laut.de-Kritik
Vorzüglicher Mix aus Afrobeats, Jazz und Funk.
Review von David HilzendegenEr ist wieder zu Hause. Nach einem kurzen Intermezzo bei Breakin' Bread Records, wo er 2006 sein Debütalbum "Let Peace Be The Ruler" veröffentlichte, bringt Natural Self alias Keno-1 alias Nathaniel Pearn sein neues Album über Tru Thoughts an den Mann.
Schon 2001 ging die erste Single "Shakedown/Soulstep" mit einem Stempel des Brightoner Labels raus in die Läden, landete jedoch in viel zu wenigen Plattenkisten. Ungerechterweise.
Sieben Jahre und verschiedene Projekte später bleibt die Grundstruktur des Sounds zwar weitgehend dieselbe. Die Peripherie unterlag jedoch einem stetigen Wandel. Noch immer steht die Verbindung und Verschmelzung aus eingängigen und weitgehend einfach gehaltenen Drum-Sets mit diversen Jazzbreaks, vorwiegend aus dem Bläserbereich, im Vordergrund.
Doch der Klangteppich wirkt dichter, was nicht an einer Vielzahl von Instrumenten liegt. Da beschränkt sich Natural Self weiterhin auf Saxophon, Trompete, Gitarre und Keyboard. Vielmehr treiben die Basslinien und Schlagzeugsets jeden einzelnen Titel vor sich her, hier und da gespickt mit einfachen, aber wirkungsvollen Effekten, die verhindern, dass sich die Stücke im bedeutungslosen Hintergrund verlieren.
Bestes Beispiel: "Alright Turn It Up Now", das drei Minuten lang lediglich von Drumbreaks, einer Basslinie und einem hin und wieder allenfalls staccatohaft angespielten Saxophon lebt, ehe für wenige Sekunden eine Trompete unterstützend eingreift.
Nach dem gleichen Rezept arbeitet "Faultlines", nur etwas verzerrter und mit Baritonsaxophon statt Trompete. Dazu das Sample eines Frauenchors, bevor Abdominal mit "Breathe Deep" den ersten unter dem Pseudonym Natural Self produzierten Hip Hop-Titel einleitet. Bislang war dies dem Alter Ego Keno-1 vorbehalten.
Mit Andreya Triana tritt ein zweiter Featuregast auf, der Flying Lotus-Fans noch durch die unvergessenen "Tea Leaf Dancers" ein Begriff sein dürfte. Bei Natural Self ist sie zwar weit weniger atmosphärisch unterwegs als auf dem Titel des Coltrane-Neffen, dafür aber umso bezaubernder.
Die Engländerin, deren Solodebüt von Bonobo produziert wird, gewährt einen Einblick in ihr Können: Eine feine Soulstimme mit Wiedererkennungswert begleitet von einem Hip Hop-lastigen Beat, dem selbstverständlich die obligatorischen Bläser nicht abgehen: Die erste Auskopplung ist geboren.
Weniger sexy zwar, dafür mit dem gleichen Hinhöreffekt gesegnet ist "Feet Keep Moving", bei dem sich Pearn höchst selbst hinter das Mikrofon stellt. Der verträumte Titel, der mehr oder weniger versehentlich bei den Aufnahmen zum letzten Broken Keys-Album entstand, ist der zweite große Höhepunkt des Albums.
"Feet Keep Moving" ist das dritte Vocalstück auf der Platte, und erst das vierte unter Federführung Natural Selfs überhaupt. Vielleicht sollte sich Mr. Pearn überlegen, in Zukunft noch öfter in die Textkiste zu greifen. Bis dahin lebe ich aber auch vorzüglich mit der instrumentalen Mischung aus Afrobeats, Funk- und Jazzbreaks.
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