laut.de-Kritik

Zum Teufel, haben die Jungs von heute keine Eier?

Review von

Der Zahn der Zeit nagt an Normalsterblichen wie Showgrößen gleichermaßen und wird demzufolge auch vor Eros Ramazzotti nicht Halt machen. Mit Nevio Passaro steht allerdings bereits ein würdiger Erbe Gitarre bei Fuß, um den italienischsprachigen Schmacht-Pop für die nächste Generation junger Damen attraktiv zu machen. Das Zeug und vor allem die Stimme dazu hat er.

Nevios Gesangstalent: Nicht von schlechten Eltern. Wer die letzte Staffel einer recht populären TV-Casting-Show verfolgt hat, den wird dieser Umstand wohl kaum überraschen. Gewonnen hat damals zwar ein anderer, pünktlich zur nächsten Runde im Superstar-Fieber tritt Nevio jedoch wieder heraus aus dem Schatten des Vergessens, in den Tobias Regner soeben zu versinken droht.

Schade eigentlich. Dieser konnte Nevio stimmtechnisch zwar zu keiner Zeit das Wasser reichen, ließ jedoch (ausgesprochen domestiziert zwar, aber immerhin) etwas erkennen, das Nevio offenbar völlig fehlt: Zum Teufel nochmal, haben die Jungs von heute keine Eier? Heulsusentum liegt im Trend. Ich prangere das an. Akustische Gitarre, Piano, Streicher. Soweit okay, leider erdrücken die pompösen Arrangements zu oft die in der Tat beachtlich gefühlvolle und ausdrucksstarke Stimme. Viel zu viele "Aaaah-Aaaah"-Chöre im Hintergrund fressen sich wie Schwefelsäufe durch meine gute Laune.

In aller Regel beginnen Nevios Nummern hübsch leise. Spätestens in der zweiten Strophe rauben dann wenig experimentierfreudige Soft-Pop-Standards dem Gesang die Tragweite. Bedauerlich. Die Single "Amore Per Sempre" bildet in dieser Hinsicht nur ein Beispiel von vielen, auch wenn hier gegen Ende noch mit erstaunlich mächtigen Drums aufgewartet wird.

Ich bin wahrhaftig kein Freund der Lagerfeuer-Gitarre, weswegen mir "Halt Mich" (wie auch der Einstieg zu "Run Away") derbe aufstößt. Wenn es schon eine Grönemeyer-Nummer sein muss, dann doch bitte nicht diese Jaulerei. Dennoch: Endlich erhält Nevios Stimme einmal die Aufmerksamkeit, die sie verdient. Mehr als ein paar Gitarrensaiten braucht dieser Bursche nicht, um sich darauf zu stützen. Gegen die Originalfassung des Currywurst-Königs gewinnt diese Version allemal.

Viel mehr Spaß macht es, wenn Nevio (zu selten) ein wenig Fröhlichkeit und Pfeffer einstreut oder sich gar (viel zu selten) fernab der ausgetretenen Pfade bewegt. "Belissima" beispielsweise kommt hübsch schwungvoll des Weges. Auch im luftigen "Vedrai" tönt Nevio noch kraftvoller als in seinen Schmacht-Arien. Die absolute Krönung stellt in meinen Augen allerdings "Grappolo Di Vita" dar. Zu gedämpfter Trompete, Barpiano und swingendem Rhythmus sehe ich einen jugendlichen italienischen Sinatra im Frack eine glitzernde Showtreppe hinabsteigen: Solches will ich hören! Originell, gar nicht angestaubt und vor allem: nicht ersoffen im Schmalz.

"Endlich bin ich wieder hier. Endlich darf ich nach den Sternen greifen." Das darfst du, Junge. Ich bin sicher, Scharen verzückter Ladys legen dir ein paar davon zu Füßen.

Trackliste

  1. 1. Amore Per Sempre
  2. 2. Lo Dico A Te
  3. 3. Bellissima
  4. 4. Run Away
  5. 5. Halt Mich
  6. 6. Vorbei
  7. 7. Grappolo Di Vita
  8. 8. Stella
  9. 9. Sano Egoismo
  10. 10. Vedrai
  11. 11. Alleluia Girl
  12. 12. Dolphins Make Me Cry

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