laut.de-Kritik
Irgendwo im Studio ging das Biest verloren.
Review von Florian SchadeVielleicht ist es ein Rückfall in die große Zeit des Seattlesounds. Vielleicht aber auch einfach nur das Ergebnis dreier Rocker, die die Musik des Teufels spielen. "Charged" ist zwar nicht ganz so geladen, wie der Name glauben macht, aber die Idee, die dahinter steckt, ist immer noch herauszuhören: Musik zu machen, die deine Mutter dazu veranlassen könnte, dich zu enterben (wenn du sie hörst).
Ausgefranst klingende Gitarren und ein omnipräsenter Bass machen den Sound der Platte aus. Mit ihren Black Sabbath- Riffs reagieren Nebula zwar auf den immer noch hörbaren, aber langsam verhallenden Schrei nach traditionellem Rock, aber trotzdem produzieren sie doch nur einen Sound, der schon vor zwanzig Jahren die Welt revolutionierte: wir nennen ihn heute Grunge. Auch akustische Gitarren wie im "Travelin' Mans Blues" täuschen nicht darüber hinweg, denn der fast neunminütige Albumausklang "All The Way" hinterlässt einen insgesamt verdrogten, verratzten, verdreckten Eindruck.
Was Nebula dabei vor Langeweil schützt, sind die unglaublich getimeten Soli, die schön protzig und angeberisch, dabei aber so herrlich unnötig sind. Und trotzdem: Irgendwo im Studio ging das Biest verloren, das diese Band regelmäßig auf Livebühnen aus dem Käfig lässt. Die volle Nebula-Power kann eben nicht per Laser von einer runden Scheibe gelesen werden. Dabei ist "Charged" eigentlich passgenau wie das Konzept und die Musik der Band: Simpel und schlicht. Aber leider ist die Einsicht, die wir dieser Veröffentlichung abgewinnen, dass hin und wieder eben eine Band hergeht und eine neue Version von Gitarre, Bass und Schlagzeug aufnimmt.
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