mich danach raus, beförderte aber den Produzenten in die Management-Ebene. Ich ging dann zu Vanguard zurück, da machte ich noch eine CD. Und dann überzeugte ich meine Manager, dass wir es ganz mit den Labels lassen und komplett 'indie' ohne Plattenvertrag weiter machen sollten. Wir haben das nicht bereut. Somit würde ich wohl nie wieder einen Record Deal unter 10 Millionen Dollar unterschreiben.

Eine Ironie ist ja, dass sowohl das Label, das dich 2008 nicht wollte, Stax, als auch das Label, das dich dann nahm, Vanguard, nun Teil derselben Company sind, aufgekauft von Concord ...

Ja, das stimmt. Das merke ich nun auch, denn ich habe den Katalog meiner früheren Veröffentlichungen an Vanguard verkauft. Wenn sie mich bei Stax genommen hätten, hätte sich meine Karriere wohl nicht so entfaltet, wie sie das tat oder sie wäre in jedem Falle anders verlaufen. Witzigerweise: Wenn sie damals schon ja gesagt hätten, wäre es sie günstiger gekommen. Dann hätten sie nämlich schon alles besessen, was ich ihnen dann nochmal verkaufte!

Kurios ... Aber hat das außer dieser positiven Seite auch negative Folgen für dich?

Ich kann alle alten Songs neu einspielen - falls ich möchte. Aber die Aufnahmen von 2007 bis 2019 und ein bisschen YouTube-Content habe ich verkauft. Ich selber kann damit keinen Profit mehr machen, mit den finalen Produkten. Allerdings habe ich ja weitergemacht. Zusammen mit "Time Is A Thief" habe ich drei weitere Scheiben auf dem Markt, und die nächste steht schon in den Startlöchern, gemeinsam mit Joe Bonamassa. Da werden wir Blues aufnehmen, dieses Mal mit neu verfasstem Material. Auch ein Coveralbum, "S.O.S. 5", steht 2025 an. Independent fühle ich mich gut: Ich muss nicht dauernd Regeln beachten, und ich muss keine Rücksicht auf andere Leute auf dem Label nehmen. Denn ich bin bei mir jetzt der einzige Künstler. Das heißt, ich muss in Konkurrenz mit anderen nicht um Aufmerksamkeit ringen.

Bei Island/DefJam musste ich z. B. darauf Rücksicht nehmen, wann Jay-Z selbst etwas herausbringt. Also wenn ich bei so einem großen Label sage, "ich will mein Album am 27. September raus bringen", lautet die Antwort "nein, geht nicht, da bringt Jay-Z schon sein Album raus". Das ist ein undurchschaubares und vielschichtiges Business. Hunter S Thompson hat meiner Meinung nach die treffendste Beschreibung über die Musikbranche formuliert. Da gibt es das berühmte Zitat: "The music business is a cruel and shallow money trench, a long plastic hallway where thieves and pimps run free and good men die like dogs. There's also a negative side." ('Das Musikgeschäft ist ein grausamer und sumpfiger Geld-Graben, ein langer Korridor aus Plastik, in dem Diebe und Zuhälter frei herum laufen und gute Leute verenden wie Hunde. Es gibt immer eine Schattenseite.'I. In anderen Worten: Der Plastikflur ist sogar noch die gute Seite. Thompson war ein Schriftsteller und Journalist der Gonzo-Strömung. Auf einem seiner Romane beruht der Film "Fear And Loathing In Las Vegas" mit Johnny Depp als Journalist und Benicio Del Toro als Anwalt Dr. Gonzo. Ein Riesen-Hit in den USA!

Tja, bezüglich des Musikbusinesses passt das Zitat sicher. Als du Jay-Z begegnet bist, wie war das? Kannst du das Charisma beschreiben, das von ihm ausgeht? Oder ist er eher ein normaler, unscheinbarer Typ?

Auf mich wirkte er recht normal. Rückblickend würde ich mir wünschen, dass das Treffen anders verlaufen wäre. Was ich machte, war der Versuch, mich ihm zu beweisen. Dadurch übernahm ich wahrscheinlich zu viel Redeanteil im Gespräch. Anzunehmen ist, dass ich besser mehr zugehört hätte, was er vielleicht noch erzählen würde. Aber ich bemühte mich, ihn zu überzeugen, dass ich für jeden seiner Hip Hop-Artists Hooks einsingen könnte. Ich versuchte regelrecht, mich an ihn zu verkaufen. Besser wäre gewesen, ihn als 'Mogul' zu betrachten und seiner Weisheit zu lauschen. Das war ein bisschen bedauerlich. Aber er ist ein sehr netter Typ. Wir verbrachten etwa eine halbe Stunde miteinander. Er war sehr bescheiden, freundlich, lehnte sich zurück und hörte aufmerksam zu, was ich aus meiner Mundhöhle so herausquetschte.

