laut.de-Kritik

Folkpop-Hooks, die auf TikTok trenden könnten.

Review von

Vor ungefähr einem Jahrzehnt war Indie-Folk der heiße Scheiß. Bands wie Mumford & Sons, The Lumineers oder auch Bon Iver brachten mit einem eigentlich antiquierten Genre frischen Wind in die popkulturelle Landschaft. Auch im Kino sprangen beispielsweise die Coen-Brüder mit "Inside Llewin Davis" auf den Zug auf. Doch im Jahr 2021 ist von der damaligen gefühlten Innovation, die ja ohnehin keine war, nicht mehr viel übrig. Bon Iver etwa verabschiedete sich bereits 2016 mit dem sehr guten "22, A Million" vom altbekannten Schema.

Auch die in Berlin lebende Combo Mighty Oaks feiert seitdem Erfolge. Und das Trio machte seine Sache musikalisch keineswegs schlecht, auch, wenn es schon damals für den poppigen Entwurf des Genres stand. Auf dem nunmehr vierten Langspieler "Mexico" fragt man sich dennoch: 'Uff, warum nur? Braucht die Welt das?'.

Für sich gesehen sind die einzelnen Tracks nicht schlecht. Allerdings, und das ist das eigentlich Schlimme: Sie sind einfach egal. Nichts sticht heraus, keiner bleibt hängen. Es fühlt sich an, als liefe ein und derselbe Song auf Repeat. Und zwar schon lange. Einzig die Singleauskopplung "Mexico" verleitet mit Singalong-Chorus und Mundharmonika-Part zum Träumen.

Hier und da Pianoklänge und Streicher ("Bad Blood"), ein paar "Uhs" und "Ahs", ein bisschen "Schalala" im vor Kitsch triefenden Lovesong "By Your Side", untermalt mit leichter Akkustikgitarre. Das Schema ist einfach und altbekannt. Auch die Lyrics und das Cover wirken viel zu bieder. Es ist halt einfach diese Art Folk-Musik, wie man sie schon zu oft gehört hat und bei der die Devise lautet: Bloß keine Experimente.

Der tatsächlich furchtbare Song "Forever" trendet mit seiner extrem poppigen "Uuuhuuuh"-Hook demnächst bestimmt auf TikTok oder im Intro einer Daily Soap. Sänger Ian Hooper macht passenderweise schon bei der aktuellen Staffel von "Sing meinen Song" mit.

Die Mighty Oaks machen Musik für Typen, die beim Slacklinen im Park und beim anschließenden Lagerfeuer mit romantischer Ader imponieren und gefallen wollen. Aber es springt kein Funke über, der ein wirklich großes Feuer entfachen könnte.

Trackliste

  1. 1. Land of Broken Dreams
  2. 2. Mexico
  3. 3. Devil and the Deep Blue Sea
  4. 4. My Demons
  5. 5. Ghost
  6. 6. What You Fighting For
  7. 7. Bad Blood
  8. 8. By Your Side
  9. 9. Forever
  10. 10. Heavy
  11. 11. Gold to Me
  12. 12. Deadman's Island

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