laut.de-Kritik
Die Ex-Popstars-Jurorin als lasziv unterkühlte Elektro-Sängerin.
Review von Eberhard DoblerDie Ex-Popstars-Jurorin tritt auf Album Nummer fünf erneut als lasziv unterkühlte Elektro-Sängerin in Erscheinung, diesmal auch mit deutschen Texten. Das geht nicht immer gut. Nicht dass man dafür besonders geschult sein müsste. Schließlich verharren Elektropop-Melodien, was den Tonumfang angeht, meist in unmittelbarer Nähe zum Sprechgesang.
Die größere Herausforderung bleibt das Verfassen sinnvoller Texte. Das kann angesichts solcher Nummern wie "Atme" gar nicht oft genug betont werden. Denn tiefere Einsichten in derlei nur vermeintlich bedeutungsschwangere Worthülsen dürften frühestens nach intensivem Drogenkonsum zu erwarten sein.
So durchschnittlich und belanglos die Vokalleistung ausfällt, so funktionstauglich erweist sich die Produktion, bei der der studierte Komponist Dany Nussbaumer unter die Arme griff. Man braucht jetzt nicht gleich - wie im Labelinfo geschehen - von "Raketen" zu sprechen. Die jahrzehntelange Erfahrung der Techno-Queen beim Füllen der Tanzflächen zahlt sich dennoch aus.
Deep modulierende bis hyperaktive Bässe, mächtige Keyboards, schnörkellos gebrochene Beats und eine schlüssige Soundauswahl: Marusha nimmt die Leute auf die Tanzfläche gefangen, etwa mit flotten Midtempo-Elektro-Clubbern à la "What I Say" oder "Sexyfunkybody".
Zuweilen nageln die Beatschlaufen fast an die Wand (das kratzige Industrial "Fear"), während das von einem Hardrock-Lick getragene "Kick It" letztlich zu einfältig daher kommt. Die Partysingle packt neben dem Schlusstrack "Antarctica" als einzige Nummer einen Four to the floor-Hammer aus.
Der Opener "Heat" zitiert Madonnas frühe neunziger Jahre. Ambiente Soundlandschaften wie das in mächtige Streichersätze eingebettete "Abendstern" oder "I Thougt It Was Love" haben ebenfalls Platz.
Unterm Strich gelingt Marusha so eine recht abwechslungsreiche und gefällige Platte: Club, Balladen, Elektropop, funky Dancefloor oder Industrial. Das geht auch ohne Marschierpulver gut. Eine ernstzunehmende Texterin und Sängerin dürfte die Wahl-Berlinerin aber auch in Zukunft nicht werden - letzteres findet sie übrigens selbst.
2 Kommentare
Als käme es bei Dance-Musik wirklich auf die Qualität des Gesangs an...
Also entweder ist der Bericht zu positiv oder die Wertung zu niedrig.
Mhh, Marusha als "Ex-Popstars-Jurorin" zu bezeichnen, ist faktisch zwar richtig aber angesichts ihrer musikalischen Vergangenheit im Kontext der Einleitung etwas unglücklich.