2023 verkauften nach Taylor Swift die K-Pop-Gruppen Seventeen und Stray Kids die meisten Alben. Ausschlaggebend ist das Marketing.

London (elv) - Alljährlich veröffentlicht The International Federation of the Phonographic Industry, kurz IFPI, die Liste der Künstler:innen mit den meisten Verkäufen an Alben weltweit innerhalb eines Jahres. Dass Taylor Swift 2023 erneut Platz eins erreichte, wundert die wenigsten. Schon erstaunlicher ist, dass die K-POP Gruppen Seventeen und Stray Kids die Plätze zwei und drei belegen.

Seventeens EP "Seventeenth Heaven" wurde mehr als 5,2 Millionen mal vorbestellt und ist das Album mit den meisten Preorders in der K-Pop-Industrie. Stray Kids liegen mit "5-Star" und rund 5,1 Millionen Vorbestellungen nur knapp dahinter. Sie sind jedoch nicht die einzigen K-Pop-Acts in dieser Liste. Auch Tomorrow X Together, NewJeans, IVE und NCT Dream sind unter den Top 20 vertreten. Dass gerade die koreanischen Bands sich so gut verkaufen, hat gleich mehrere Gründe.

Einerseits wird das Genre immer beliebter in den westlichen Ländern. Das zeigt sich unter anderem dadurch, dass Acts wie Blackpink bei dem Coachella Festival in den USA und Stray Kids in Lollapalooza in Paris Headliner sind. Und auch sonst gehen immer mehr Gruppen außerhalb Asiens auf Tour.

Auch der Kauf von Alben ist so leicht wie noch nie. Während man vor einigen Jahren gerade mal ein oder zwei Anbieter hatte, die nach Deutschland lieferten, ist die Auswahl mittlerweile riesig. Das führte dazu, dass westliche Labels immer mehr Artists aus Korea unter Vertrag nehmen. Was dann wiederum den Verkauf in den USA und Europa weiter vereinfacht. Für neue Alben ist es außerdem der Standard, dass sie in verschiedenen Versionen erscheinen. Während die Musik gleich bleibt, ändern sich das Design und der zusätzliche Inhalt, wie zum Beispiel die Konzeptfotos. Und dann gibts da auch noch sogenannte 'Fotokarten' ...

Fotokarten sind nichts anderes als Sammelkarten à la Pokémon oder Baseball. Nur anstatt kleiner Monster oder Spieler werden Fotos von den Idols auf die Karten gedruckt. Das Marketing dahinter ist pures, kommerzielles Gold: Nehmen wir Stray Kids mal als Beispiel. Die Gruppe besteht aus acht Mitgliedern, und für ihr Album "5 Star" veröffentlichten sie eine limitierte Version, drei Standardversionen und dann noch obendrauf Digipacks mit 'Member-Covers'. Das bedeutet nichts anderes als acht verschiedene Digipacks - eben eines für jedes Mitglied. Macht schon mal zwölf Alben die man sich kaufen könnte. Jedes Mitglied bekommt auch noch vier verschiedene Fotokarten (bei First Press sogar fünf). Das heißt, möchte man alle Karten von allen Mitgliedern sammeln, sind das 32 bzw. 40 Stück. Der große Hack dahinter: Ein Album enthält nur zwei Fotokarten, und diese werden zufällig verteilt. Auch wenn man sich die Memberversion seines Lieblings holt, heißt das nicht, dass man auch die Fotokarte dieses Mitglieds bekommt.

Die riesige Anzahl an Vorbestellungen hat noch einen weiteren Grund. Bei gewissen Verkaufsstellen erhält man als Käufer:in noch sogenannte 'Pre-order Benefits'. Das sind meisten weitere Fotokarten zum Sammeln. Und natürlich auch wieder zufällig verteilt. Die einzelnen Verkäufer bekommen die Rechte zu exklusiven Karten der Idols - anders ausgedrückt, jeder Store hat andere Bilder der Mitglieder. Diese Sammelkarten erhält man auch ausschließlich während der Vorbestellungsphase. Für Fans die gerne alles sammeln, bedeutet das, dass sie sehr tief in die Geldtasche greifen müssen. Für die Labels hingegen ist es eine einfache Möglichkeit sehr schnell sehr viel Geld zu machen. Dass die Gruppen auch ohne dieses Marketing riesige Erfolge feiern, steht außer Frage. Nicht umsonst charten auch Songs, die ohne Alben erscheinen. Doch ohne Fotokarten und Co. wäre die Anzahl an Vorbestellungen geringer.

Die Top 20 der best selling Künstler:innen 2023 waren:

  1. Taylor Swift (US)
  2. Seventeen (Südkorea)
  3. Stray Kids (Südkorea)
  4. Drake (Kanada)
  5. The Weeknd (Kanada)
  6. Morgan Wallen (US)
  7. Tomorrow X Together (Südkorea)
  8. NewJeans (Südkorea)
  9. Bad Bunny (US / Puerto Rico)
  10. Lana Del Rey (US)
  11. Ed Sheeran (GB)
  12. IVE (Südkorea)
  13. SZA (US)
  14. Eminem (US)
  15. NCT Dream (Südkorea)
  16. Zach Bryan (US)
  17. Travis Scott (US)
  18. Kanye West (US)
  19. Post Malone (US)
  20. King & Prince (Japan)

Fotos

Seventeen

Seventeen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Seventeen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Seventeen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Seventeen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Seventeen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Seventeen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Seventeen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Seventeen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Seventeen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Seventeen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Seventeen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Seventeen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Seventeen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Seventeen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Seventeen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Seventeen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Seventeen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof)

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3 Kommentare

  • Vor 9 Monaten

    >Während die Musik gleich bleibt, ändern sich das Design und der zusätzliche Inhalt

    Also Modern Talking waren da konsequenter, das hat sich sogar albumübergreifend weder Design noch Inhalt geändert.

  • Vor 9 Monaten

    Ich glaube, ungefähr seit den 50er Jahren sind Verkaufscharts wenig aussagekräftig, und seit Streaming besonders wenig. Ich würde meinen, die Liste oben sagt etwas zur Treue der Fans aus, daß sie Alben zu erwerben. Das ist ohne Häme eine sehr lobenswerte Sache. Zur kulturellen Relevanz hat das aber nur sehr bedingt etwas zu sagen.

  • Vor 9 Monaten

    "Doch ohne Fotokarten und Co. wäre die Anzahl an Vorbestellungen geringer."
    Das lässt sich nicht bestreiten. Zudem gibt es noch andere Sonderaktionen und Fanevents. Was die Fotokarten angeht, sollte das aber auch nicht überschätzt werden. Für diese existiert ein globaler, semiprofessioneller Sekundärmarkt, der sich über soziale Medien organisiert hat. Da wird international in erheblichen Maße getauscht und gehandelt.