laut.de-Kritik

Ruhig wie das Auge des Sturms, eindringlich wie seine Ausläufer.

Review von

Die ersten beiden Gelegenheiten, bei denen ich mit Neurosis in Berührung gekommen bin, beschränkten sich auf ein altes Tape über einen beschissenen Kassettenrecorder. Die Geräuschkulisse beeindruckte mich dann auch nicht weiter, und somit war die Band für mich auch schon nicht mehr interessant.

Dass das nicht unbedingt am Tape lag, sondern eher daran, dass man mit dem Sound Jericho jederzeit wieder in Schutt und Asche legen kann, habe ich dann erst etwas später bemerkt. Die Soundcollagen des Quartetts als anstrengend zu bezeichnen, wäre in etwa so, wie zu behaupten, dass Kollege Doblers Murmel nur spärlichen Haarverlust erkennen lässt.

Jetzt dreht sich aber "In The Eye Of Every Storm" in meinem CD-Schacht und hat so ziemlich gar nichts mit dem zu tun, was ich erwartet habe. Das Album folgt viel mehr dem Titel, soll heißen, es umgibt einen eine trügerische Ruhe. Wie im Auge eines Sturms, sind die acht Kompositionen der Jungs aus Oakland ein Ruhepol innerhalb einer kleinen Fläche, die sich jederzeit ins absolute Chaos auflösen kann.

Auch wenn Neurosis ihre brachialen Soundwände auf dem aktuellen Player weder großartig aufbauen, geschweige denn zum Einsturz bringen, so bleibt die Spannung und der Moment des Erwartens doch fast allgegenwärtig. Die zum Teil wieder überlangen Kompositionen wirken fragil, ohne dabei auch nur Ansatzweise ihre Bedrohlichkeit zu verlieren. Obwohl die Brachialität, welche Neurosis bislang auszeichnete, fast vollkommen außen vor bleibt, kann von einem Stilbruch keine Rede sein.

Die instrumentalen Passagen des Albums sind noch ausufernder und eindringlicher als bisher, man muss schon beinahe von Minimalismus sprechen. Selbst dann, wenn Scott und Steve zum Micro greifen, finden sie gelegentlich nur in den Drums oder einer Klaviermelodie Unterstützung.

"The Eye Of Every Storm" ist zwar kein zerstörerisches Werk musikalischer Depression geworden. Um einen gemütlichen Weltuntergang zu genießen, eignet sich das Album aber jederzeit.

Trackliste

  1. 1. Burn
  2. 2. No River To Take Me Home
  3. 3. The Eye Of Every Storm
  4. 4. Left To Wander
  5. 5. Shelter
  6. 6. A Season In The Sky
  7. 7. Bridges
  8. 8. I Can See You

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