laut.de-Kritik

Neues Studioalbum vom alten Specials-Sänger.

Review von

Es ist doch immer dasselbe. Die Messlatte alter Glanztaten hängt in unerreichbaren Höhen und etliche Best Ofs erinnern jedes zweite Weihnachten an die glorreiche Vergangenheit. Trotzdem wollen die mittlerweile 40- bis 50-jährigen Beteiligten ihren Ruhm nicht im Stillen auskosten, sondern veröffentlichen fleißig neue Platten, die meist so notwendig sind wie ein Soloalbum von Dave Wyndorf.

Neuestes Beispiel: Neville Staple, ehemals Sänger und Percussionist der gottlob nicht nur in Ska-Kreisen verehrten, weil wichtigen Punkband The Specials (file under: "Black Punk"). Größte Zeit: 1979 bis 1981, aufgelöst irgendwann zwischen 1982 und 1984. Danach Beteiligung an der müden Ska-Pop-Combo Fun Boy Three, die ihrerseits mit Bananarama kollaborierte, und in den 90er Jahren an halbgaren Specials-Reunions.

2004: The Rude Boy returns. In seiner Heimat Coventry verkroch sich Staple in sein Studio, überredete The Damned-Drummer Rat Scabies und Ex-Clash-Gitarrist Mick Jones zu kleinen Gastauftritten und präsentiert nun vierzehn neue, doch nur halbwegs kantige Songs, die ihn als Senior Rudeboy auszeichnen sollen. Dies tut eher die der CD beiliegende DVD, die Staples Auftritt beim 40. Geburtstag der in Ska-Kreisen beliebten Textilfirma Ben Sherman vom September 2003 dokumentiert. Dort trägt Staple mit bunter Blaskapelle alte Hits wie "Gangsters" oder "Monkey Man" vor, allerdings schön angereichert mit Interviews einiger Specials-Mitglieder und Wegbegleiter (u.a. Ex-Manager Pete Waterman, bekannter als Karrierehilfe für Bananarama).

Natürlich bestimmt Staples markante Stimme auch maßgeblich die neuen Songs, ohne verhindern zu können, dass im Hintergrund alte Klassiker wie "Concrete Jungle" verblassen. "Place In Life", "Why So Rude" und "Pressure" liefern nette Singalong-Pop-Refrains, die Akkorde von "Keep On" erinnern an "Do Nothing" und jener Klassiker darf in einem etwas verlangsamten Remake mit neuem, etwa dreiminütigem Mittelteil auferstehen, ohne den wir aber sicher alle weiter gelebt hätten.

Die platte Nummer "Cow Cow Yicky" mit Lead Belly lässt erahnen, was aus einer unheilvollen Koop zwischen Shaggy und Rednex resultieren könnte, der Ska Marke "Indien flavoured" Panjabi MC mit Gastrapper KS Makhan darf auch als überambitioniert umschrieben werden. Schön dagegen der Reggae von "Since You've Been Gone" oder das hippelnde "Best Of What You Got" im Dancehall-Style. Ein Teil des Album-Erlöses spendet Staple übrigens an eine afrikanische Wohltätigkeits-Organisation, die sich um obdachlose Straßenkids kümmert, von denen es allein im östlich gelegenen Tansania 20.000 gibt. Mal ein anderes und nicht minder wichtiges Motto im Vergleich zum tot postulierten "Ska against racism"-Claim.

Trackliste

  1. 1. Place In Life
  2. 2. Why So Rude
  3. 3. Do Nothing
  4. 4. Pressure
  5. 5. Cow Cow Yicky
  6. 6. Pick It Up
  7. 7. Since You've Been Gone
  8. 8. Easy
  9. 9. Writing On The Wall
  10. 10. Keep On
  11. 11. Best Of What You Got
  12. 12. Yellow Star
  13. 13. Better 2 Know
  14. 14. Nachna (Indian Ska)
  15. 15. Bonus Track: Pressure (Dance Mix)

Recorded live 2003 at the Ben Sherman 40th birthday party

  1. 1. Concrete Jungle
  2. 2. Man At C&A
  3. 3. Gangsters
  4. 4. Monkey Man
  5. 5. Little Bitch
  6. 6. Summer Down
  7. 7. Pressure Drop
  8. 8. Guns Of Navarone
  9. 9. Rat Race
  10. 10. Too Hot
  11. 11. Enjoy Yourself
  12. 12. A Message To You Rudy

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