Gab er dir einen Rat?

Dazu ließ ich ihm gar keine Gelegenheit. Wie gesagt, ich redete zu viel, ich habe fast das ganze Treffen lang geredet. Also nein: Ich kann nicht sagen, dass ich da auch nur ein Bröckchen von einem Ratschlag aus dem Meeting mitgenommen hätte.

Du lebst heute vermutlich vom Touren.

Korrekt. Das war schon immer so. Ich habe nie genügend Tonträger verkauft, um davon leben zu können. Ich fokussiere mich mit meiner Band aufs Touren und eine organisch wachsende Fanbase, die zuverlässig zu den Gigs kommt. Der deutsche Markt erwies sich dabei immer als ein bisschen schwierig für mich. Wenn wir über den Atlantik kommen, nach Deutschland, in die Schweiz usw., wollen wir natürlich kein Geld dabei verlieren, nicht draufzahlen. In den vergangenen Jahren scheint sich der Trend aber zu meinen Gunsten gedreht zu haben. Den deutschen Fans kann ich gar nicht genug dafür danken, dass sie zu unseren Shows erscheinen. Denn ohne Deutschland würde es sich für mich gar nicht rentieren, überhaupt nach Europa zu fliegen.

"Bonamassas Team arbeitet wie eine gut geölte Maschine"

Erzähl mal, wie schaut eine typische Show aus?

Es ist eine Setlist, mit der ich dem Publikum ein Lächeln in die Gesichter zaubere, bei der sie auf ihren Füßen mitwippen und eine gute Zeit haben. Vornehmlich spielen wir das neue Album, dann gibt es aber auch ein paar Must Have-Classics. In Holland muss ich zum Beispiel "Come In From The Cold" liefern, wobei ich gar nicht weiß, ob das in Deutschland so gut ankommt. Und eine Handvoll Balladen gehört immer dazu.

Du sitzt, habe ich gesehen, in der Mitte der Show und lockerst das Ganze mit einem Unplugged-Set auf. Gehts dir dabei darum, eine intime Atmosphäre zu erzeugen?

Ja, auf mindestens einen solchen intimen Moment lege ich Wert, aber zusätzlich gebe ich meinen Jungs in der Band eine Pause. Das ist außerdem eine Frage der Authentizität. So erleben mich die Leute ohne das Drumherum einer Gruppe, sozusagen unverkleidet. Manche Stücke in meinem Katalog eignen sich sehr gut für Solo-Performances.

Stimmt es, dass deine Lieder in aller Regel einen autobiographischen Hintergrund haben?

Ja. Mit meiner Frau bin ich schon ewig seit der High-School zusammen, und sie ist eine massive Inspirationsquelle für mich. Wenn es ein Liebeslied ist, handelt es von ihr. Und auch darüber hinaus haben ziemlich viele Stücke mit ihr zu tun. Es gibt aber eine Ausnahme. Wir beschlossen, ein Lied über einen beliebten Mädchennamen zu machen. Nach dem Muster von "Mambo Number Five". Da sind haufenweise verbreitete Namen von Damen enthalten. Monika, Sharon und so fort. Ich habe eine Theorie gelesen, der zufolge der Song deswegen ein Hit wurde, weil die Mädchen, die auch so heißen, es genossen, wenn ihr Name gesungen wurde. Mit meinen Ko-Autoren googelte ich populäre Namen, und Emily war damals an der Spitze der Liste für die Girls. Entsprechend schrieb ich "Emily", und meine Ehefrau hasst diesen Song.

Würdest du dich selbst als Idealisten bezeichnen?

