laut.de-Kritik
Unaufgeregte Klänge in sanft wogenden, tröstlichen Harmonien.
Review von Toni Hennig2015 veröffentlichte die norwegische Saxofonisten Mette Henriette Martedatter Rølvåg ein Debütalbum, das viel Raum zwischen den einzelnen Tönen ließ. Die erste CD enthielt Trio-Aufnahmen, die sie zusammen mit Pianist Johan Lindvall und Cellistin Katrine Schiøtt realisierte. Auf der zweiten CD wuchs ihre Band auf dreizehn Köpfe an. Nun schwört sie auf "Drifting", das in Oslo aufgenommen, in Frankreich fertiggestellt und von Manfred Eicher produziert wurde, wieder auf die Dreierbesetzung aus Saxofon, Klavier und Cello. Nur hört man dieses Mal Judith Hamann statt Katrine Schiøtt am letztgenannten Instrument.
Am Minimalismus hat sich rein gar nichts geändert, wie "Across The Floor" nach der kurzen Einführung "The 7th" beweist, wenn zu repetitiven Klavierklängen einzelne Töne kurz auftauchen und dann wieder verschwinden. Diese Flüchtigkeit zieht sich auch wie ein roter Faden durch die restlichen, größtenteils skizzenhaften Nummern. Dabei hält die Platte auch eingängige Momente bereit, etwa in "I Villvind", wenn sich Mette Henriette zu kreisenden Pianofiguren und dunkel brodelndem Cello zu einer Melodie von naturhafter Schönheit hinreißen lässt, die norwegische Weite atmet. Oftmals steht aber auch, wie im anschließenden "Cadat", das Konzentrierte und Forschende im Vorderdrund.
Ungeachtet der vielen Eindrücke befindet sich die Musik in ständiger Bewegung. So fordert das Titelstück mit leisem Piano, warmen Streichern und verträumtem Spiel Mette Henriettes regelrecht dazu auf, sich von den Tönen dahintragen zu lassen. "Oversoar" besitzt dagegen mit behutsam gesetzten Klavierakkorden, gehauchten Saxofon-Improvisationen und dronigen Celloklängen mehr etwas Mysteriöses und Nebelhaftes, so dass man sich an das Nordic Quartet um John Surman erinnert fühlt. Noch nebelhafter geraten "0°" und "Solsnu", die sich stark an der Grenze zur elektroakustischen Musik bewegen.
Insgesamt lebt die Platte aber von einer großen Pallette an stilistischen Ausdrucksmöglichkeiten. So streift man in "Rue Du Renard" zu kunstvollen Pianofiguren, milden Holzblastönen und akzentuierendem Cello vor dem inneren Auge durch die gleichnamige Straße in Paris, und in "Indrifting You" verschmelzen ausholende Saxofonsounds und kammermusikalische Rhythmen zu einer fragilen Einheit. Gegen Ende lichtet sich die Stimmung in "Crescent" allmählich, wenn in den stillen Klängen Mette Henriettes eine warme Zuversicht mitschwingt. "Divining" entlässt schließlich den Hörer mit sanft wogenden, tröstlichen Harmonien.
Am Ende bleibt ein Album, das eine angenehme Unaufgeregtheit versprüht und gerade deswegen in diesen lauten und ungewissen Zeiten ungemein gut tut.
2 Kommentare mit 4 Antworten
Ganz normaler Vorname in Norwegen
Ohne Mette kein Sax.
Tätä, Tätä. Umpftata, Umpftata...
Meddl Loide, Servus.
Henriette, gold'ne Mette
Brünett ausnahmsweise.