laut.de-Kritik

Wohltätigkeit allein heiligt nicht die Mittel ...

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Fünf Jahre sind seit dem letzten Live-Dokument von New Order ins Land gegangen, aber das ist höchstwahrscheinlich nicht der Hauptgrund für vorliegende Veröffentlichung. Einerseits handelt es sich wie schon 2011 bei The Cures Bestival-Release um einen wohltätigen Akt, da sämtliche Erlöse direkt an den Isle Of Wight Youth Trust gehen, eine Organisation, die Menschen unter 25 Jahren unterstützend berät.

Zum anderen ist es für die seit 2011 neu reformierte Band eine prima Gelegenheit, ihr Post-Peter Hook-Line Up vorzustellen, bevor neues Studiomaterial erscheint. War "Lost Sirens" im Frühjahr noch ein Outtakes-Album alter Hooky-Tage, tritt nun erstmals Neu-Basser Tom Chapman in Erscheinung. Die Fußstapfen sind groß - und dessen wird man sich hier leider oft bewusst.

Die Annahme, dass ein Bassist locker zu ersetzen sei, ist aus Sicht New Orders, die seit 30 Jahren relativ erfolgreich ihren Ex-Sänger ersetzen, irgendwo nachvollziehbar. Doch Hooks vibrierend-treibende Rhythmusarbeit und sein spezieller Sound fehlt auf "Live At Bestival" doch öfter als man glaubt. Auch wenn man nicht so weit gehen muss, die Band im gehässigen Hook-Duktus als "New Order-Tribute-Band" zu bezeichnen.

Sicher ist, dass Chapmans Bass hinter den zwei Gitarren seiner Kollegen beschämend untergeht - ob Hook sich das hätte gefallen lassen oder ob Chapman schlicht dem unausgewogenen Soundmix zum Opfer fiel, bleibt Spekulation. Ansonsten präsentieren die Briten hier ihr übliches Best Of-Set mit kleinen Überraschungen. Das 1983er-Stück "586" geht ordentlich nach vorne und macht auch im Festivalkontext Sinn, "Regret" bleibt ein Juwel (man hört sogar Chapmans Bass, wow!) und "Love Will Tear Us Apart" gehört ans Set-Ende wie der Stein aufs Grab (auch wenn der fehlende Bass-Druck hier ausnahmsweise Tränen der Verzweiflung ins Gesicht drückt).

Die völlig hanebüchene Rave-Version von "True Faith" hätte allerdings nicht sein müssen und auch der Schädeldecke-Lupfer "Blue Monday" bleibt weit hinter seinen Möglichkeiten. Richtig ärgerlich gerät aber das Joy Division-Juwel "Isolation", das im Original mehr als andere Songs von Curtis' schräger Gesangskunst lebt, und hier wie ein Cover dieser schlimmen deutschen Synthpop-Kapellen klingt. Ein "Du-du-dup-dup"-Part von Sänger Sumner setzt dem Grauen dann die Krone auf.

Wer für diese Art von Detailkritik von Natur aus unempfänglich ist - hey, Hits sind schließlich Hits - bekommt hier eine nette Show geboten. Die anderen dürfen sich weiter streiten, welche Tribute-Band nun besser ist: Die aktuellen New Order oder Hooks Nostalgie-Gruppe The Light.

Trackliste

  1. 1. Elegia
  2. 2. Regret
  3. 3. Isolation
  4. 4. Krafty
  5. 5. Here To Stay
  6. 6. Bizarre Love Triangle
  7. 7. 586
  8. 8. The Perfect Kiss
  9. 9. True Faith
  10. 10. Blue Monday
  11. 11. Temptation
  12. 12. Transmission
  13. 13. Love Will Tear Us Apart

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