Absolut, ja! Ich neige zwar zu einem recht skeptischen, beinahe zynischen Blick auf die Welt. Aber aus welchem Grund auch immer fühle ich mich optimistisch und idealistisch in Bezug auf mich selbst, meine Familie, meine Ehe. Die Welt ist so verrückt. Krieg scheint ein immer gegenwärtiger Bestandteil der Menschheit zu sein. Das macht mich ziemlich fertig. Ich habe nie verstanden, warum Männer und Frauen mit Waffen um die Welt reisen müssen und dem Ziel, einander zu töten - im Namen ihrer Regierungen. Weshalb dieses Phänomen existiert, will immer noch nicht in meinen Kopf rein. Darin liegt die Wurzel meines Zynismus und Skeptizismus, was die Zukunft angeht. Aber in meinem Alltag war ich seit der dritten Klasse in keine körperliche Auseinandersetzung mehr verwickelt. Gewalt durch einen Fremden habe ich nie erfahren. Die meisten Interaktionen, die ich auf diesem Planeten habe, entsprechen normalem menschlichen Verhalten, wie man es erwarten würde. Die Welt dürfte demnach nicht so ein dunkler Ort sein, wie ich ihn manchmal sehe. Und überwiegend bin ich ziemlich idealistisch.

Wer gibt dir die Inspiration, zum Beispiel eine Platte für obdachlose Kinder oder Kinderkliniken zu machen?

Naja, das kommt aus der Erkenntnis heraus, dass ich in meinem Leben ein gutes Los gezogen habe. Ich wurde von zwei wunderbaren Menschen erzogen, habe zwei liebenswerte Brüder, und die Menschen in der Familie meiner Frau sind toll. Ich bin wirklich mehr gesegnet, als ich es überhaupt umreißen kann. Um dieses Geschenk zu würdigen, wähle ich einen aktiven Ansatz, um die Welt drumherum besser zu machen. Es gibt so viele Leute, die es in die Hände von Politikern legen, etwas Gutes zu tun, statt selbst in ihrem eigenen Umfeld aktiv zu werden. Wir neigen dazu, Aktionen für den guten Zweck 'outzusourcen'. Das möchte ich nicht. Ich bin lieber aktiv darin involviert, in meiner Branche an Mechanismen mitzuwirken, die etwas Gutes bewirken. Ich versuche, so gut es geht, positiven Einfluss zu nehmen. In den Bereichen, in denen ich einen Unterschied machen könnte und auch kann, da möchte ich die Welt verbessern und das nicht der politischen Klasse anvertrauen. Sofern das Sinn ergibt.

Ja, macht Sinn. Was war die Inspiration zum Song "Easy To Love", der zu einem Phänomen unserer Zeit, Ghosting, passt?

Da geht es darum, dass ich mich mit einer Freundin zerkrachte, die ich lange kenne, seit ich ganz klein, vier oder fünf Jahre alt war. Wir standen uns sehr nahe. Sie ist Grafikdesignerin, und ich engagierte sie für kurze Zeit. Diese Arbeitsbeziehung endete dann wieder, was dann in der Auflösung unserer Freundschaft mündete. Worüber ich sehr traurig bin. Ich verstand auch nicht so ganz, weswegen die private Freundschaft zerbrach, als es auf der Arbeitsebene nicht weiter ging. Naja, sie sah das anders. Diese Freundin weigerte sich, mit mir zu sprechen und blockierte meine Telefonnummer. Der Song soll transportieren und diese Person wissen lassen, dass sie mich jederzeit kontaktieren kann. Ich bin nicht nachtragend, hege keinen Groll. Ich würde mich bei einer Umarmung nicht abwenden, ich würde ihr die Hand geben, und auch einen Telefonanruf annehmen. Selbst wenn wir nicht so eng sind, wie wir es einmal waren, oder wir uns nicht mehr als Freunde bezeichnen werden, empfinde ich eine ausgesprochen große Liebe für diese Person.

Hat sie dich denn jemals angerufen?

(schnauft tief durch) Sie blockierte mich, ohne zu merken, dass sie mich blockiert hat, vier Jahre lang. Ich habe ihr mal, so nett es geht, zurückgeschrieben, aber das hat sie nicht empfangen, weil sie meine Nummer geblockt hatte. Darüber, dass ich angeblich nicht geantwortet hätte, wurde sie sehr, sehr zornig. Obwohl ich ja geantwortet hatte und auch keine Info darüber hatte, dass sie mich blockierte. Wirklich schräg.

Außerhalb des Freundeskreises: Gibt es da Menschen, die du gerne einmal treffen würdest? Beispielsweise musikalische Vorbilder?

