Deutschpop-Monstrosität und neuerdings auch Virologen-Club Culcha Candela weiß: Der Corona-Virus ist etwa so gefährlich wie "über die Straße gehen".

Berlin (ynk) - Es gibt viele Stimmen zur Lockdown-Situation. Wo selbst die erfahrensten und renommiertesten Forscher, Virologen und Wissenschaftler höchstens vage Aussagen zu treffen vermögen und die ganze Regierung gerade auf Sicht fährt, stellt sich eine offensichtliche Frage: Was denken Culcha Candela über die Situation? Mit mehreren fachkundigen Tweets schaltet die Band sich nun in den Diskurs ein und meint: Ist doch alles gar nicht so wild. Dürfen wir nicht einfach wieder Festivals machen, büddebüdde?

Fairerweise: Klar ist es furchtbar, dass die Musikbranche gerade auf Eis liegt, es gibt wohl niemand, der den Lockdown richtig geil findet und das am liebsten bis 2025 so weitermachen würde. Aber trotzdem ist genau diese Logik, was uns momentan absolut zurückwerfen könnte: 'Ach, dann sterben nur ein paar Leute, dann ist es eben so'. Lässt sich leicht sagen, wenn man selbst (so mehr oder weniger) jung ist und keinen Risiko-Fall im näheren Umkreis kennt.

Da verstecken sich diese Anflüge von Sozialdarwinismus, die gerade bei allen auftauchen, die ihre eigene Haut über das Leben der Verwundbaren der Gesellschaft stellen. Muss etwas getan werden, um das Überleben der Kulturbranche und anderer betroffener Industrien zu sichern? Ja. Sicher. Aber es gibt Nuancen zwischen "Wir sperren Deutschland für immer und ewig zu, damit nie wieder jemand stirbt" und "Hey, wir haben's versucht und würden jetzt echt gerne wieder 'Hamma' vor hundert Besoffskis bei Rock Im Park spielen, können wir die ganzen Alten nicht einfach draufgehen lassen? Was haben die je für uns getan?".

Es ist eben alles nicht einfach. Niemand weiß genau, wie die Langzeitfolgen der Krankheit genau verlaufen, niemand weiß, wie sich die Verbreitung weiter entwickeln wird. Nur, weil wir in Deutschland bisher überraschend effektiv vorgegangen sind, geht es uns hier besser als in vielen anderen Ländern. Natürlich muss man über Lockerungen und Hilfen diskutieren, aber bestenfalls einfühlsam und vorsichtig. Nicht mit "Lol" und achselzuckenden Smileys. Da hilft dann auch die halbherzige Klarstellung nur wenig:

Der Klassiker: "Mir sind Menschenleben ja nicht egal, aber...". Oh je. Da haben sie sich ihr Twitter-Dragging aber redlich verdient. Da hat der Chef es heute morgen im digitalen Büro gut getroffen: Bei solchen Dödeln wundert es nicht, dass die eine Mortalitätsrate von über einem Prozent beim über-die-Straße-gehen haben.

Fotos

Culcha Candela

Culcha Candela,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Culcha Candela,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Culcha Candela,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Culcha Candela,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Culcha Candela,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Culcha Candela,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Culcha Candela,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Culcha Candela,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Culcha Candela,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Culcha Candela,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Culcha Candela,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Culcha Candela,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Culcha Candela,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Culcha Candela,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig)

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16 Kommentare mit 21 Antworten

  • Vor 3 Jahren

    Mein Eindruck ist, dass CC einfach mal zeigen wollten, dass sie Statistik können. Wahrscheinlich sogar operativ ausrechnen und so.. mit Dreisatz und 1% selbstverständlich. Nicht übel nehmen, Botschaft ist angekommen. Ihr könnt Mathe.

  • Vor 3 Jahren

    Mir scheint als wolle Itchybän nicht wahrhaben dass er mittlerweile zur Risikogruppe gehört.

  • Vor 3 Jahren

    Traurig, sie hatten einst so viel Potential, doch wurden dann Müll. Und daran halten sie fest! Immerhin konsequent!

    • Vor 3 Jahren

      Naja Potential. Retrospektiv betrachtet sind auch die ersten Alben, die seinerzeit gefeiert wurden, ziemlicher Rotz. Nicht in dem Maße Rotz wie das Zeug ab „Culcha Candela“, aber trotzdem substanzloser Rotz.
      Dieses wiederkehrende Muster, Output von Künstlern vor deren kommerziellen Durchbruch als „viel besser“ zu bezeichnen (vgl. Black Eyed Peas / Coldplay / Muse und Konsorten), trifft halt nicht immer zu. Im Fall von CC bedeutet das: die waren schon immer scheisse.