laut.de-Kritik

Ruhige Skills mit der Erotik eines verqualmten, englischen Pubs.

Review von

Meine erste Audio-Begegnung mit dem Engländer Blade muss so ungefähr '93 gewesen sein. Zu einer Zeit also, als Gruppen aus Großbritannien wie Gunshot oder Hjack und ihre deutschen Pendants No Remorze mit dem wahnsinnig schnellen Britcore die europäische Hip Hop-Szene prägten. Die einheimische Rapmusik steckte auch noch in den Kinderschuhen und hatte gerade mit dem "Kill the Nation with a Groove"-Sampler ein erstes Ausrufezeichen gesetzt. Ich fand Blade, zusammen mit dem vergessenen Rapper Silver Bullet, auf der B-Seite eines "Kill the Nation"-Tapes. Blade überzeugte mich damals mit seiner rauhen, unverwechselbaren Stimme und den Midtempo-Beats, die eher an den Eastcoast-Hip Hop erinnerten, als an die typische Britcore-Hektik. Danach verlor ich ihn ein wenig aus den Augen bzw. Ohren, denn der englische Hip Hop ging damals durch ein tiefes Tal. Einzig die Gruppe "The Brotherhood" konnte so um '95 herum noch auf sich aufmerksam machen.

Doch seit ca. zwei Jahren hat sich der Hip Hop von der Insel wieder nach oben gekämpft, zurück an die vorderste Front der Rap-Welt. Englische Künstler wie "The Creators" oder "The Nextmen" sind mittlerweile selbst in Amerika gefragt. Die Plattenläden werden überflutet von Produkten aus London, Birmingham usw. Der Standard in Sachen Raps und Beats ist so hoch wie nie und braucht sich weder hinter den europäischen Nachbarn aus Frankreich und Deutschland, noch den US-Künstlern verstecken. Und auch Blade findet nach einigen Maxis endlich den Weg wieder auf einen Longplayer. Unterstützt wird er vom englischen Beatbastler Mark B.

Nachdem Blade die Beats von Mark B zuerst zu smooth waren, legte ihm dieser einen minimalistisch groovenden Soundteppich hin. Die Musik ist von jeglichem Bombastquatsch befreit, der den Ami-Hip Hop so gerne befällt. Auch Streicher und Klavierloops fehlen fast völlig, was der Musik eine frische Note verleiht. Diese Frische wird noch von den Drums unterstützt, die an den Live-Sound von The Roots erinnern. Die Samples klingen zum Teil wie die Melodien alter englischer Fernsehserien. Mark B schreckt selbst vor einer Akustikgitarre ("The Unknown") nicht zurück. Doch die Musik ist nur die Beilage für die Skills von Blade. Sein Flow hat die Erotik eines verqualmten, englischen Pubs, und im Gegensatz zu vielen Kollegen kann man seine gesamten Lyriks sogar verstehen. Hier geht's nicht um Gepose, sondern um eine intelligente Bestandsaufnahme des Hip Hop-Lebens und die ist mir vier Punkte wert.

Trackliste

  1. 1. From The Word Lap
  2. 2. Building A Rep
  3. 3. The Unknown
  4. 4. Ya Don't See The Signs
  5. 5. We Stay Rough (feat. Rodney P)
  6. 6. Back In The Day
  7. 7. The Long Awaited (feat. Lewis Parker & Skinnyman)
  8. 8. Right Here, Right Now
  9. 9. Hostile Takeover (feat. Chester P & Westwood)
  10. 10. 24 Hours
  11. 11. Split Personalities (feat. Al Tariq Of Missin Linx)
  12. 12. One Shark, One Piranha
  13. 13. Bad Day

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