Es empfiehlt sich nicht so sehr, die eigenen Helden zu treffen. Die Fälle, in meinem Leben, in denen ich Helden getroffen habe, verliefen zwar zum Glück sehr gut. Es war traumhaft, mit Bonnie Raitt in einem Raum zu sein. Mit Paul Carrack habe ich vor Jahren mal gearbeitet. Colin Hay ist unglaublich nett und bescheiden. Von daher hatte ich Glück. Aber ich lege es nicht besonders darauf an: Wenns auf natürliche Weise eben passiert, dass ich jemanden treffe, dann fein. Andererseits weißt du nie, wie es verlaufen würde. Ich habe unangenehme Geschichten davon gehört, wenn Künstler ihre Vorbilder treffen und dann die kalte Schulter gezeigt bekommen. Oder Schlimmeres. Ich habe dieses Bedürfnis also nicht, solche Aufeinandertreffen zu lancieren. Aber wenn sie sich zufällig ergeben, bin ich glücklich.

Mit Joe Bonamassa arbeitest du auch in seiner Initiative KTBA - Keeping The Blues Alive zusammen. Sie unterstützt zum Beispiel "Guitars Over Guns", ein Projekt für Jugendliche, die sonst nie ein Musikinstrument in die Hand gedrückt bekämen. Joe hat außerdem großen Anteil daran, dass es in Deutschland wieder eine florierende Live-Blues-Szene gibt, für die er das Publikum begeistert, neben anderen Artists wie Joanne Shaw Taylor oder Beth Hart, mit denen er oft zusammenarbeitete.

Schau, Joe hat eine der besten Organisationen in dem ganzen Business. Er koordiniert ein Team von Profis, das seinesgleichen sucht. Wie eine gut geölte, sehr effiziente Maschine. Da fühl ich mich sehr glücklich, mit denen was zusammen auf die Beine zu stellen. Meine "S.O.S."-Projekte, auch das fünfte dann mit Bonamassas KTBA, dienen als Vehikel, um Geld für karitative Zwecke zu sammeln. "Guitars Over Guns" könnten die Erlöse zugute kommen. Das fokussiert sich darauf, Instrumente in Kinderhände zu geben, in der Großstadt, in der Hoffnung, dass sie in Zukunft Musik bevorzugen, anstelle auf der Straße zu leben. Soweit ich es sagen kann, macht die Organisation eine tolle Arbeit, vor allem im Süden Floridas. Für ein Projekt Geld zu sammeln, in dem so viel Leidenschaft steckt, ist es eine Ehre. Jede Folge "S.O.S."-Coveralben wird eine andere Organisation unterstützen. Bis an mein Lebensende, solange ich Musik mache. Und wir versuchen dies so auf die Beine zu stellen, dass die Alben jeweils dazu passen, dass die Musik zum Anlass passt. Wir haben beispielsweise ein Schlaflieder-für-Kinder-Album gemacht, da wurden die Einnahmen einem Kinderkrankenhaus zuteil. Wir machten "S.O.S. 2" für eine Art Frauenhaus, in dem obdachlose Frauen mit Kindern Schutz finden, "S.O.S. 4" ist ein Blues-Album zugunsten der City-Jugend.

Joe Bonamassa - was für eine Art Persönlichkeit ist er? In Interviews scheint er eher zurückhaltend zu sein. Wie ist er sozusagen als 'Boss'? Oder welche Rolle spielt er auf deinen Alben?

Weißt du, Joe ist ein sehr bescheidener Typ. Ich finde, er ist sich definitiv dessen bewusst, dass der Blues aus dem Süden stammt - und er selber aus dem Norden. Er ist extrem bescheiden und nett. Und in vielerlei Hinsicht ist er auch selbstlos. Er hat kein Problem damit, den Hocker des Lead-Gitarristen an jemand anderen abzutreten. Zu unserem "S.O.S. 4" brachte ich meinen eigenen Gitarristen mit, als wir die Aufnahmesessions begannen. Und glücklicherweise räumte Joe für einen der Tracks seinen Platz, um meinem Gitarristen die Gelegenheit zu geben, weil mir viel daran lag. Joe ist so fokussiert im Studio. Er hat glasklare Ideen, wo er hin möchte. Genauso kann er auch abwarten, wie sich Dinge von selber entwickeln. Mit ihm zu arbeiten, war eine Freude, so eine angenehme Erfahrung. Tatsächlich kamen wir schon in den ersten beiden Tagen der Sessions so schnell voran, dass wir uns absichtlich bremsen müssten. Wir hatten sechs Studiotage gebucht, waren aber nach zwei bereits fast durch mit allem. Daher drückten wir dann bewusst auf die Bremse, um unsere gemeinsame Zeit zu genießen. Es war eine fantastische Erfahrung, und ich freue mich echt darauf, wenn es im Januar 2025 mit einer neuen Scheibe weitergeht.

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